Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Leitartikel zur Klimakonferenz
Das ist das Endspiel!

TOPSHOT - A man looks at a digital display at an exhibition by the Andrey Melnichenko Foundation during the COP28 United Nations climate summit in Dubai on December 1, 2023. World leaders take centre stage at UN climate talks in Dubai on December 1, under pressure to step up efforts to limit global warming as the Israel-Hamas conflict casts a shadow over the summit. (Photo by Ludovic MARIN / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Diese Klimakonferenz ist der Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters. Oder sie wird zum Steigbügel für weitere Jahrzehnte guter Geschäfte der Erdöl- und Erdgasindustrie.

Das mag endgültig klingen. Aber Tatsache ist, dass es keinen Spielraum für weitere unzureichende Kompromisse mehr gibt, wenn die Klimaziele des Pariser Abkommens erreicht werden sollen. Die Verhandlungen in Dubai sind wohl die letzte Chance, um den Ausstieg aus den fossilen Energien durch die Kraft einer starken Weltpolitik noch in dieser Dekade massiv zu beschleunigen.

Die Klimakonferenz ist deshalb seit dem historischen Abkommen von Paris 2015 das wichtigste Treffen der Vertragsstaaten. Diesmal geht es um mehr als technische Regeln, wie der Klimavertrag umgesetzt werden soll. In den nächsten zehn Tagen sollten sich die Regierungen auf eine gemeinsame erste Bilanz der bisherigen Massnahmen einigen und entsprechend darauf reagieren.

Unbestritten ist: Die aktuellen Klimapläne und Zugeständnisse der Vertragsstaaten reichen insgesamt nicht aus, orientiert man sich an den Szenarien des Weltklimarates IPCC. Inzwischen zweifelt zumindest offiziell kein Staat mehr an den Erkenntnissen der Wissenschaft. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Gastgeberland der Konferenz und Land mit den weltweit sechstgrössten Erdölreserven, unterstützen den Kurs der Klimaforscher: Bis 2030 sollten die Emissionen der Treibhausgase gegenüber 2019 um 43 Prozent sinken.

Fossile Energie bleibe unverzichtbar, sagte Konferenzpräsident Sultan al-Jaber. Das ist Balsam für die Erdöl- und Erdgasstaaten.

Ansonsten nimmt das Risiko deutlich zu, dass sich die Erde mehr als 1,5 Grad erwärmt, Ökosysteme im Meer und auf dem Land unwiderruflich aus dem Gleichgewicht geraten und Wetterextreme noch häufiger und stärker werden. Die globalen Emissionen sind jedoch bis jetzt kontinuierlich gestiegen, im besten Fall beginnen sie im nächsten Jahr zu sinken.

Umstritten ist allerdings die Umsetzung des Klimaabkommens. Darin sind sich die Vertragsstaaten nicht einig. Konferenzpräsident Sultan al-Jaber, Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien, erklärte an der Eröffnung der Konferenz unmissverständlich, die fossile Energie sei unverzichtbar für eine sichere, globale Energieversorgung. Das ist Balsam für jene Erdöl- und Gasstaaten, die in den nächsten Jahren Hunderte Milliarden für neue Quellen investieren.

CO₂-Emissionen aus der Industrie und von fossilen Kraftwerken sollen, so das Credo von al-Jaber, mithilfe «sauberer Technologien» entfernt und im Untergrund gespeichert werden. Und dann gibt es noch das Verfahren, CO₂ direkt aus der Atmosphäre zu filtern. Der IPCC rechnet auch mit diesen Methoden, aber nur dann, wenn es keine klimaneutralen Alternativen gibt. Die Botschaft des Weltklimarates ist deshalb eindeutig: keine neue fossile Infrastruktur mehr, schneller Ausstieg aus den fossilen Energien.

Al-Jaber wird jedoch alles unternehmen, um in den nächsten Tagen eine möglichst grosse Allianz zu gewinnen und den Ausgang der Konferenz mit seinen Ideen zu prägen. Kandidaten sind alle jene armen Entwicklungsstaaten, die bisher vom Ausbau der erneuerbaren Energien wenig profitieren und sich von den reichen Industrieländern im Stich gelassen fühlen.

Das Misstrauen der Ärmsten gegenüber den Reichen muss an der Konferenz abgebaut werden.

Al-Jaber, auch Chef des staatlichen Erdölkonzerns Adnoc, verkündete an der Eröffnung für die weiteren Verhandlungen taktisch klug, die Emirate würden 100 Millionen Dollar für den neuen Katastrophenfonds einzahlen, zugunsten der Staaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen seien. Deutschland verspricht weitere 100 Millionen, die USA hingegen, die historisch betrachtet bisher am meisten Emissionen produziert haben, wollen sich nur mit etwa 17 Millionen beteiligen.

Die Industrieländer, allen voran die USA, tun gut daran, den Entwicklungsländern nun deutlich zu signalisieren, dass sie ernsthaft bereit sind, die Ärmsten beim Aufbau einer fossilfreien Energieversorgung und einer klimaneutralen Gesellschaft finanziell und mit viel Know-how zu unterstützen. Die von den Industriestaaten versprochenen 100 Milliarden Dollar jährlich für den Klimaschutz der ärmsten Staaten stehen bis heute nicht vollständig bereit. Auch den neu geschaffenen Katastrophenfonds hatten die USA und die EU in den ersten Verhandlungen bekämpft.

Wird das Misstrauen der Ärmsten gegenüber den Reichen an der Konferenz nicht abgebaut, haben die Industriestaaten nur eine geringe Chance, der Klimakonferenz ihren Stempel aufzudrücken. Der Schweizer Umweltbotschafter Felix Wertli hat das Ziel so ausgedrückt: Die Wirtschaft müsse nach der Konferenz wissen, dass die Zukunft nur in der erneuerbaren Energie liege.