Regen in SichtTief drückt das Trocken-Bollwerk weg – folgt dann «Hudelwetter» zu Ostern?
Die lange Trockenheit auf der Alpennordseite neigt sich dem Ende zu, ab Sonntag stellt sich die Wetterlage um. Die (noch unsicheren) Aussichten für Ostern sind eher unschön.
- Die anhaltende Trockenheit führt zu tiefen Pegelständen in Schweizer Gewässern.
- Hochdruckgebiete über Europa blockierten seit Februar das Geschehen.
- Ab dem Wochenende stellt sich die Wetterlage nachhaltig um, auf Ostern hin zeichnet sich kühles und nasses Wetter ab.
Auf der Alpennordseite der Schweiz herrscht seit mehreren Wochen Trockenheit. Auf einen rekordtrockenen Februar, in dem verbreitet nur fünf bis zehn Prozent der üblichen Niederschlagsmengen fielen, folgte vor allem in der Ostschweiz ein fast ebenso trockener März. Im April fiel bisher auf der Alpennordseite praktisch kein messbarer Niederschlag.
Die Trockenheit in Kombination mit der ausgeprägten Schneearmut in den Alpen macht sich derzeit vor allem in den Gewässern bemerkbar. Die Pegelstände des Bodensees und des Zürichsees sind für die Jahreszeit sehr tief. Auch die Fliessgewässer führen nur wenig Wasser. Wie die Messdaten des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zeigen, liegen die Abflussmengen von grösseren Flüssen wie Rhein, Aare, Reuss, Thur oder Limmat nur noch leicht oberhalb der historisch minimalen Tagesmittel.
Kleinere Gewässer sind stellenweise bereits ausgetrocknet
Der Rheinfall bei Schaffhausen bietet derzeit wegen Wassermangels ein wenig spektakuläres Bild. Deutlich bemerkbar macht sich die Trockenheit auch im Untersee, also dem unteren Teil des Bodensees. Dort liegt der Pegelstand im Bereich des bisherigen Allzeittiefststandes.

Kleinere Gewässer sind stellenweise bereits ausgetrocknet, so zum Beispiel die Töss bei Winterthur. Das ist für diesen Fluss, bei dem ein Teil des Wassers wegen der Beschaffenheit des Untergrunds versickert und unterirdisch abfliesst, zwar grundsätzlich nicht aussergewöhnlich. Allerdings kommt die Austrocknung des Flussbetts in diesem Jahr sehr früh. Normalerweise ist das sonst eher im Spätsommer oder Frühherbst der Fall.

Die anhaltende Trockenheit macht sich auch in den ersten 50 Zentimetern der Böden bemerkbar, wie das Swissmex-Graslandmessnetz der ETH Zürich zeigt. Die Daten verschiedener Messstellen zeigen zwar tiefe Werte, dennoch sind die Bedingungen noch nicht «extrem trocken», wie ETH-Klimaforscherin Sonia Seneviratne sagt. So waren 2022 die Verhältnisse zum Beispiel deutlich trockener zu dieser Jahreszeit. «Für den Sommer wird wichtig sein, wie sich die Bedingungen in den kommenden Wochen entwickeln», sagt Seneviratne.
Für einen trockenen Sommer könnte der Beginn einer Austrocknung auch erst im Juni oder sogar im Juli sein. Die aktuellen Messungen und Modelle ermöglichen jedoch keine langfristigen Prognosen, sie können höchstens die Vorwarnzeit für Trockenheit um einige Wochen verlängern.
Hochdruck für Trockenheit verantwortlich
Verantwortlich für diese Trockenheit ist die grossräumige Wetterkonstellation, die seit mehreren Wochen über dem europäischen Kontinent anhält. Die Analyse der Wetterkarten zeigt, dass sich seit Anfang Februar im Prinzip derselbe Wetterablauf ständig wiederholt hat.
Die Strömung wurde grundsätzlich von kräftigen Hochdruckgebieten dominiert, also Gebilden, in denen hoher Luftdruck und damit stabiles und trockenes Wetter herrscht. Diese Hochs befanden sich mit ihrem Zentrum mal westlich über England, dann wieder direkt über Mitteleuropa oder wenige Hundert Kilometer östlich über Polen oder dem Balkan.
Die Konsequenz war aus Schweizer Sicht immer etwa dieselbe: Die Luft kam meistens aus östlicher Richtung und war daher trocken. Tiefdruckgebiete, die vom Atlantik her grossflächig Regen hätten bringen können, wurden abgeblockt. Wenn in der Phase zwischen der Abschwächung eines alten und dem Erstarken eines neuen Hochs Frontensysteme das Land erreichten, waren diese bereits derart abgeschwächt, dass kaum ein Tropfen Niederschlag fiel.
Etwas anders sieht die Sache auf der Alpensüdseite aus, also im Tessin und in Südbünden. Während auf der Alpennordseite Föhn und Trockenheit herrschten, kam es dort im März zweimal zu intensiven Niederschlägen. Das lag daran, dass von Südwesten her Feuchtigkeit herangeführt wurde, die im Stau der Alpen regelrecht ausgepresst wurde.
Zusammenhang mit dem Klimawandel unsicher
In der Meteorologie ist in solchen Fällen von einem sogenannten «Blocking» die Rede. Es handelt sich also grundsätzlich um ein bekanntes Phänomen. Blockadelagen können übrigens nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Regen bringen. Das war im Sommer 2024 der Fall, als es vor allem in Mittel- und Osteuropa – also derselben Region, die jetzt stark von Trockenheit geplagt ist – zu teils verheerendem Hochwasser kam, weil sich Tiefdruckgebiete regelrecht eingenistet hatten.
Wissenschaftler warnen seit längerem davor, dass ein Zusammenhang bestehen könnte zwischen dem Klimawandel und der Persistenz (Verweildauer) von bestimmten Grosswetterlagen.
Die grossräumigen atmosphärischen Prozesse unterliegen jedoch erwiesenermassen auch natürlichen zyklischen Schwankungen. Diese können sehr ausgeprägt sein. Es ist also ausgesprochen schwierig, einen Zusammenhang mit der Erderwärmung herzustellen. «Bezüglich der Veränderung der Häufigkeit bestimmter Wetterlagen liegen uns bislang in Europa keine eindeutigen Signale vor», sagt dazu Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz.
Ab dem Wochenende kommt die Umstellung
Wie der Blick auf die Wettermodelle zeigt, deutet sich nun aber eine baldige Umstellung der Wetterlage an – und damit wohl auch eine Abmilderung oder sogar ein Ende der Trockenheit.
Bis am Samstag setzt sich die Hochdruckdominanz noch fort. Von den Britischen Inseln her kommend macht sich dann aber ab Sonntag ein atlantisches Tiefdruckgebiet daran, das Bollwerk zu knacken. Im Vorfeld dieses Tiefs drehen die Winde über dem Alpenraum am Wochenende zuerst auf Südwest, es kommt Föhn auf. Am Freitag, Samstag und Sonntag wird es dadurch nochmals sehr mild bei Höchsttemperaturen über 20 Grad.
Gemäss den aktuellen Prognosen drückt das Tief dann im Verlauf der kommenden Woche mehr und mehr nach Mitteleuropa hinein. In der milden, aber zunehmend feuchten Luft werden sich voraussichtlich bereits am Sonntag erste Schauer und Gewitter bilden. Diese dürften wegen des Föhns zunächst eher die Westhälfte der Schweiz betreffen.
Mit dem Heranrücken des Tiefs wird sich das Schauerwetter dann aber von Tag zu Tag weiter nach Osten vorarbeiten. Oder wie es der Deutsche Wetterdienst in seiner synoptischen Übersicht durchaus treffend formuliert: «Am Ende der Trockenheit wird gearbeitet.»
So wie es jetzt aussieht, wird die definitive Umstellung der Wetterlage pünktlich zu Beginn der Osterfeiertage erfolgen. Mitteleuropa und die Schweiz lägen dann mittendrin im Einflussbereich eines Höhentiefs, was eigentlich eine durchaus typische Wetterlage für diese Jahreszeit wäre.
Die Folge: kühles, windiges und regnerisches «Hudelwetter». Je nachdem könnte über das Osterwochenende sogar Schneefall wieder zum Thema werden. Wegen des langen Prognosehorizonts sind solche Details aber noch unsicher.
Eines ist aber jetzt bereits klar: Die grossräumige Umstellung der Wetterlage – und damit auch ein allmähliches Ende der Trockenheit – nimmt am kommenden Wochenende ihren Anfang. «Der Regimewechsel ist gesichert», sagt dazu Yves Karrer, Meteorologe bei Meteo Schweiz.
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