Trockenheit bis OsternTiefe Wasserstände der Schweizer Seen und Flüsse erholen sich nicht
Die kleinste Bodenseeinsel ist zu Fuss erreichbar, Schiffe können nicht überall anlegen. Besserung könnte es ab Ostern geben.

Die rekordtiefen Wasserpegelstände der Schweizer Seen und Flüsse erholen sich vorerst voraussichtlich nicht. Gemäss dem privaten Wetterdienst Meteonews bleibt es zumindest bis am Samstag trocken, ein wenig nasser soll es in der Osterwoche werden.
Dann zeigen mittelfristige Trends überdurchschnittliche Niederschläge vor allem im Süden an. Ob diese eine Entspannung der Trockenheit bringen, sei vor allem aber im Norden sehr fraglich bis unwahrscheinlich, schrieb Meteonews. Auch die mittel- und langfristigen Trends für die Monate Mai bis Juli, auf die sich der Wetterdienst bezieht, fallen insgesamt eher trocken aus.
Flächendeckende und anhaltende Niederschläge wären erforderlich, damit sich die Wasserstände in Seen und Flüssen normalisieren können, teilte das Bundesamt für Umwelt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag mit. Einzelne und lokale Gewitter könnten punktuell zu einem Anstieg führen, hätten jedoch kaum einen überregionalen Einfluss.
Hafen am Untersee ausgetrocknet
Die aktuelle Trockenheit zeigt sich vor allem in der Ostschweiz: Sie lässt den Pegelstand am Bodensee weiter sinken. Die Ursache dafür sind ausbleibender Regen und fehlendes Schmelzwasser. Weil es auch in den kommenden Tagen nicht regnen soll, könnte der Wasserstand weiter sinken. Am Untersee, dem westlichen Teil vom Bodensee, ist bereits ein Hafen ausgetrocknet.

Die Trockenheit am Bodensee sei von Arbon bis Eschenz spür- und sichtbar, berichtet das «St. Galler Tagblatt». In manchen Uferbereichen rieche es nach verendeten Fischen und vertrocknetem Seegras.
Der Seegrund ist auch in weiteren Teilen des Bodensees sichtbar. In Lindau auf deutscher Seite ist zum Beispiel die Hoy, die kleinste Bodenseeinsel 100 Meter vom bayerischen Ufer entfernt, zu Fuss erreichbar. In Konstanz und vielen anderen Teilen des Sees steht der Pegelstand bei etwas mehr als 2,70 Metern.
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«Der aktuelle Seewasserstand liegt 35 Zentimeter niedriger als der saisonal mittlere Wert für diesen Kalendertag», erklärte ein Sprecher der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Ein Rekordwert sei das jedoch nicht.
Seinen niedrigsten Wasserstand erreiche der Bodensee üblicherweise in den Wintermonaten. Der letzte Tiefstand sei am 15. Februar 2006 gemessen worden mit 2,29 Metern. «Also 43 cm niedriger als derzeit.»
Wenig Regen und Schmelzwasser
Ursache für den niedrigen Wasserpegel sind geringe Regenfälle und wenig Schmelzwasser aus den Alpen. Das liegt daran, dass auf den Bergen im Einzugsgebiet des Rheins, der in den Bodensee fliesst, weniger Schnee liegt als im langjährigen Mittel. Auf dem Rhein können grössere Schiffe angesichts der ungewöhnlich tiefen Pegelstände nur mit deutlich weniger Ladung fahren.
Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nannte die aktuelle Lage besorgniserregend. «Bereits jetzt im Frühling ist es in diesem Jahr in vielen Teilen Deutschlands viel zu trocken, uns fehlen der Regen und die Schneeschmelze aus den Alpen», teilte die Ministerin mit.
Häfen können nicht angefahren werden
Für die Bodensee-Ausflugsschiffe bedeutet der niedrige Wasserstand, dass beim Saisonstart am kommenden Sonntag nicht alle Häfen angefahren werden können. Auf deutscher Seite können die Schiffe in Langenargen, Immenstaad und Bad Schachen nicht anlegen. Für Passagierschiffsbetreiber sei die aktuelle Lage aber nicht dramatisch, sagt ein Sprecher der deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB). «Wir haben öfter um diese Jahreszeit Niedrigwasser», erklärte er.

Die niedrigen Pegelstände haben auch keine Auswirkungen auf die Versorgung mit Trinkwasser. «Wir entnehmen das Wasser ja in 70 Metern Tiefe, weshalb wir von den schwankenden Pegelständen nicht betroffen sind», teilte eine Sprecherin des deutschen Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung auf Anfrage mit. Auf die Fische im Bodensee hat das Niedrigwasser laut der Fischereiforschungsstelle in Langenargen ebenfalls keine Auswirkungen.
SDA/DPA/oli
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