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Stellenabbau bei Google in Zürich
Jetzt beginnt der Kampf um die entlassenen IT-Spezialisten

IT-Fachkräfte von Google sind gefragt bei anderen Firmen: Ein Google-Mitarbeiter in Zürich bei seiner Arbeit. 

«Heute war ich, wie erwartet, Teil der Google-Entlassungen in Zürich, zusammen mit einigen meiner Kollegen», schreibt Antonios Chariton auf Linkedin. Er gehörte zum Security-Engineer-Team in Zürich und hat in den letzten Tagen von seiner Kündigung erfahren. 

Insgesamt entlässt Google Schweiz in Zürich 250 Angestellte. Bei insgesamt 5000 Mitarbeitenden entspricht dies 5 Prozent – global sind es 6 Prozent.

Für die Entlassenen ist es schwierig. Viele Zoogler (so werden die Google-Mitarbeitenden in Zürich genannt) sind stark verankert in der Schweiz. «Hier ist die Belegschaft erwachsener als an meinem früheren Arbeitsort bei Google im irischen Dublin», sagt Tim Schuster gegenüber dieser Redaktion. Der Deutsche arbeitet seit vier Jahren bei Google in Zürich, vorher war er dreieinhalb Jahre am Google-Standort in Dublin, Irland.

Die meisten seien in einem Alter, in dem sie schulpflichtige Kinder und auch ausserhalb des Berufes ihr soziales Umfeld in Zürich hätten, sagt Schuster. Ihm wurde nicht gekündigt. Er setzt sich jedoch für seine entlassenen Kollegen ein. Unter rund 400 anderen nahm er am Protestmarsch statt, der letzte Woche in Zürich stattgefunden hat. 

Zeigen sich solidarisch mit den Entlassenen: Google-Mitarbeitende bei einer Protestveranstaltung in Zürich. 

Google-Entwicklerinnen sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt

Viele der Entlassenen machen sich Sorgen, sie dürften aber bald eine neue Stelle finden. In der Schweiz ist die Arbeitslosigkeit tief, zudem herrscht Personalmangel – insbesondere in der Informatikbranche. «Google-Angestellte sind hoch qualifiziertes Personal, das auf dem Arbeitsmarkt in der Schweiz sehr begehrt ist», sagt Judith Bellaiche. Sie ist Geschäftsführerin des Branchenverbandes Swico. 

Die Massenentlassung bei Google in Zürich habe geringe Auswirkungen auf den Schweizer IT-Markt, erwartet Bellaiche. «Ich denke nicht, dass dieser Abbau eine Dynamik in der Schweiz auslösen wird.»

Tatsächlich bringen sich Firmen, die Softwarefachleute dringend brauchen, bereits in Stellung. Aus der Branche waren in den vergangenen Jahren die Klagen lauter geworden: Schweizer Firmen könnten nicht mithalten mit den hohen Löhnen, die Google seinen Entwicklerinnen und Entwicklern zahle. Nun bringen sie sich in Stellung. Der Abbau beim Suchmaschinenriesen bringt ihnen die Chance, doch noch passendes Personal zu finden.

Digitec Galaxus etwa: Auf Linkedin wendet sich der Onlinehändler an die Entlassenen, es gebe bei ihm einige offene Jobs im Bereich Softwareentwicklung. «Für die meisten Stellen ist Deutsch erforderlich, aber wir haben auch einige Stellen, für die Englisch ausreicht», schreibt eine Digitec-Personalfachfrau (in Englisch). Auch das Zürcher Start-up Nexxiot verlinkt unter dem Stichwort «layoffs google» – also «Entlassungen Google» – seine ausgeschriebenen Stellen und schreibt: «Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen sind wertvoll, und es gibt viele Möglichkeiten für Sie.»

Auch Marketing- und Personalfachleute wurden entlassen

Doch nicht alle 250 entlassenen Zoogler sind am Arbeitsmarkt so gefragt wie Software-Fachleute. Auch in den Abteilungen Kommunikation, Marketing und Personalwesen habe es Kündigungen gegeben, sagt Tim Schuster. Diese Leute machten sich Sorgen, denn sie wollten die Schweiz nicht verlassen. Tatsächlich droht der Verlust des Aufenthaltsstatus, wenn sie in der Schweiz keine neue Stelle finden. 

Einige können sogar fast nicht mehr nach Hause, etwa, wenn sie aus der Ukraine oder aus Russland stammen. Schuster sagt: «Diejenigen, die in der Schweiz politisch aktiv waren, haben Angst, in ihrem Heimatland im Gefängnis zu landen.»

Für 250 Angestellte von Google in Zürich heisst es nicht mehr «Grüezi Google», im Gegenteil: Sie müssen Abschied nehmen und eine neue Stelle suchen. 

Den Entlassungen bei Google Schweiz waren während der letzten Wochen Konsultationen mit der firmeninternen Personalvertretung vorausgegangen*. Ein Syndicom-Vertreter sagte, mehr als 2000 Zoogler hätten angeboten, ihre Löhne und Arbeitszeiten zu reduzieren, um einen Stellenabbau zu verhindern. Google lehnte diesen Vorschlag der Gewerkschaft zufolge ab.

In zwei Protestveranstaltungen zeigten sich die Google-Mitarbeitenden solidarisch mit den Entlassenen. Laut Syndicom stören sie sich «am intransparenten Vorgehen und daran, dass der Alphabet-Konzern, dem Google gehört, trotz Milliardengewinnen Personal entlässt». Es sei dem Unternehmen nicht gelungen, die ökonomische Notwendigkeit glaubhaft darzulegen. 

Diese Solidarität hilft dem entlassenen Zoogler Antonios Chariton zumindest moralisch. Er hofft, dass ihm der Linkedin-Post zu neuen Jobmöglichkeiten verhilft: «Ich freue mich auf eine Zeit der Ruhe und darauf, herauszufinden, was das nächste grosse, interessante Ding für mich ist.»

*In der ersten Version haben wir geschrieben, es habe vor den Entlassungen «Verhandlungen mit der Gewerkschaft» gegeben. Es handelte sich dabei jedoch um «Konsultationen mit der firmeninternen Personalvertretung». Wir haben deshalb die entsprechende Stelle am 21.3.2023 korrigiert.