Papablog: Kleine Kinder, lange SchultageHoch die Hände, Wochenende!
Unser Autor hatte vergessen, wie anstrengend Schule gerade in den ersten Wochen für junge Menschen ist. Und das liegt nicht mal an nervigen Masken oder Reihentests.
Seit drei Wochen geht mein sechsjähriger Elfentroll jetzt in die Schule. Drei Wochen, in denen er jeden Wochentag um kurz nach sieben aufstehen muss, um rechtzeitig das Haus zu verlassen, damit er pünktlich in der Schule ist. Bislang gelingt ihm das alles ziemlich grossartig: Er radelt mit seinen Freundinnen und Freunden von zu Hause los durch einen kleinen Park und ist dann auch schon da. Er mag seine Klasse und seine Lehrerin. Besonders mag er die Nachmittagsbetreuung und das Schulessen. Jeden Nachmittag kommt er verschwitzt und glücklich aus der Schule geradelt, wo er die Hausaufgaben schon erledigt hat, und ist ausgesprochen zufrieden mit sich und der Welt.
Der deutlichste Unterschied zur Kitazeit sind die Aufstehzeiten und die Wochenendfrage. Wenn ich ihn morgens wecke, sind die Augen sehr, sehr klein und es braucht unsere ganze, wohlwollende «Ich find dich gut, du findest mich gut»-Motivation, damit ich ihn ohne schlechte Laune aus dem Haus kriege. Wenn er dann auf dem Rad sitzt und los rollt, ist er startklar.
Spätestens am Dienstag fragt er, wann Wochenende ist. Und am Donnerstag kann er sein Glück kaum fassen, dass morgen schon Freitag ist. Im Grossen und Ganzen ist er wie der Captain in diesem «Tim und Struppi»-Meme, der jeden Mittwoch aufs Neue durch die sozialen Netzwerke gejagt wird, um sich völlig fertig über die Woche zu beschweren, obwohl sie längst noch nicht zu Ende ist.
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Das Wochenende ist da, die Kräfte am Ende
Nur, dass mein Kleiner dabei nicht annähernd so fertig aussieht, sondern recht glücklich. Wobei: Am Freitag merkt man es schon. Sobald er zu Hause ist, fällt er in ein sehr tiefes Loch. Das lang ersehnte Wochenende ist da, aber er mit seinen Kräften völlig am Ende. Also mault er rum oder verkriecht sich eine Stunde lang in seinem Zimmer, bosselt an Sachen rum und kommt ganz langsam und sehr allmählich in seinem Wochenende an.
Ich hatte vergessen, wie das ist. Ich hatte vergessen, dass Schule gerade in den ersten Wochen und Monaten so anstrengend und kräftezehrend ist. Lauter neue Leute, Eindrücke und Informationen. Im Prinzip sollte das klar sein. Aber bei meinem Grossen ist die Einschulung jetzt auch schon wieder sieben Jahre her. Ausserdem habe ich mir wegen der Pandemie und der Tatsache, dass der Elfenriese trotz seiner Statur ein zartes Kind ist, eher andere Sorgen gemacht.
Familieninternes «Schule ist scheisse!»-Kommentarverbot
Ich dachte, ihn nerven die Maske, die Tests, die anderen Kinder. Bislang kriegt er das aber ziemlich auf die Reihe. In der Schule hat er Paten, die ihm helfen sich zurechtzufinden und darauf achten. Der Unterricht macht ihm Spass. Das ändert nur nichts daran, dass das alles anstrengend ist und er sich nach freier Zeiteinteilung sehnt. Nach «Hoch die Hände, Wochenende!», wie er zu sagen pflegt. Vermutlich auch bald nach Ferien. Ferien waren für ihn bislang Zeiten, in denen er nicht in den Kindergarten gegangen ist und viel Zeit mit uns verbracht hat – aber das Anstrengungslevel war in beiden Fällen ähnlich. Jetzt werden die Unterschiede sehr deutlich.
Ich bin gespannt, was das mit ihm macht. Wann der erste «Ich will nicht in die Schule»-Moment kommt. Bis auf weiteres haben seine grossen Geschwister ein «Schule ist scheisse»-Kommentarverbot in seiner Nähe. Mal sehen, wie weit das reicht. Für seine Wochenenden hat er jedenfalls umfangreiche Pläne. Letzten Sonntag habe ich für ihn und seine Schwester neue Betten gebaut und er hat mir den ganzen Tag immer mal wieder dabei zugeguckt. Sah sehr entspannt dabei aus. Ich wiederum war eher bei «What a week, huh?»
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