Mit Vogel aus Kabul evakuiertHappy End für ein afghanisches Mädchen und sein Haustier
Auf einem französischen Evakuierungsflug brachte ein Mädchen seinen wertvollsten Besitz mit: einen Hirtenstar. Dem Vogel wurde die Weiterreise aber verwehrt – nun hat er ein neues Zuhause erhalten.
Die Geschichte erzählt Xavier Chatel, der französische Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er war Ende August während der Evakuierungsmission in Kabul gefordert wie noch nie. Tagelang schlief der 45-Jährige kaum mehr als zwei oder drei Stunden, während Hunderte Flüchtende via Abu Dhabi nach Frankreich ausgeflogen wurden.
Eines Tages kam auf dem militärischen Flughafen auch ein Mädchen mit einem «ungewöhnlichen Besitz» an, wie es Chatel auf Twitter beschreibt. Es handelte sich um einen Vogel, genauer gesagt einen Hirtenstar, eine in Asien verbreitete Singvogelart. Alia, die Besitzerin des Tiers, hatte am Flughafen von Kabul mit aller Kraft darum gekämpft, ihren Schützling namens Juji mitnehmen zu können. Als sie in Abu Dhabi erfuhr, dass der Vogel aus hygienischen Gründen nicht mit ihr weiterreisen durfte, weinte die völlig erschöpfte Alia, wie Chatel schreibt.
Der französische Botschafter war von der Szene berührt, und er versprach dem Mädchen, sich um seinen Vogel zu kümmern. Sie könne ihn jederzeit besuchen kommen und dann in ihr neues Zuhause mitnehmen. Er werde ihren verzweifelten Ausdruck der Dankbarkeit nie vergessen, schreibt Chatel.
So kam es trotz der herzzerreissenden Trennung doch noch zu einem kleinen Happy End für die beiden. Dem Mädchen gelang nicht nur die Flucht aus Kabul, zusammen mit seinem geliebten Vogel. Sie fand für ihren gestrandeten Freund dank des französischen Botschafters auch ein temporäres neues Zuhause.
Doch ganz zufrieden war der Hirtenstar mit der spontan gefundenen Lösung offenbar nicht. Auf dem Weg zur Botschaft türmte er aus seiner Transportbox und richtete im Auto «ein grosses Chaos» an.
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Unter den Autositz geflüchtet, gab der Vogel dem Franzosen dann deutlich den Tarif durch und zeigte, wie er sich wohl auch am Flughafen von Kabul Respekt verschafft hatte. Irgendwie gelang es Chatel dann doch, das Tier aus dem Auto in einen Käfig zu transferieren.
Seither lebe Juji in der französischen Botschaft und werde von ihm gefüttert. In den kühlen Morgenstunden nehme er ihn mit nach draussen, damit er andere Vögel kennen lernen könne. Und so habe Juji mittlerweile eine «Freundin», eine Taube, welche ihn jeden Tag besuche, erzählt der 45-Jährige.
Und schliesslich wurde der Hirtenstar auch gegenüber Chatel etwas lockerer und «begann zu reden», wie der Franzose schreibt. Es seien mysteriöse Sachen in einer Sprache, welche das Personal der Botschaft nicht verstehe. Der Botschafter fand heraus, dass Hirtenstare Töne und Stimmen nachahmen können. So versuchte er ihm «Bonjour» beizubringen. Allerdings erfolglos, denn Juji möge einfach keine Männer, schreibt Chatel. Während er mit Frauen kommuniziere, schaue er ihn nur wütend an – und höre ihm nicht zu.
Das dachte der Botschafter auf jeden Fall, bis ihm die Managerin des Botschaftsgebäudes eines Tages ein Video schickte: Juji hatte sie mit «Bonjour» begrüsst.
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Zu Chatels Freude über seinen kleinen Erfolg kam eine frohe Botschaft aus Paris, wo die geflüchtete Alia derzeit lebt. Das Mädchen hatte ihn auf Twitter gefunden und ihm eine Nachricht geschickt. Sie sei sehr glücklich gewesen, als sie erfahren habe, dass es ihrem Juji gut gehe. Sie wollte, dass er dem Vogel weiterhin Französisch beibringe, erzählt Chatel.
Und an das Mädchen gerichtet schreibt er, dass der Hirtenstar ein fester Bestandteil der Botschaft geworden sei, aber er werde immer ihr gehören. Chatel schreibt zum Schluss, dass er hoffe, ihr Juji eines Tages persönlich zurückgeben zu können.
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