Kenscoff bei Port-au-PrinceMindestens 40 Tote bei Bandenangriff in Haiti
In der Nähe der Hauptstadt Port-au-Prince eröffnen Bandenmitglieder offenbar wahllos das Feuer. In viele Gebiete konnte die Polizei bisher nicht vordringen.
Bewaffnete Banden haben bei Angriffen in der Nähe von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince mindestens 40 Menschen getötet. Betroffen ist die Gemeinde Kenscoff, die bisher weitgehend von der zunehmenden Bandengewalt in dem Inselstaat verschont geblieben war.
«Seit acht Tagen wird Kenscoff angegriffen», sagte Bürgermeister Jean Massillon der AP am Montag. Er machte die Bandenkoalition Viv Ansanm für den Angriff verantwortlich und sagte, Bandenmitglieder gingen von Haus zu Haus und eröffneten wahllos das Feuer. «Während wir sprechen, haben sie das Gebiet umzingelt», sagte Massillon AP-Reportern.
Unter den Toten sind Behördenangaben zufolge auch Priester, Lehrer und Kinder – und die Zahl der Opfer könnte noch deutlich höher liegen, da die Polizei in mehrere Gebiete der Gemeinde bisher nicht vordringen konnte, in der viele Politiker und Geschäftsleute leben. Dennoch soll es sich bei vielen der Opfer um Angehörige der Arbeiterklasse handeln, die am Rande des Viertels an einer Bergkette ihre Felder bewirtschaften.
Durch den Angriff auf Kenscoff haben bereits mehr als 1660 Menschen ihr Obdach verloren, wie die Internationale Organisation für Migration am Montag mitteilte. Ein 45 Jahre alter Landwirt sagte der AP, er und seine Familie hätten mit Dutzenden anderen Schutz im Hof des Bürgermeisterbüros gesucht, aber «es gibt nicht genug Wasser und Nahrung für alle», sagte er.
Kriminelle Banden haben in Haiti seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 an Macht gewonnen. Port-au-Prince wird zu 85 Prozent von Banden kontrolliert. Schätzungen zufolge haben mehr als eine Million Menschen in Haiti durch Bandengewalt ihr Zuhause verloren.
DPA/anf
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