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Ticker zur Eskalation in Nahost
+++ Israels Aussenminister verhandelt über Waffenruhe in Ägypten +++ USA sagen Gaza Wiederaufbauhilfe zu

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Konflikt zwischen der Hamas und Israel hat sich zugespitzt – seit kurzem gilt jedoch eine Waffenruhe.

  • Aus dem Gazastreifen wurden über 3000 Raketen abgefeuert. Israel hat Ziele der Hamas mit Luftangriffen, Artillerie und Panzern angegriffen.

  • Die Hamas hat ihr Raketenarsenal in den letzten Jahren massiv aufgerüstet.

  • Dass es in Israel noch nicht mehr Zerstörung gibt, hat das Land dem sogenannten «Iron Dome» zu verdanken (zum Artikel).

  • In israelischen Städten mit gemischter jüdischer und arabischer Bevölkerung kam es zu Strassenschlachten, Brandstiftungen, Plünderungen, Schiessereien und Lynchjustiz.

  • In deutschen Städten kommt es zu Angriffen gegen jüdische Einrichtungen.

  • Die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft fallen unterschiedlich aus.

  • Die radikalislamische Hamas will sich zur unumstrittenen Führungsmacht unter den Palästinensern machen (zur Analyse).

Ungarn blockiert gemeinsame EU-Erklärung

Die Aussenminister der EU-Staaten haben sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung zur Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern verständigen können. Wie der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag nach einer Videokonferenz mit den Ministern mitteilte, blockierte Ungarn eine von ihm vorgeschlagene EU-Positionierung.

Gründe nannte der Spanier nicht. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban pflegt allerdings eine strikt loyale Position zur israelischen Regierung und persönlich zu Regierungschef Benjamin Netanyahu. EU-Diplomaten gingen deswegen davon aus, dass Ungarn auch an Israel gerichtete Aufforderungen zu einem Ende der Gewalt nicht mittragen wollte. Borrell hatte so im Namen aller 27 Staaten unter anderem sagen wollen, dass die hohe Zahl der getöteten Zivilsten – darunter Frauen und Kinder – inakzeptabel sei.

In Folge des Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen, den militante Palästinenser am Montag vergangener Woche begannen, sind in Israel bislang zwölf Menschen getötet worden, Hunderte weitere wurden verletzt. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl der Getöteten bei israelischen Angriffen auf 213, unter ihnen 61 Kinder. Verletzt worden seien 1442 Menschen.

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Schiesserei an israelischem Kontrollpunkt bei Ramallah

An einem israelischen Kontrollpunkt nahe Ramallah im besetzten Westjordanland haben sich am Dienstag nach Augenzeugenberichten militante Palästinenser und israelische Solaten ein Feuergefecht geliefert. Über Opfer lagen zunächst keine Angaben vor.

Zu der Gewalt kam es, nachdem Tausende Palästinenser im Zentrum von Ramallah gegen die Militärangriffe Israels im Gazastreifen demonstriert hatten und einige Hundert von ihnen anschliessend zu dem Kontrollpunkt marschiert waren.

Unruhen auch im Westjordanland: Palästinenser demonstrieren in Ramallah.

Es war das erste Mal in den seit einer Woche dauernden Kämpfen um Gaza, dass militante Palästinenser im Westjordanland Schusswaffen einsetzten. Zuvor kam es dort immer wieder zu Zusammenstössen, aber auch in der Altstadt von Jerusalem und in arabisch besiedelten Gebieten in Israel.

Am Dienstag töteten israelische Soldaten in Hebron im Westjordanland einen Palästinenser, der nach Militärangaben einen Anschlag auf die Soldaten versucht hatte. Er war mit einer Maschinenpistole, Sprengsätzen und einem Messer bewaffnet, wie es hiess. Soldaten hätten ihn ausser Gefecht gesetzt, bevor er seinen Plan ausführen konnte.

Zwei Tote bei neuen Angriffen auf Israel

Bei einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen sind am Dienstag im Süden Israels zwei Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um zwei thailändische Arbeiter, teilte der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld mit. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, einer von ihnen lebensgefährlich.

Nach Polizeiangaben war die Rakete in der Region Eschkol eingeschlagen. Die Zahl der Todesopfer auf israelischer Seite seit Beginn des wieder aufgeflammten Konflikts zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen erhöhte sich damit auf zwölf.

Ein beschädigtes Gebäude in der israelischen Stadt Ashdod, nachdem es von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen wurde. (18. Mai 2021)

Grenzübergänge zum Gazastreifen unter Beschuss geraten

Zwei Grenzübergänge zum Gazastreifen sind nach Medienberichten am Dienstag nach ihrer vorübergehenden Öffnung unter Beschuss durch militante Palästinenser geraten.

Im Bereich von Kerem Schalom, dem einzigen Warenübergang in das Küstengebiet, gab es am Mittag Raketenalarm. In der Nähe des Erez-Übergangs für Personen wurde nach Angaben der Nachrichtenseite ynet ein Mensch bei Mörsergranatenbeschuss verletzt. Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Bericht. Nach Angaben von Sanitätern wurde ein 19-Jähriger in ein Krankenhaus gebracht.

Raed Fattouh, der auf der palästinensischen Seite für die Koordinierung von Warentransporten mit Israel zuständig ist, teilte am Dienstag mit, Kerem Schalom und Erez sollen von 11.00 bis 17.00 Uhr Ortszeit geöffnet bleiben. Über Erez solle auch die Ein- und Ausreise ausländischer Repräsentanten ermöglicht werden. Für ausländische Journalisten war der Übergang kurz nach Beginn der jüngsten Eskalation geschlossen worden.

Über Kerem Schalom wurden nach Medienberichten am Dienstag Treibstoff und humanitäre Hilfsgüter in das blockierte Palästinensergebiet gebracht.

Ein Palästinenser steht mit einer jungen Katze, die er betreut, neben einem Gebäude in Gaza-Stadt, das durch einen israelischen Luftangriff zerstört wurde. (18. Mai 2021)

Neue Raketenangriffe auf Israel

Nach mehreren Stunden Unterbrechung haben militante Palästinenser im Gazastreifen am Dienstagmittag erneut Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. «Nach sechs Stunden Ruhe heulen im Süden Israels wieder die Warnsirenen», teilte die israelische Armee mit. Raketenalarm gab es den Angaben zufolge in den Orten an der Grenze zum Gazastreifen sowie in der Küstenstadt Aschkelon. Der militärische Hamas-Arm beschoss nach eigenen Angaben die Ortschaft Ofakim. Israels Armee teilte derweil mit, im Süden des Gazastreifens sei ein Hamas-Trupp, der Panzerabwehrraketen abfeuern wollte, angegriffen und getroffen worden.

Streik israelischer Araber und Palästinenser im Westjordanland

Aus Protest gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen haben zahlreiche arabische Israelis und Palästinenser im Westjordanland am Dienstag die Arbeit niedergelegt. Die arabische Gemeinde in Israel nannte nach Medienberichten auch die Konfrontationen muslimischer Gläubiger mit israelischen Sicherheitskräften auf dem Tempelberg in Jerusalem sowie die drohenden Zwangsräumungen palästinensischer Familien in Scheich Dscharrah in Ost-Jerusalem als Gründe für den Protest.

Im Westjordanland hatte es auch Aufrufe zu einem «Tag des Zorns» und zu Demonstrationen gegeben. Ausgenommen von dem Streik in Israel sind offenbar arabische Ärzte und Krankenschwestern sowie viele Lehrkräfte.

Israel und Hamas setzen Angriffe fort

Israel und die Hamas haben am Dienstagmorgen ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Israel verübte erneut Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen, während die palästinensischen Extremisten Dutzende Raketen auf israelisches Gebiet abfeuerten. Von den Luftangriffen verursachte Explosionen schallten vor Sonnenaufgang durch Gaza und orangefarbene Blitze leuchteten am Nachthimmel. Das Kahil-Gebäude, in dem sich Bibliotheken und Bildungseinrichtungen der Islamischen Universität befanden, stürzte ein.

Opfer wurden zunächst nicht vermeldet. Das israelische Militär teilte mit, es habe 65 militärische Ziele angegriffen, darunter Raketenabschussrampen, eine Gruppe von Kämpfern und die Häuser von Hamas-Kommandeuren, die laut der Armee für militärische Zwecke genutzt wurden. Mehr als 60 Kampfflugzeuge seien beteiligt gewesen. Palästinensische Extremisten feuerten laut dem Militär 90 Raketen ab, von denen 20 noch im Gazastreifen niedergingen.

Rauch steigt über einem Quartier in Gaza Stadt auf, wo Raketen der israelischen Armee eingeschlagen sind. (18. Mai 2021)

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte, durch die israelischen Luftangriffe seien mindestens 18 Krankenhäuser und Kliniken beschädigt worden. Eine Gesundheitseinrichtung sei vollständig zerstört. Fast die Hälfte aller wichtigen Medikamente seien im Gazastreifen nicht mehr verfügbar. Die Bombardierung wichtiger Strassen, darunter der zum bedeutenden Schifa-Krankenhaus, behindere die Fahrten von Krankenwagen und Versorgungsfahrzeugen. Mehr als 41'000 Palästinenser haben in Schulen der Vereinten Nationen im Gazastreifen Schutz gesucht, deren Betrieb bereits durch die Corona-Pandemie erschwert war.

Israels Armee fängt Drohne in Richtung Nord-Israel ab

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben eine Drohne abgefangen, die in Richtung Beit Schean im Norden des Landes flog. Das unbemannte Luftfahrzeug war offenbar von Jordanien aus unterwegs, dies wurde jedoch nicht ausdrücklich mitgeteilt.

Die Drohne wurde nach Armeeangaben abgefangen, nachdem die Luftwaffe sie überwacht hatte. Die Überreste des zerstörten Luftfahrzeugs seien von Sicherheitskräften eingesammelt worden. Ob die Drohne bewaffnet war, wurde nicht erwähnt.

Seit Beginn der jüngsten Eskalation hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben bereits mehrere vom Gazastreifen aus operierte Drohnen abgefangen, die mit Sprengstoff bestückt waren.

Einziges Labor für Corona-Tests im Gazastreifen nach Luftangriff ausser Betrieb

Nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist nach Angaben der dortigen Behörden das einzige Labor zur Auswertung von Corona-Tests in dem Palästinensergebiet ausser Betrieb. Wie das Gesundheitsministerium der Hamas am Montag mitteilte, befand sich das Labor in einer Klinik im Stadtviertel al-Rimal in Gaza, die bei dem Angriff teilweise zerstört wurde. Der Ministeriumssprecher Aschraf Kidra sagte, in dem «zentralen Labor» könnten nun keine Corona-Tests mehr ausgewertet werden.

Auch das Gesundheitsministerium selbst und ein Büro der Hilfsorganisation Roter Halbmond aus Katar wurden den Angaben zufolge bei dem Angriff getroffen. Wie der Vize-Gesundheitsminister der Hamas, Jussef Abu al-Risch, sagte, gab es auch einige Verletzte beim medizinischen Personal.

Vor der Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt vor einer Woche waren im Gazastreifen jede Woche rund 1600 Menschen auf das Coronavirus getestet worden. Fast jeder dritte Test fiel positiv aus. Damit wurde im Gazastreifen eine der höchsten Positivraten weltweit verzeichnet.

Weisses Haus: Biden unterstützt Waffenruhe

Im Nahost-Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern hat sich US-Präsident Joe Biden für eine Waffenruhe ausgesprochen. Biden habe in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag seine Unterstützung für eine Waffenruhe zum Ausdruck gebracht, teilte das Weisse Haus mit. Der US-Präsident habe mit Netanjahu auch über dahingehende Bemühungen der Vereinigten Staaten gemeinsam mit Ägypten und anderen Partnern diskutiert.

President Joe Biden speaks about distribution of COVID-19 vaccines, in the East Room of the White House, Monday, May 17, 2021, in Washington. (AP Photo/Evan Vucci)

Weiter hiess es in der Mitteilung, Biden habe seine Unterstützung für Israels Recht auf Selbstverteidigung bekräftigt. Zugleich habe er Israel ermutigt, «alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Schutz unschuldiger Zivilisten zu gewährleisten». Es war Bidens drittes Telefonat mit Netanjahu seit dem Wiederaufflammen der Gewalt. Erstmals seit seinem Amtsantritt vor knapp vier Monaten hatte Biden am Samstag auch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gesprochen.

Bidens Regierung war in dem Konflikt zunehmend unter Druck geraten und hatte ihr Vorgehen am Montag gegen Kritik verteidigt. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte, die Regierung sei der Ansicht, mit «stiller intensiver Diplomatie» aktuell am meisten erreichen zu können. In der vergangenen Woche hätten Regierungsmitarbeiter von Präsident Biden bis zu unteren Ebenen mehr als 60 Gespräche mit Vertretern Israels, der Palästinenser und vielen Partnern in der Region geführt. Es liefen viele Gespräche «hinter den Kulissen». Nicht zu jedem Aspekt dieser diplomatischen Bemühungen gebe es öffentliche Mitteilungen.

Trotz internationaler Bemühungen um eine Waffenruhe dauert der Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen an. Vielerorts waren zuletzt Forderungen laut geworden, dass sich Bidens Regierung stärker um eine Beilegung des Konflikts bemühen sollte. Internationalen Rufen nach einer Waffenruhe hatte sich Biden bislang nicht explizit angeschlossen.

Auch innenpolitisch geriet der Demokrat Biden bei dem Thema unter Druck, zum Teil von Seiten der Republikaner, zum Teil aber auch aus den eigenen Reihen. Am Sonntag hatte eine Gruppe von mehr als zwei Dutzend demokratischen Senatoren in einer gemeinsamen Stellungnahme eine sofortige Waffenruhe verlangt.

Washington verteidigt seine «stille Diplomatie»

Die US-Regierung hat ihr Vorgehen im Nahost-Konflikt gegen Kritik verteidigt. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, sagte am Montag in Washington, die Regierung sei der Ansicht, mit «stiller intensiver Diplomatie» aktuell am meisten erreichen zu können.

epa09207268 White House Press Secretary Jen Psaki responds to question from the news media during the daily briefing in the press briefing room of the White House in Washington, DC, USA, 17 May 2021. EPA/SHAWN THEW / POOL

In der vergangenen Woche hätten Regierungsmitarbeiter, von Präsident Joe Biden bis zu unteren Ebenen, mehr als 60 Gespräche mit Vertretern Israels, der Palästinenser und vielen Partnern in der Region geführt. Es liefen viele Gespräche «hinter den Kulissen». Nicht zu jedem Aspekt dieser diplomatischen Bemühungen gebe es öffentliche Mitteilungen.

Trotz internationaler Bemühungen um eine Waffenruhe dauert der Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen an. Vielerorts waren zuletzt Forderungen laut geworden, dass sich Bidens Regierung stärker um eine Beilegung des Konflikts bemühen sollte. Internationalen Rufen nach einer Waffenruhe hat sich die US-Regierung bislang nicht explizit angeschlossen.

Auch innenpolitisch gerät Biden bei dem Thema unter Druck, zum Teil von Seiten der Republikaner, zum Teil aber auch aus den eigenen Reihen. Am Sonntag hatte eine Gruppe von mehr als zwei Dutzend demokratischen Senatoren in einer gemeinsamen Stellungnahme eine sofortige Waffenruhe verlangt.

Auf die Nachfrage, warum die US-Regierung nicht ebenfalls öffentlich einen solchen Schritt verlange, betonte Psaki, vorrangiges Ziel sei, zu deeskalieren und die Gewalt zu beenden. Der konstruktivste Ansatz dazu sei aus Sicht der US-Regierung momentan, hinter den Kulissen Gespräche zu führen und die «stille Diplomatie» voranzutreiben.

Israel tötet Jihad-Kommandeur

Israels Armee hat am Montag nach eigenen Angaben einen ranghohen Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Jihad im Gazastreifen getötet. Der Angriff galt den Angaben zufolge Hasem Abu Harbid, Leiter des nördlichen Kommandos der militanten Organisation. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.

Nach Medienberichten wurden bei einem anderen gezielten Luftangriff Israels auf ein Auto im Gazastreifen drei Palästinenser getötet. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Militante Palästinenser beschossen nach den beiden Zwischenfällen an den Gazastreifen grenzende Gebiete sowie die Städte Beerscheva, Aschkelon und Aschdod. Ein Einwohner von Aschdod berichtete von einer heftigen Explosion in der Stadt. Nach Polizeiangaben wurde dabei ein Haus direkt getroffen. Mehrere Menschen seien leicht verletzt worden.

2019 hatte Israel gezielt den Jihad-Militärchef Baha Abu Al Ata getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Nahost-Vermittler suchen Lösungen für Ende der Gewalt

Im Ringen um ein Ende der Gewalt im Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern haben die Sondergesandten des Nahost-Quartetts aus den USA, Russland, den Vereinten Nationen und der EU miteinander telefoniert.

Bei dem Gespräch am Sonntag sei es um mögliche Schritte der Vermittler gegangen, um auf eine schnellstmögliche Deeskalation der Lage hinzuwirken, teilte das russische Aussenministerium am Montag in Moskau mit. Ziel müsse zudem eine Waffenruhe und der Schutz der Bevölkerung sein.

Russland betonte, es müssten so schnell wie möglich Perspektiven für eine politische Lösung des Konflikts geschaffen werden. Israelis und Palästinenser müssten zurück an den Verhandlungstisch.

Rund 42'000 Palästinenser in Gaza fliehen in 50 UNO-Schulen

Rund 42'000 Palästinenser im Gazastreifen haben wegen der massiven Luftangriffe Israels auf das Küstengebiet ihre Häuser verlassen.

Sie suchten Schutz in 50 Schulen des UNO-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) im Gazastreifen, wie ein Sprecher der Organisation am Montag mitteilte. Mehr als 2500 Menschen sind nach der Zerstörung ihrer Häuser obdachlos geworden.

Israels Armee betont, man greife in dem Küstenstreifen nur Ziele der dort herrschenden Hamas an. Diese liegen teilweise mitten in Wohngebieten. Nach Angaben der Luftwaffe unternimmt diese alles, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden.

Palästinensische Familien suchen Schutz in einer Schule des UNO-Hilfswerks UNRWA.

Israels Armee beschiesst erneut «Metro»-System im Gazastreifen

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut das Tunnelsystem der islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. 54 Kampfflugzeuge hätten rund 35 Ziele im Laufe der Nacht beschossen, teilte die Armee am Montagmorgen mit. Dabei seien etwa 15 Kilometer des sogenannten Metro-Systems attackiert worden. Es handelte sich demnach um die dritte Angriffswelle, die gegen das Tunnelnetz gerichtet war.

Nach Angaben der Armee hatte die Hamas das System über Jahre aufgebaut. Es dient unter anderem dem Schutz von Kämpfern und deren schneller Verlegung. Die «Metro» liegt zu grossen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens. Ein Sprecher bezeichnete sie als «Stadt unter der Stadt».

Netanyahu: Einsatz wird «noch einige Zeit dauern»

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte am Sonntag: «Unsere Kampagne gegen die Terrororganisationen wird mit voller Wucht fortgesetzt.» Die Armee habe bislang mehr als 1500 Ziele im Gazastreifen attackiert. Der Einsatz werde «noch einige Zeit dauern». Von palästinensischer Seite hiess es, es seien die bisher schwersten Luftangriffe in dem dicht besiedelten Küstengebiet gewesen.

Luftangriffe werden fortgesetzt

Israel hat auch in der Nacht zum Montag seine Luftangriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Dutzende Bomben seien über dem dicht besiedelten Küstenstreifen abgeworfen worden, berichteten AFP-Reporter. Die israelische Armee erklärte, Kampfjets griffen «Terrorziele» im Gazastreifen an. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas feuerte ihrerseits weiter Raketen auf Israel ab. Dabei wurden seit dem 10. Mai zehn Israelis getötet; auf palästinensischer Seiten starben mindestens 197 Menschen.

Zuvor war es dem UN-Sicherheitsrat erneut nicht gelungen, sich auf eine gemeinsame Erklärung zum eskalierten Nahost-Konflikt zu einigen. Diplomaten zufolge blockieren die USA wie auch schon in den beiden vorangegangenen nicht-öffentlichen Sitzungen eine gemeinsame Erklärung.

Washington ist der engste Verbündete Israels. Die USA arbeiteten «unermüdlich für ein Ende der Feindseligkeiten» und einen «dauerhaften Frieden», betonte UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield.

Gaza-Stadt

Israels Militär: Rund 3100 Raketen aus Gazastreifen abgefeuert

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben des israelischen Militärs bislang rund 3100 Raketen auf Israel abgefeuert. Das Abwehrsystem «Iron Dome» fing etwa 1210 Raketen ab, wie die Armee am Sonntagabend bei Twitter mitteilte. Rund 450 der abgefeuerten Raketen seien noch im Gazastreifen selbst niedergegangen.

Das Eisenkuppel-System erkennt mittels eines Radargeräts anfliegende Geschosse und startet eine Abfangrakete, um das feindliche Geschoss möglichst vor dem Einschlag noch in der Luft zu zerstören. Nach Medienberichten hat das israelische Militär strikte Order, Abfangraketen nur zu starten, wenn bei einem Angriff bewohnte Gebiete bedroht sind. Der Einsatz einer Abfangrakete kostet nach Medienberichten umgerechnet rund 66'000 Euro. Die Zahl der israelischen Angriffe wurde zuletzt mit etwa 650 beziffert.

Mehrere Verletzte bei Anschlag in Ost-Jerusalem

In Ost-Jerusalem wurden bei einem Anschlag mit einem Auto mehrere Menschen verletzt. Vier Polizisten seien bei dem Angriff im Stadtteil Scheich Jarrah verletzt worden, teilte die israelische Polizei am Sonntag mit. Die örtlichen Rettungskräfte berichteten von insgesamt sieben Verletzten.

Der Angreifer wurde mit Schüssen gestoppt, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld mitteilte. Er nannte keine weiteren Details zum Zustand des Angreifers.

UNO-Chef: Gewalt muss enden

UNO-Generalsekretär António Guterres hat mit eindringlichen Worten ein Ende der zusehends eskalierenden Gewalt in Nahost gefordert. «Dieser sinnlose Kreislauf aus Blutvergiessen, Terror und Zerstörung muss sofort aufhören», sagte Guterres am Sonntag zu Beginn der dritten Sitzung des UNO-Sicherheitsrats binnen einer Woche.

«Ich bin entsetzt über die immer grössere Zahl palästinensischer Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder, die durch israelische Luftangriffe in Gaza getötet wurden. Ich bedaure auch die Todesfälle Israels durch Raketen, die aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden», so der UNO-Chef weiter.

UNO-Generalsekretär António Guterres warnt vor einer «unkontrollierbaren» Krise in der ganzen Region.

Auch die Zusammenstösse zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern im Westjordanland und in Ost-Jerusalem seien besorgniserregend. Guterres erwähnte dabei auch die mögliche Vertreibung einiger palästinensischer Familien aus ihren Häusern, die als einer der Auslöser der gegenwärtigen Krise gilt. Die Spirale der Gewalt könne verheerende Konsequenzen für die gesamte Region haben. Der einzige Weg zu einer Lösung des Konflikts führe über Verhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung.

SDA/AFP/red