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COP26 im Ticker
COP26-Präsident kämpft mit Tränen | Abschlusserklärung macht Schluss mit Kohle

Gleichstellung von Frauen im Fokus

Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow will der britische Gastgeber am Dienstag auf die besondere Belastung von Frauen in der Klimakrise aufmerksam machen. «Es sind Frauen, Mädchen und jene, die ohnehin am meisten ausgegrenzt werden, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden», sagte die britische Handelsministerin Anne-Marie Trevelyan am Dienstag einer Mitteilung zufolge. «Aber sie spielen auch eine entscheidende Rolle dabei, die Klimakrise anzugehen.»

Den Vereinten Nationen zufolge sind Frauen unter anderem deshalb stärker von Klimafolgen betroffen, weil sie in den ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt in der Mehrheit sind und oft von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben leben. Beim Thementag auf der COP26 will sich unter anderem die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon mit Klimaaktivistinnen austauschen. Auch die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, will sich an den Gipfel wenden. Darüber hinaus sollen die Themen Gesundheit sowie Wissenschaft und Innovation auf der Agenda stehen.

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Corona forciert Gender-Ungerechtigkeit: «Die Männer starben, die Frauen trugen die sozialen und ökonomischen Lasten»

Arme Staaten werfen reichen Ländern zu wenig Taten vor

Zum Beginn der zweiten Woche der Konferenz in Glasgow haben die Entwicklungsländer den Industriestaaten unzureichende Massnahmen gegen die Klimakrise vorgeworfen. Die reichen Länder müssten «mit den leeren Worten aufhören», sagte Lia Nicholson von der Allianz der kleinen Inselstaaten (Aosis), am Montag. Der Konferenztag erbrachte aber immerhin die Zusage von umgerechnet gut 212 Millionen Franken für den Klima-Anpassungsfonds.

Es gebe eine Diskrepanz «zwischen den öffentlichen Erklärungen und dem, was in den Verhandlungen passiert», kritisierte der Präsident der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (LDC), Sonam Phuntsho Wangdi, bei der Bestandsaufnahme der bisherigen Verhandlungen im Plenum.

Ahmadou Sebory Touré, Präsident des Entwicklungsländer-Zusammenschlusses G77, kritisierte, die Industrieländer forderten von ärmeren Staaten immer mehr Klimaschutzanstrengungen. Die reichen Staaten selbst hielten ihre Zusage, jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimahilfen bereitzustellen, jedoch nicht ein. UNO-Generalsekretär António Guterres kritisierte, arme Staaten seien in der Klimakrise «die ersten, die leiden, und die letzten, die Hilfe bekommen.»

Obama: «Wenn wir jetzt nicht handeln, ist es zu spät»

Der frühere US-Präsident Barack Obama hat beim Weltklimagipfel dazu aufgerufen, auf die besonders vom Klimawandel betroffenen Staaten zu hören.

«Sie senden eine klare Botschaft: Wenn wir nicht jetzt handeln – und zwar mutig handeln -, dann ist es zu spät», sagte Obama am Montag in Glasgow. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 wäre nicht zustande gekommen, wenn kleine Inselstaaten und ärmere Länder nicht das Wort ergriffen und ihre Geschichten hörbar gemacht hätten.

Der frühere US-Präsident Barack Obama nimmt am Weltklimagipfel in Glasgow teil. (8. November 2021)

«Wir haben nicht genug getan», gestand der Ex-Präsident ein, der sich selbst als «Inselkind» bezeichnete. Obama wurde auf Hawaii geboren. Es müsse nun abgesichert werden, dass Versprechen für mehr Klimaschutz auch gehalten würden.

Umweltschützer werfen Saudi-Arabien Blockade vor

Zur Halbzeit der Weltklimakonferenz in Glasgow werfen Umweltschützer dem ölreichen Königreich Saudi-Arabien vor, die Verhandlungen blockieren zu wollen. Regierungsvertreter aus Riad hätten sich am späten Freitagabend gegen ehrgeizige Formulierungen zum Klimaschutz in der geplanten Abschlusserklärung gewandt, beklagte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan am Sonntag. Auch habe die saudi-arabische Delegation Beschlüsse blockiert, um beim Thema Anpassung an die Folgen der Erderwärmung voranzukommen.

Morgan sagte, solche strategischen Manöver des autoritär regierten Golfstaats seien «zynisch», aber leidlich bekannt. «Sie wähnen sich am Schachbrett und manipulieren die Figuren, um ein Ergebnis zu verhindern, dass das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite hält.» Die Logik Saudi-Arabiens sei: Wenn bedürftige Länder nicht die benötigte Hilfe zugesagt bekommen, könnten diese am Ende keiner gehaltvollen Erklärung zustimmen.

Morgan rief die Regierungen der anderen rund 200 vertretenen Staaten auf, die Delegation Saudi-Arabiens zu isolieren. Das Land, dessen Wirtschaft komplett auf dem Ölexport fusst, hat allerdings eine Vetomacht, denn die Beschlüsse auf der COP26 müssen einstimmig fallen.

Greta Thunberg: Versagen in Klimakrise ohne drastische Schritte

Vor der entscheidenden Phase der Weltklimakonferenz in Glasgow hat die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg ihre Forderungen zu drastischen und sofortigen Schritten erneuert. «Sofern wir nicht sofortige, drastische, nie dagewesene jährliche Emissionssenkungen an der Quelle erreichen, bedeutet das, dass wir in dieser Klimakrise versagen», schrieb die 18-jährige Schwedin am Sonntag auf Twitter. Die berühmten «kleinen Schritte in die richtige Richtung» kämen einer Niederlage gleich.

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Boris Johnson ruft zur Halbzeit des Klimagipfels zu mehr Ehrgeiz auf

Der britische Premier Boris Johnson hat zur Halbzeit der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow zu mehr Ehrgeiz bei den Verhandlungen aufgerufen. «Die COP26 hat noch eine Woche Zeit, um für die Welt zu liefern, wir müssen alle an einem Strang ziehen und die Ziellinie ansteuern», sagte der Gipfel-Gastgeber in London. Es habe in der ersten Woche einige konkrete Ankündigungen gegeben, etwa zum Stopp der Entwaldung oder zur Reduktion des schädlichen Treibhausgases Methan. «Aber wir dürfen die Aufgabe, das 1,5-Grad-Ziel am Leben zu erhalten, nicht unterschätzen», sagte Johnson. Es brauche «grosse Kompromisse und ambitionierte Verpflichtungen».

Premierminister Boris Johnson spricht bei der Weltklimakonferenz in Glasgow. (2. November 2021)

Der oppositionelle britische Labour-Politiker Ed Miliband forderte Johnson auf, selbst das Ruder zu übernehmen und die Verhandlungen nach vorne zu bringen. Man sei noch sehr weit davon entfernt, sagen zu können, man habe die grossen Schritte unternommen, um das 1,5-Grad-Ziel im Rahmen des Möglichen zu halten. Forscher rechnen bei einer stärkeren Erwärmung des Planeten mit katastrophalen Folgen.

Lesen Sie auch unsere Analyse zur Klimakonferenz in Glasgow: Jahrmarkt der Zugeständnisse – und nun?

Schweizer Chefunterhändler widerspricht Klimaaktivisten

Die Diskussionen an der UNO-Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow kommen laut dem Schweizer Chefunterhändler Franz Perrez «schneller als erwartet» voran. Er widerspricht damit Klimaaktivisten weltweit, die von einem Scheitern in Glasgow sprechen.

Die Verhandlungen seien «weniger schwierig als erwartet», auch wenn die wichtigsten Fragen noch nicht abschliessend geklärt seien, sagte der Leiter der Schweizer Delegation am Samstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nach einer Woche blockierten mehrere Länder oft das eigentliche Szenario der Diskussionen auf der Grundlage von Textentwürfen, sagte Perrez, der regelmässig an den COP (United Nations Framework Convention on Climate Change, 26th Conference of the Parties) teilnimmt. Diesmal seien nur zwei Staaten etwas weniger kooperativ, und die Texte seien bereits «robuster».

Die Schweiz führt eine der vier Ländergruppen in den Verhandlungen an. Sie hat mehrere Vorschläge zu den Klimazielen gemacht, insbesondere, dass jedes Land eine Politik zur Kohlenstoffneutralität im Jahr 2050 vorlegt.

Diese seien «gut aufgenommen» worden, auch wenn einige Länder zögerten, sagte Perrez, der für internationale Angelegenheiten zuständige Botschafter des Bundesamtes für Umwelt (Bafu). China und Saudi-Arabien haben sich zudem das Jahr 2060 als Ziel gesetzt, Indien kündigte diese Woche das Jahr 2070 an.

Mehrere Länder sind formal noch nicht bereit, das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Abschlussdokument eindeutig beizubehalten.

Eine Entscheidung über die Bedeutung der wissenschaftlichen Beobachtungen wurde bereits getroffen, und «die grossen Projekte sind vorbereitet, aber noch offen», sagte Perrez.

Lesen Sie zu den Vorwürfen der Klimaaktivisten: Fake News zur Klimakrise – Wie die «Toxic Ten» das Klima vergiften

Al Gore mahnt zur Einhaltung der Versprechen

Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore hat die Staaten dazu ermahnt, ihre Klimaschutz-Versprechen einzulösen. «Was wir bislang erlebt haben, ist nichts im Vergleich zu dem, was geschehen würde, wenn wir die Zusagen, die hier in Glasgow gemacht worden sind, nicht einhalten würden», sagte Gore am Freitag in Schottland.

Die Staatengemeinschaft könne die Erwartungen der jungen Leute erfüllen, sagte Gore mit Blick auf die zahlreichen Demonstranten, die am Freitag für eine ambitioniertere Klimapolitik in Glasgow und anderswo auf die Strasse gingen.

Um die junge Generation nicht zu enttäuschen, müsse aber Schluss sein «mit der Zeit des Aufschiebens und der Ablenkung», erklärte der langjährige Umweltaktivist. Die Staatengemeinschaft müsse anerkennen, dass sie nun in eine «Phase der Konsequenzen» eingetreten sei und diese zu einer «Phase der Lösungen» machen. Niemand könne mehr wegschauen. Die Welt befinde sich in einer Zeit der «radikalen Transparenz», sagte Gore. Es gebe sehr genaue Daten über Treibhausgasemissionen und ihre Auswirkungen auf den Planeten.

Mahnende Worte: Ex-US-Vizepräsident Al Gore in Glasgow.

Thunberg: «Klimakonferenz ist ein Fehlschlag»

Klimaaktivistin Greta Thunberg hat den Staaten der Erde auf einer Grossdemonstration am Rande der Weltklimakonferenz in Glasgow Tatenlosigkeit im Kampf gegen die Klimakrise vorgeworfen. Es sei kein Geheimnis, dass die COP26 versage, sagte die Schwedin am Freitag auf dem George Square im Zentrum der schottischen Grossstadt. «Es sollte klar sein, dass wir eine Krise nicht mit denselben Methoden lösen können, die uns überhaupt erst hineingebracht haben.»

Den Staats- und Regierungschefs warf die 18-Jährige vor Tausenden Mitdemonstranten vor, ganz bewusst darauf hinzuarbeiten, den Status quo zu erhalten und weiterhin Menschen und Natur auszubeuten sowie künftige Lebensbedingungen zu zerstören. «Die Anführer tun nicht nichts – sie schaffen aktiv Schlupflöcher und gestalten Rahmenbedingungen, um sich selbst zu nützen und weiterhin von diesem destruktiven System zu profitieren. Es ist kein Geheimnis, dass die COP26 ein Fehlschlag ist.»

Swedish climate activist Greta Thunberg speaks to the crowd in George Square the end point for the Fridays For Future rally in Glasgow, Scotland on November 5, 2021, venue of the COP26 UN Climate Change Conference being held in the city. - Thousands of youth activists descended on Glasgow on Friday to protest what they say is a dangerous lack of action by leaders at the COP26 climate summit. (Photo by DANIEL LEAL-OLIVAS / AFP)

Die Weltklimakonferenz habe sich zu einer PR-Veranstaltung entwickelt, während sich die Regierungen der wohlhabenderen Ländern weiterhin weigerten, jegliche drastische Klimamassnahmen zu ergreifen. «Es scheint, dass ihr Hauptziel ist, weiter für den Status quo zu kämpfen», sagte Thunberg, um eine Kritik zu wiederholen, die sie bereits am Vortag via Twitter geäussert hatte: «Dies ist nicht länger eine Klimakonferenz. Dies ist jetzt ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens, eine zweiwöchige Feier des Business as usual und des Blablabla.»

Vor Thunberg hatte eine ganze Reihe weiterer Klimaschützer aus ärmeren Weltregionen auf der Bühne gesprochen. Sie kamen aus Ländern in Afrika, Asien und Südamerika, wo die Folgen der Klimakrise bereits heute stark zu spüren sind – und das trotz der Tatsache, dass diese Staaten mit ihren viel geringeren Emissionen deutlich weniger zum Klimawandel beigetragen haben wie wohlhabendere Länder.

Indigene Klimaaktivistin erhält Todesdrohungen

Eine Klimaaktivistin aus dem Amazonas-Gebiet erhielt laut eigenen Aussagen mehrere Todesdrohungen, nachdem sie bei der Eröffnungszeremonie der Klimakonferenz eine Rede vorgetragen hatte. «Ich denke, ich habe die richtigen Worte gesagt, weil sie mich attackiert haben», sagte Txai Suruí, die zum indigenen Volk der Paiter Suruí gehört, zu BBC.

Suruí sagte in ihrer Rede, wie der Klimawandel das Leben ihrer Gemeinschaft bedroht. Sie forderte zudem die Teilnehmer zum Handeln auf.

Brasiliens Präsident Jair Bolsanaro sagte daraufhin, sie würde das Land attackieren. In den sozialen Medien wurde Suruí angefeindet. «Ich bin nicht hier, um Brasilien zu attackieren, ich bin hier, um die Realität zu bringen», sagte im BBC-Interview.

Berichtete in ihrer Rede, wie der Klimawandel ihr Volk bedroht und erhält seither Todesdrohungen: Txai Suruí.

Tausende demonstrieren in Glasgow

In Glasgow demonstrieren Tausende Menschen für mehr Tempo beim Klimaschutz. Die Teilnehmer fordern in Sprechchören einen «Systemwechsel» und mehr Klimagerechtigkeit – vor allem für ärmere Staaten. Auf Plakaten sind Slogans zu lesen wie «Kapitalismus killt den Planeten», «Handelt jetzt!» oder «Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit».

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Nach einem Marsch durch die Innenstadt sollte am Nachmittag die Gründerin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future, Greta Thunberg, auf dem George Square eine Rede halten.

Solidarisch mit den Demonstranten äusserte sich der frühere US-Vizepräsident Al Gore. «An alle in den Hallen der COP26: Jetzt ist die Zeit auf sie zu hören und zu handeln», schrieb er auf Twitter.

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Aktivisten von Fridays For Future haben sich in Glasgow versammelt.
Zu Tausenden fordern sie einen «Systemwechsel» und mehr Klimagerechtigkeit.

Klimaschützer ziehen verhaltene Halbzeitbilanz

Klimaschützer ziehen eine verhaltene Halbzeitbilanz der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. «Die Regierungen der grössten Industrienationen (...) fallen mit grossen Ansagen, aber wenig Tatkraft auf», erklärte Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care. Die Umweltorganisation WWF begrüsste weitreichende Verpflichtungen der meisten Länder zum Schutz von Wäldern und anderen natürlichen Lebensräumen, forderte aber eine solidere Finanzierung von Schutzmassnahmen.

«Die in Glasgow versammelten Regierungen haben in den letzten Tagen wichtige Verpflichtungen in Bezug auf Wälder und Landnutzung angekündigt», erklärte Gavin Edwards vom WWF. Laut einem neuen Bericht der Organisation enthalten nun 92 Prozent der Klimaaktionspläne der Länder Massnahmen gegen den Verlust von Natur. Im Juli waren es demnach noch 82 Prozent.

«Dies ist ein ermutigendes Zeichen dafür, dass mehr Länder die entscheidende Rolle naturbasierter Lösungen bei der Bewältigung der globalen Klimakrise erkennen», erklärte er WWF. «Die Regierungen müssen nun neue und zusätzliche Finanzmittel für naturbasierte Lösungen bereitstellen.»

Bis 2030 will die Staatengemeinschaft so viel Wald wie möglich erhalten, um die Erderwärmung zu bremsen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Das dürfte schwierig bis unmöglich werden.

An der Finanzierung hapert es der Hilfsorganisation Care zufolge auch bei der Unterstützung ärmerer Länder im Kampf gegen den Klimawandel: «Zwar gab es zu Beginn der Woche zusätzliche Ankündigungen für mehr Klimafinanzierung an Entwicklungsländer, aber auch diese reichen nicht aus, um die versprochenen 100 Milliarden Euro bis spätestens 2022 zu erreichen», erklärte Care.

Greenpeace: Ein «Test für die Menschheit»

Es sei zwar eine schlechte Woche für die Kohle-, Gas- und Ölkonzerne gewesen – «aber nicht schlecht genug», erklärte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan am Freitag in Glasgow. Mit Blick auf öffentlichkeitswirksam verkündete Zusagen dutzender Staaten zum Kohleausstieg, Waldschutz und der Reduzierung von Methan-Emissionen kritisierte sie, zu vieles davon sei rein freiwillig und im Kleingedruckten gebe es viele Schlupflöcher.

In der nun beginnenden zweiten Woche der Verhandlungen müsse Vertrauen aufgebaut werden, sagte Morgan, die seit gut 20 Jahren auf allen Klimakonferenzen zugegen war. Nötig seien dazu «Durchbrüche» bei den Klimahilfen für arme Länder. «Wir sind hier in Glasgow, weil Leben auf dem Spiel stehen. Die nächste Woche ist ein Test für die Menschheit und die Zeit zu handeln.»

Präsident der Klimakonferenz äussert Verständnis für Wut der Jugend

Der Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, hat Verständnis geäussert für die Wut vieler Jugendlicher über den zu lange verschleppten Klimaschutz weltweit.

«Ich verstehe das, ich habe selber Kinder», sagte er am Freitag in Glasgow auf einer Veranstaltung, auf der junge Menschen mehr Ehrgeiz und Tempo im Kampf gegen die Klimakrise verlangten. «Ich kämpfe im wahrsten Sinne des Wortes Tag und Nacht dafür, damit das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite bleibt», sagte er.

Oft heisst es, junge Menschen engagieren sich ganz besonders für den Klimaschutz. Unser Autor, dreiundzwanzig Jahre alt, sagt: Das stimmt nicht.

Zugleich verwies Sharma auf jüngste Zusagen, die Hoffnung gäben: Etwa die Zusage grosser Wirtschaftsnationen der G20, im Ausland den Bau von Kohlekraftwerken nicht mehr mit öffentlichen Mitteln zu fördern. Auch der neue Pakt von gut 100 Staaten zum Stopp der Entwaldung bis 2030 sei wegweisend. Er räumte aber ein: «Wir müssen zusammen darauf achten, dass sich auch alle an ihre Zusagen halten.»

Die UN-Klimachefin Patricia Espinosa nannte die Forderungen der Jugend berechtigt. Sie versprach, sie in die Delegationen der rund 200 in Glasgow vertretenen Staaten zu tragen.

 «Ich kämpfe dafür, damit das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite bleibt»: Alok Sharma, Präsident der Weltklimakonferenz. (5. November 2021)

Zehntausende bei Klima-Demo in Glasgow erwartet – Thunberg redet

Knapp eine Woche nach dem Beginn der Weltklimakonferenz werden am Freitag in Glasgow zehntausende Menschen zu einer Grossdemonstration für mehr Klimaschutz erwartet. Nach einem Marsch durch die Innenstadt soll am Nachmittag unter anderem die Gründerin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future, die Schwedin Greta Thunberg, auf dem George Square eine Rede halten. Vanessa Nakate, Aktivistin für Klimagerechtigkeit aus Uganda, erklärte, zwar hätten die Staats- und Regierungschefs diese Woche einige Abkommen unterzeichnet. «Aber wir wissen, dass das nicht genug ist.» Proteste wie diese übten einen enormen Druck auf die Machthabenden aus.

Auch Greta Thunberg demonstriert in Glasgow. (1. November 2021)

Am Samstag folgt gleich die nächste Demonstration in Glasgow, die nach den Erwartungen der Organisatoren sogar mehr als 100'000 Menschen anlocken soll. Auch hier reden Thunberg, Nakate und der schottische Rapper Loki. Mit dabei sind auch unter anderem Landwirte, Gewerkschaften, religiöse Gruppen, antirassistische Aktivisten, indigene Gruppen und lokale Gemeindegruppen, wie es hiess. Der Protest ist Teil eines globalen Aktionstags, der nach Schätzungen der Organisatoren Hunderttausende in mehr als 200 Städten weltweit auf die Strasse bringen wird.

Auch Greta Thunberg hat bereits an mehreren Protesten und Veranstaltungen während des Gipfels teilgenommen und sich wiederholt kritisch geäussert, dass Stimmen aus dem besonders vom Klimawandel betroffenen globalen Süden zu wenig gehört würden. «Das ist keine Klimakonferenz mehr», twitterte sie am Donnerstag. «Das ist ein Greenwashing-Festival des globalen Nordens.» (sda)

Mehr dazu: Wie Greta zur Aktivistin wurde – und wie sie angefeindet wird

Studie: Superreiche leben wie ökologische Vandalen

Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung.

Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache. Mehr dazu: Superreiche leben wie «ökologische Vandalen»

Mehr als 40 Länder wollen aus der Kohle ausstiegen

Geht es nach dem britischen Gastgeber, so soll dreckiger Kohlestrom beim Klimagipfel in Glasgow in die Geschichtsbücher verwiesen werden. «Das Ende der Kohle ist in Sicht», verkündete der Präsident des Gipfels, Alok Sharma, am Donnerstag in Glasgow.

Der Grund für seinen Optimismus: Mehr als 40 Länder wollen in den 2030er oder spätestens 2040er Jahren aus der Kohleverstromung ausstiegen. 23 davon bekennen sich erstmalig zu diesem Schritt, darunter Staaten wie Polen, Vietnam und Chile.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Grossemittenten wie China und USA, aber auch Indien oder Australien sind nicht dabei. Die Energiegewinnung durch Kohle ist der grösste Einzelfaktor für die Erderwärmung. (sda)

Mehr dazu: Die Welt nimmt Abschied von Kohle, Öl und Gas

Agentur: Ankündigungen führen zu 1,8 Grad Erderwärmung

Die bisher beim Klimagipfel COP26 gemachten Ankündigungen würden der Internationalen Energieagentur zufolge zu 1,8 Grad Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit führen.

Neue Analysen der Agentur zeigten, dass der Pakt zur Reduktion des klimaschädlichen Treibhausgases Methan und die neuen Netto-Null-Ziele – sofern sie eingehalten werden – die Erderhitzung auf 1,8 Grad begrenzen würden, erklärte der Chef der Behörde, Fatih Birol, am Donnerstag in Glasgow. «Das ist ein grosser Schritt nach vorne, aber es braucht noch viel mehr», schrieb Birol auf Twitter.

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Ziel der Weltklimakonferenz in Glasgow ist es, das im Pariser Klimaabkommen bekräftigte 1,5-Grad-Ziel im Rahmen des Möglichen zu halten. Klimaforschern zufolge reicht das weniger ambitionierte «Deutlich-unter-zwei-Grad»-Ziel neueren Erkenntnissen zufolge nicht aus, um katastrophale Schäden abzuwenden. Vor der COP hatten die Vereinten Nationen Alarm geschlagen: Demnach führten die bisherigen Pläne der Staaten die Welt zu einer Erderhitzung von 2,7 Grad.

Johnson und Von der Leyen wegen Flugs mit Privatjets in der Kritik

Weil er den UN-Weltklimagipfel per Privatjet verlassen hat, ist der britische Premierminister Boris Johnson am Donnerstag in die Kritik geraten. Am Dienstag hatte der konservative Politiker noch den versammelten Staats- und Regierungschefs beim COP26 in Glasgow gehörig ins Gewissen geredet, beim Kampf gegen den Klimawandel den Worten Taten folgen zu lassen.

Einem Bericht des «Daily Mirror» zufolge setzte sich Johnson daraufhin in einen Privatjet und flog zu einem Dinner in einem exklusiven Club in London, dessen Mitgliedschaft nur Männern vorbehalten ist. Er soll dort den früheren Chefredakteur des «Daily Telegraph» und bekennenden Klimaskeptiker Charles Moore getroffen haben. «Das ist atemberaubende Heuchelei vom Premierminister», sagte Anneliese Dodds von der oppositionellen Labour-Partei dem «Mirror».

Wasser predigen – Wein trinken? Boris Johnson beim UNO-Weltklimagipfel in Glasgow.

Ein Regierungssprecher hatte die Reisepläne Johnsons mit dem Flugzeug noch am Montag damit gerechtfertigt, der Premier müsse in der Lage sein, mit erheblichem Zeitdruck zurechtzukommen. In einer Mitteilung am Donnerstag hiess es, Johnson habe eines der CO2-effizientesten Flugzeuge seiner Grösse in der Welt genutzt – mit dem nachhaltigsten Kraftstoff. Grossbritannien werde alle CO2-Emmissionen, die mit dem Klimagipfel in Verbindung stünden, neutralisieren, so die Mitteilung weiter.

Auch Ursula von der Leyen steht wegen eines 19-Minuten-Flugs in der Kritik. Die EU-Kommissionspräsidentin war im Juni von Wien ins nahegelegene Bratislava gereist. Ihr Sprecher verteidigte die CDU-Politikerin am Donnerstag in Brüssel und betonte, sie könne ihre Arbeit nicht nur mit «simplen Zoom-Meetings» erledigen.

Auch Ursula von der Leyen steht wegen eines kurzen Flugs in der Kritik.

Nackter Schotte fotografiert Bidens Konvoi

Schnappschuss ohne Schottenrock: Ein nackter Mann hat den Konvoi von US-Präsident Joe Biden auf dem Weg zur Weltklimakonferenz in Glasgow von seinem Fenster aus fotografiert. «Wir waren auf einer kleinen Landstrasse unterwegs, als ein grosser, nackter Schotte vom Fenster aus mit seinem Handy ein Foto von der Wagenkolonne schoss», berichtete Scott Detrow vom US-Sender NPR, der Bidens Konvoi begleitete.

Es war nicht klar, ob Biden seinen Fan im Adamskostüm von seiner gepanzerten Limousine «The Beast» aus mitbekam. Ignorieren konnte er hingegen nicht, dass die gesamte Kolonne auf dem Weg zurück von Glasgow nach Edinburgh, wo sein Rückflug nach Washington auf ihn wartete, eine Autobahnausfahrt verpasste und wenden musste – ein Navigationsfehler, der bei Präsidenten und ihrem Sicherheitspersonal äusserst selten vorkommt.

Klimaforscher: Erderhitzung von 2,7 Grad wäre «ein anderer Planet»

Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert. «Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute», sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Warnt eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung: Der Wissenschaftler Johan Rockström. (8. Mai 2019)

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Mass von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen. Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2,7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström.

Bereits im Jahr 2070 – also noch lange vor 2,7 Grad – würden in diesem Szenario 3,5 Milliarden Menschen in Regionen leben, deren jährliche Durchschnittstemperatur ein Risiko für ihre Gesundheit wäre. Darüber hinaus werde man in dieser Zukunft Probleme haben, die Menschheit überhaupt noch zu ernähren. «Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben», sagte der Klimaforscher. «Um es klar zu sagen: Man will dort nicht hin.»

Man habe nun mehr wissenschaftliche Beweise als jemals, das alles getan werden müsse, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, sagte Rockström. «Um wirklich erfolgreich zu sein, müssten alle hier versammelten Nationen ihre Pläne aktualisieren, um bis 2050 netto null Emissionen zu haben und die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren», so der Schwede. «Wenn wir das von allen Nationen bekämen, wäre das ein Grund zum Feiern.»

SDA/AFP/red