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COP26 im Ticker
COP26-Präsident kämpft mit Tränen | Abschlusserklärung macht Schluss mit Kohle

COP26-Präsident kämpft mit Tränen

Die UN-Weltklimakonferenz ist emotional zu Ende gegangen: Als sich mehrere Staaten am Samstagabend kurz vor der Schlussabstimmung bitterlich über Verwässerungen in letzter Minute beschwerten, kämpfte der britische COP26-Präsident Alok Sharma mit den Tränen. «Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist. Und es tut mir sehr leid», sagte der Gastgeber. Er fügte an: «Es ist auch von elementarer Bedeutung, dass wir dieses Paket schützen.» Darauf versagte ihm die Stimme und er senkte den Blick. Die Delegierten halfen ihm mit langem Applaus über den emotionalen Moment hinweg.

Alok Sharma bei seiner abschliessenden Rede am Uno-Klimagipfel in Glasgow.

Die Formulierung zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohleenergie war auf Druck von China und Indien in letzter Minute abgeschwächt worden. Viele kleinere Staaten fühlten sich übergangen. Auch EU-Kommissar Frans Timmermans äusserte seine grosse Enttäuschung darüber, würdigte die Forderung zum Kohleausstieg aber dennoch als «historisch».

Auf Kohleausstieg geeinigt

Die UN-Klimakonferenz in Glasgow hat die Staaten der Welt erstmals dazu aufgefordert, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Die gebilligte Erklärung von rund 200 Staaten fordert zudem, «ineffiziente» Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen.

Zudem verpflichteten sich die Länder gemeinsam dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen. Bisher reichen die bei den UN eingereichten Pläne bei weitem nicht aus, das 2015 in Paris vereinbarte Ziel zu erreichen. In der Erklärung wird festgehalten, dass dafür der Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss.

Zugesagt werden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen könen. Zig Millionen Menschen sind schon jetzt mit häufigeren und längeren Dürren und Hitzewellen konfrontiert oder kämpfen mit heftigeren Stürmen und Überschwemmungen. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell etwa 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar.

«Die Welt erwartet eine Einigung zum Wohl des Planeten»

Der britische Gipfel-Präsident hat eindringlich an die rund 200 Staaten appelliert, den neuen Entwurf für eine Abschlusserklärung zu beschliessen. Der Text sei «ehrgeizig und ausgewogen» und lasse kein Thema und kein Land zurück, sagte Alok Sharma am Samstag im Plenum. Eröffnet werde zudem die Chance, das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 endlich vollständig in Kraft zu setzen.

An die Delegierten, die allesamt «erfahrene Verhandler» seien, richtete Sharma die Bitte, nun – nach fast 24 Stunden Verlängerung – den Konsens zu suchen. «Freunde, die Welt blickt auf uns. Und sie erwartet eine Einigung zum Wohl des Planeten und jetziger und zukünftiger Generationen.»

Er ergänzte: «Bitte fragen Sie sich nicht, was Sie noch fordern könnten. Bitte fragen Sie sich, ob das Paket nicht genug für uns alle bietet.» Die Konferenz werde als Ganzes Erfolg haben oder als Ganzes scheitern, warnte er.

Neuer Entwurf fordert weltweiten Kohleausstieg

Trotz Widerstands mehrerer Staaten findet sich auch im neuesten Entwurf für die Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz erstmals seit 25 Jahren die Forderung, weltweit aus der Kohle auszusteigen und zumindest «ineffiziente» Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Das Dokument wurde am Samstag vom britischen Vorsitz des Gipfels in Glasgow veröffentlicht. Das Plenum der etwa 200 Staaten will nun darüber beraten.

Geplant ist, dass am Nachmittag abschliessend abgestimmt wird. Eine weitere Verlängerung ist aber möglich. Der Weltklimagipfel hätte ursprünglich schon am Freitag zu Ende gehen sollen. Der Chef von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser sagte der Deutschen-Presseagentur, die Formulierung sei «absolutes Neuland» und daher unbedingt zu begrüssen.

Klimaaktivistin wirft Teilnehmern «Versagen» vor

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat die bisher ausgehandelten Ergebnisse beim Weltklimagipfel in Glasgow scharf kritisiert. «Man kann das als Versagen betrachten», sagte sie Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Es geht hier nicht darum, einen interessanten diplomatischen Prozess zu navigieren, sondern darum, eine reale Katastrophe, die jetzt gerade hier passiert, abzuschwächen und Menschen in Sicherheit zu bringen.»

Der Kampf gegen den Klimawandel sei kein spannendes Gedankenspiel, sondern eine Menschheitsaufgabe. «Aber so verhält sich hier kaum jemand, der verhandelt», kritisierte die deutsche Vertreterin der Klimabewegung Fridays for Future. Neubauer schliesst sich damit einer Einschätzung von Greta Thunberg an, der Gründerin der Bewegung. Auch Thunberg hatte den Gipfelteilnehmern Versagen vorgeworfen.

25.09.2021, Nordrhein-Westfalen, Lützerath: Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer (l) und Greta Thunberg (r) stehen mit einem Schild "Defend Lützerath Defend 1.5 Grad C" bei einem Pressetermin im Tagebaudorf Lützerath dem Hof von Bauer Heukamp. Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Henning Kaiser)

Glasgow hätte ein «globaler Wendepunkt» sein müssen, sagte Neubauer den Zeitungen. «Es hätte ein Moment sein müssen, in dem vor allem die reichsten Staaten der Welt anfangen, gemeinsam für die 1,5-Grad-Grenze zu kämpfen. Das ist nicht passiert.» Das bedeute zwar nicht, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad nicht mehr erreichbar sei. Aber die Regierungen hätten bei der Konferenz sehr viel verändern können und müssen. «Stattdessen haben sie kaum merklich am Status Quo gerüttelt und es nur in Ansätzen gewagt, das fossile System anzugehen», sagte Neubauer.

Konkret nannte Neubauer einen schnellen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas als Bedingung für einen solchen Wendepunkt sowie «sehr, sehr schnelle Zahlungen» der Industrieländer an ärmere Länder. «Es waren schliesslich die Emissionen der reichsten Länder, die in den betroffen Regionen nun unvorstellbare Katastrophen anrichten.»

Abschliessende Einigung nicht vor Samstag

Bei der UNO-Klimakonferenz in Glasgow wird es vor Samstag keine abschliessende Einigung geben. Der britische Konferenzpräsident Alok Sharma teilte am Freitagabend seine Planung mit, erst am Samstag gegen 08.00 Uhr (Ortszeit, 09.00 Uhr MEZ) neue Verhandlungstexte zu veröffentlichen. Er führe nun «intensive Konsultationen», um für die Konferenzbeschlüsse «die richtige Balance» herzustellen, erkärte er. Eine Plenumssitzung zur Beratung über die Verhandlungsergebnisse finde nicht vor 10 Uhr statt.

Die Weltklimakonferenz hatte am 31. Oktober begonnen. Nach offizieller Planung sollte sie am Freitagabend enden. Wegen Differenzen etwa über die Klimahilfen der Industrieländer für ärmere Länder ging die COP26 aber wie die Weltklimakonferenzen in den vergangenen Jahren in die Verlängerung.

Der Gipfel muss in die Verlängerung

Stundenlange Debatten über ein weltweites Stoppsignal für die Kohle und über mehr Hilfszahlungen an arme Länder haben den Abschluss der Weltklimakonferenz in Glasgow ausgebremst. Am Freitag, dem geplanten Schlusstag, kündigte der britische Gipfelpräsident Alok Sharma für den Abend weitere Beratungen an, ebenso wie neue Textentwürfe. Umweltverbände warnten vor Verwässerungen im geplanten Abschlussdokument in letzter Minute, forderten mehr Einsatz der Bundesregierung und mahnten, die COP26 dürfe keine «Luftnummer» werden. Auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer äusserte sich alarmiert über die absehbaren Beschlüsse: «Nichts davon entspricht dem Zeitdruck und dem humanitären Druck, unter dem wir stehen.»

Alle Konferenzen der vergangenen Jahre wurden ins Wochenende verlängert. Am Ende des Mammutreffens mit rund 40'000 Delegierten müssen die rund 200 Staaten den Abschlusstext einstimmig beschliessen.

Menschrechtsaktivist Kumi Naidoo spricht an der Konferenz in Glasgow.

Auch Klimaaktivistinnen und -aktivisten bauten noch einmal Druck auf: Auf den Strassen Glasgows kritisierten sie – teilweise als Boris Johnson und andere Politiker verkleidet – die Mächtigen als zündelnde Brandstifter. Sogar im riesigen Tagungsgebäude beteiligten sich Hunderte Delegierte an einem lautstarken Protestmarsch. Sie liefen dabei an einem roten Band und riefen «Klimagerechtigkeit jetzt!»

Kerry: «Menschen sterben, schon heute»

Der US-Klimabeauftragte John Kerry hat die Staaten auf der Weltklimakonferenz in Glasgow beschworen, ihren Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase noch in diesem Jahrzehnt drastisch zu drosseln.

Die Wissenschaft sage klar, dass die Emissionen bis 2030 um 45 Prozent sinken müssen, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen. «Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden, müssen wir jetzt handeln», sagte er am Freitag vor dem Plenum.

Schnelles Handeln sei eine existenzielle Frage, betonte er. «Menschen sterben, schon heute.» Und überall auf der Welt seien die Folgen des Klimawandels zu spüren. Kerry räumte zugleich ein, dass die grossen Wirtschaftsnationen der G20 im Kampf gegen die Klimakrise die Hauptverantwortung tragen, weil sie 80 Prozent der Treibhausgase ausstossen. Diese Verantwortung nähmen die USA an.

John Kerry, Sondergesandter des US-Präsidenten für Klimafragen, während seiner viel beachteten Rede in Glasgow.

Zum Streit über einen Entwurf der Abschlusserklärung, in dem ein Ende der Subventionen für fossile Energieträger gefordert wird, sagte Kerry: «Diese Subventionen müssen weg.» Auch US-Präsident Joe Biden habe dies zum Ziel. In den vergangenen fünf Jahren seien weltweit 2,5 Billionen Dollar solcher klimaschädlichen Subventionen geflossen, sagte Kerry. «Das ist die Definition des Irrsinns!»

Erstmals Topf für Klimaschäden geplant

In einem neuen Entwurf für die Abschlusserklärung des Weltklimagipfels wird erstmals die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Topf mit Finanzhilfen nach Schäden und Verlusten durch die Klimakrise einzurichten.

Dabei geht es etwa um Zerstörungen und erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen, die infolge der Erderhitzung zunehmen. Die Passage findet sich in dem Dokument, das der britische Vorsitz der COP26 am Freitag in Glasgow veröffentlicht hat.

Darin werden die Staaten aufgefordert, in diese neue «Fazilität» einzuzahlen. Es gibt aber keine Verpflichtung dazu, und auch konkrete Summen werden nicht genannt.

Neuer Entscheidungsentwurf mit abgeschwächter Formulierung zu Kohleausstieg

Am offiziell letzten Tag der UN-Klimakonferenz in Glasgow hat der britische Konferenzvorsitz überarbeitete Verhandlungstexte vorgelegt. In der am Freitagmorgen vorgelegten Rahmenentscheidung der COP26 ist weiterhin ein Aufruf zum Ausstieg aus der Kohleenergie enthalten. Allerdings wurde dieser mit dem Zusatz «ohne CO2-Abscheidung» abgeschwächt. Kohlekraftwerke, die Kohlendioxid abfangen und damit ihre klimaschädliche Wirkung verringern, sind damit anders als in dem ersten Entwurf vom Mittwoch nicht mehr eingeschlossen.

Bei dem Appell an die Staaten, ihre Förderung für alle fossilen Energieträger einzustellen, wurde nun eingeschränkt, dass damit «ineffiziente» Subventionen gemeint sind. Damit fällt die Förderung etwa von Erdgas-Infrastruktur für eine Übergangsphase beim Umstieg von der Kohle auf erneuerbare Energien nicht unter diesen Aufruf.

Wenn diese Formulierungen von den Verhandlern abgesegnet würden, wäre dies dennoch ein Fortschritt. Im 2015 geschlossenen Pariser Klimaabkommen waren die fossilen Energien nicht als Haupttreiber der Erderwärmung genannt worden.

Nächste UNO-Klimakonferenz 2022 in Ägypten

Die nächste Weltklimakonferenz COP27 tagt im November 2022 in Ägyten. Das wurde am Donnerstag vom Plenum der aktuellen laufenden COP26 in Glasgow beschlossen. Die ägyptische Delegation dankte für das Vertrauen und erklärte, man sei «erfreut und geehrt». Tagungsort ist nach Medienberichten der Küstenort Scharm el-Scheich. Die Konferenz tagt vom 6. bis zum 18. November 2022. Für das Jahr 2023 bewarben sich die Vereinigten Arabischen Emirate.

Besorgte Wissenschaftler richten offenen Brief an UNO-Klimaverhandler

Dutzende Klimawissenschaftler aus mehreren Ländern appellieren in einem offenen Brief an die Verhandler der Weltklimakonferenz, die Warnungen der Wissenschaft zu den Folgen der Erderwärmung ernstzunehmen. «COP26 ist ein historischer Moment für das Schicksal des Klimas, der Gesellschaft und der Ökosysteme, weil menschliches Handeln den Planeten bereits um rund 1,1 Grad erwärmt hat», erklären die Forscher darin. Koordiniert wurde die Aktion von acht anerkannten Forschenden, darunter die ETH-Klimaforscherin Sonia Seneviratne. Ohne eine erhebliche Reduktion der CO₂-Emissionen und einen reduzierten Konsum fossiler Energie in den nächsten vier bis fünf Jahren seien die Versprechen nicht glaubwürdig, sagt sie. Der Schweizer Forscher Reto Knutti, der ebenfalls auf der Liste der Unterzeichner steht, hatte den Appell am Mittwoch auf seiner Twitter-Seite veröffentlicht. Lesen Sie hier das Interview mit dem ETH-Professor, wie die breite Masse für griffigen Klimaschutz zu gewinnen ist.

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Knutti und seine Kollegen fordern sofortige und konsequente Massnahmen, um die globale Erderwärmung noch deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Nur so könnten die Risiken für künftige Generationen und die Notwendigkeit, sich an die Klimafolgen anzupassen, in Schach gehalten werden.

Die COP-Verhandler in Glasgow sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen hohen Treibhausgasemissionen und der Veränderung des Weltklimas in ihrem Entscheidungsprozess massgeblich berücksichtigen, lautet eine zentrale Forderung.

Hälfte des CO₂-Anteils in der Atmosphäre in vergangenen 30 Jahren entstanden

Die Forscher beziehen sich in ihrem Brief explizit auch auf den IPPC-Klimabericht, der im August veröffentlicht wurde. Nach diesem Bericht ist die Hälfte des Kohlenstoffdioxid-Anteils in der Erdatmosphäre in den vergangenen 30 Jahren entstanden. Es habe noch nie eine so hohe Treibhausgaskonzentration in der Erdatmosphäre gegeben, betonen die Forscher.

Wenn es mit den Emissionen so weitergehe wie bisher wäre das verbleibende Budget zum Ausstoss von Treibhausgasen zwischen 2027 und 2033 aufgebraucht, heisst es weiter. Deshalb müssten die Emissionen «sofort» sinken, um unumkehrbare Folgen für das gesamte Klimasystem abzuwenden.

Klima-Gesandter Xie: China schliesst mit den USA Vereinbarung für mehr Klimaschutz

Die beiden grössten Treibhausgasemittenten der Welt, China und die USA, haben bei der UNO-Klimakonferenz eine Vereinbarung für mehr Klimaschutz geschlossen. Das gab der chinesische Klimagesandte Xie Zhenhua am Mittwochabend in Glasgow bekannt. «Beide Seiten erkennen an, dass es eine Kluft zwischen den gegenwärtigen Bemühungen und den Zielen des Pariser Klimaabkommens gibt», sagte Xie mit Blick auf die drohende Erderwärmung von 2,7 Grad.

Das Pariser Klimaabkommen sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad vor. Derzeit steuert die Erde nach UNO-Angaben aber selbst bei Erfüllung aller nationaler Klimaschutzzusagen auf eine folgenschwere Erwärmung um 2,7 Grad bis zum Jahrhundertende zu.

Xie Zhenhua, Special Representative for Climate Change for China, speaks during a press conference at the United Nations after the Opening Ceremony of the High-Level Event for the Signature of the Paris Agreement April 22, 2016 in New York. (Photo by KENA BETANCUR / AFP)

In Glasgow verhandeln seit dem 31. Oktober fast 200 Staaten über die konkrete Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015. Offiziell soll die COP26 am Freitag enden.

China hatte kurz vor der Weltklimakonferenz mit seinem überarbeiteten Klimaziel enttäuscht. Darin bestätigte das bevölkerungsreichste Land der Welt lediglich, dass es bis zum Jahr 2060 CO2-Neutralität erreichen will. Die Treibhausgasemissionen des Landes sollen vor 2030 ihren Höhepunkt erreichen, könnten also bis dahin noch deutlich steigen.

Vielfach kritisiert wurde auch, dass Chinas Präsident Xi Jinping anders als zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs zum Auftakt der UNO-Klimakonferenz nicht nach Glasgow gereist war. Sowohl die USA als auch die Bundesregierung hatten Peking aufgerufen, beim Klimaschutz nachzulegen.

Johnson ruft in Glasgow zu ehrgeizigen Beschlüssen auf

Der britische Premierminister Boris Johnson hat zu ehrgeizigen Beschlüssen bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow aufgerufen und dabei auch eine Verlängerung der Verhandlungen nicht ausgeschlossen. «Wir müssen ehrgeiziger sein und wir brauchen glaubwürdigere Umsetzungspläne», sagte Johnson am Mittwochabend auf einer Pressekonferenz bei der COP26 in Glasgow. Die internationale Gemeinschaft müsse «die Kluft überbrücken zwischen dem, wo wir stehen, und dem, wo wir hin müssen».

Wenn dies in Glasgow nicht gelinge, hätten die Regierungen angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise «keine Entschuldigung», sagte Johnson. Schliesslich wüssten alle, was «hier auf dem Spiel steht». Die Verhandlungen bräuchten nun «einen entschiedenen Schub, um uns über die Linie zu bringen».

Bis zum offiziellen Konferenzende am Freitagabend gebe es noch «eine riesige Menge» zu tun und es seien nur noch wenige Tage Zeit, mahnte der britische Premier. Er sehe allerdings keinen Grund, «warum wir nicht in die Verlängerung gehen, wenn es sein muss». In den vergangenen Jahren waren die UNO-Klimakonferenzen nie am vorgesehenen Tag abgeschlossen worden.

Die britische COP-Präsidentschaft arbeitet in Glasgow auf Beschlüsse hin, die das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, in Reichweite halten. Derzeit steuert die Erde nach UN-Angaben selbst bei der Einhaltung aller nationaler Klimaschutzzusagen auf eine folgenschwere Erwärmung um 2,7 Grad zu.

epa09574463 British Prime Minister Boris Johnson speaks during a press conference at the COP26 UN Climate Change Conference in Glasgow, Britain, 10 November 2021. The 2021 United Nations Climate Change Conference (COP26) runs from 31 October to 12 November 2021 in Glasgow. EPA/ROBERT PERRY

Johnson reiste nun doch im Zug nach Glasgow

Der britische Premierminister Boris Johnson ist am Mittwoch mit der Bahn zur Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow gereist. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der konservative Politiker in London einen Zug bestieg. Johnson war in der vergangenen Woche in die Kritik geraten, weil er nach seinem Auftritt und viel mahnenden Worten an die versammelten Staats- und Regierungschefs bei dem UN-Klimagipfel in einem Privatjet in die britische Hauptstadt zurückkehrte. Einem Bericht zufolge traf er sich dort mit einem bekennenden Klimaskeptiker zum Dinner in einem exklusiven Londoner Club.

Immer wieder für Kontroversen gut: Boris Johnson.

Bei seinem zweiten Besuch bei der in dieser Woche zu Ende gehenden Konferenz will Johnson den Verhandlungen nach Angaben der Regierung einen Schub verleihen. Es gebe noch viel zu tun, sagte Johnson der BBC zufolge vor seiner Reise. «Es geht hier um mehr als nur ein einzelnes Land, und es ist Zeit für Staaten, ihre Differenzen zu überwinden und sich zum Wohle des Planeten und unserer Menschen zu einigen», so der Premier laut dem Bericht.

Bündnis verkündet Umstieg auf emissionsfreie Autos bis 2040

In Glasgow hat sich ein Bündnis aus rund 30 Staaten sowie Städten und Unternehmen zum vollständigen Umstieg auf emissionsfreie Autos bis spätestens 2040 bekannt.

«Zusammen werden wir daran arbeiten, dass alle Verkäufe neuer Autos und Kleinbusse generell bis 2040 und in führenden Märkten nicht später als 2035 emissionsfrei sind», heisst es in der am Mittwoch vom britischen COP26-Vorsitz veröffentlichten Erklärung.

Deutschland hat nicht unterzeichnet

Zu den Unterzeichnern gehören neben Grossbritannien EU-Staaten wie Dänemark, Polen, Österreich und Kroatien sowie eine Reihe anderer Industrieländer wie Israel und Kanada. Aber auch Schwellen- und Entwicklungsländer wie die Türkei, Paraguay, Kenia und Ruanda schlossen sich der Initiative an. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern. Beteiligt sind ausserdem Bundesstaaten wie Kalifornien und Städte wie Barcelona, Florenz und New York.

Von den deutschen Autobauern schloss sich Mercedes Benz der Initiative an. Ausserdem sind andere Hersteller wie Ford, Volvo und Jaguar Landrover mit dabei. Darüber hinaus beteiligen sich dutzende Unternehmen, die in die Autoindustrie investieren oder über eigene Wagenflotten verfügen, wie Eon, Ikea und Unilever.

Emissionsfreie Auto noch eher im Verkauf

Die beteiligten Staaten sowie Regionalregierungen und Städte wollen die Bedingungen schaffen, um den Umstieg von Wagen mit Verbrennermotoren auf emissionsfreie Fahrzeuge zu beschleunigen. Die beteiligten Autobauer sagen zu, «in führenden Märkten» bis spätestens 2035 nur noch emissionsfreie Autos und Kleinbusse zu verkaufen und dies mit einer Geschäftsstrategie zu fördern, die eine entsprechende «Nachfrage der Konsumenten» stärke.

Die beteiligten Besitzer oder Betreiber von Wagenflotten und Mobilitätsplattformen sagen zu, die klimaschädlichen Emissionen ihrer Autos bereits bis spätestens 2030 auf null zurückzufahren. Gemeinsam arbeite das Bündnis an einem «Durchbruch im Strassenverkehr», hiess es in der Erklärung.

Eine klimafreundliche Mobilität ist am Mittwoch Schwerpunkt der Weltklimakonferenz. Das Thema gehört auch zu den Schwerpunkten der britischen COP-Präsidentschaft, die Premierminister Boris Johnson mit den Schlagworten «coal, cars, cash and trees» (Kohle, Autos, Geld und Bäume) zusammengefasst hat.

Neue Klimaprognose: Welt steuert bis 2100 auf 2,4 Grad Erwärmung zu

Wenn die Zusagen aller Staaten zum Klimaschutz für das Jahr 2030 umgesetzt werden, klettert die Erderwärmung Forschern zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts immer noch auf etwa 2,4 Grad. Das zeigen neue Prognosen des Climate Action Tracker (CAT), die am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlicht wurden.

Wenn man nur betrachtet, was die Staaten jetzt tun, und weitere Ankündigungen ausblendet, steigt die Erderwärmung demnach bis 2100 sogar auf 2,7 Grad.

Das im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbarte Ziel ist aber, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad, möglichst 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür müssten nach Berechnungen des Weltklimarats bis 2030 die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase halbiert werden.

Teilnehmer der Klimakonferenz versammeln sich um die Riesenpuppe «Little Amal»: Die 3,5 Meter hohe Abbildung eines syrischen Mädchens reiste 8000 Kilometer zu Fuss, um auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam zu machen.

Die CAT-Forscher stellten fest, dass zur Halbzeit der Klimakonferenz in Schottland eine «Glaubwürdigkeitslücke» klaffe zwischen dem, was gesagt und dem, was getan werde. Auch ein «optimistisches Szenario» von lediglich 1,8 Grad Erwärmung sei denkbar – aber nur, wenn diejenigen Staaten ihre langfristigen Zusagen einhielten, die bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden wollen. Dazu fehlten aber den meisten Ländern belastbare, konkrete Konzepte.

Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan nannte die Prognose erschreckend. «Es ist ein niederschmetternder Bericht, der in jeder gesunden Welt Regierungen dazu veranlassen würde, sofort ihre Differenzen beizulegen und mit kompromisslosem Einsatz einen Deal zur Rettung unserer Zukunft auszuarbeiten.» Stattdessen sehe man auf der COP26 «Subversion, Sabotage und Selbstsucht» der Mächtigen, während verletzliche Staaten um ihr Leben kämpften und junge Aktivisten nach Gerechtigkeit riefen.

Nancy Pelosi: Welt braucht die Stimmen von Frauen

Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hat die besondere Rolle von Frauen bei der Bewältigung der Klimakrise betont. Auf der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow dankte die 81-Jährige am Dienstag explizit den Frauen und Mädchen, die unzählige Menschen mobilisierten, um Druck auf die Politik aufzubauen.

«Lasst uns diesen jungen Frauen danken», sagte Pelosi. «Ich glaube: Wenn Frauen Erfolge haben, hat auch die Welt Erfolg.»

Nancy Pelosi spricht an der Klimakonferenz in Glasgow über die Gleichstellung von Frauen. (9. November 2021)

Die Demokratin machte zudem auf die besondere Belastung aufmerksam, die die Folgen des Klimawandels für Frauen darstellt: 80 Prozent der Menschen, die durch die Klimakrise aus ihren Wohnorten vertrieben würden, seien Frauen.

In Zwei-Grad-Welt 15 Mal mehr Menschen von Hitzestress betroffen

Sollte die Erderhitzung die kritische Marke von zwei Grad übersteigen, werden einer britischen Studie zufolge bis zu eine Milliarde Menschen unter extremem Hitzestress leiden. Das wären 15 Mal mehr Betroffene als derzeit.

Bei einem Anstieg auf vier Grad würde sogar die Hälfte der Menschheit in Mitleidenschaft gezogen, wie die am Dienstag vom britischen Wetterdienst am Rande der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlichte Studie zeigt.

Unter potenziell tödlichem extremen Hitzestress verstehen die Wissenschaftler Temperaturen über 32 Grad bei gleichzeitig sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Liegen die Temperaturen oberhalb dieser Schwelle, wird etwa nach internationalen Schutzstandards beim Arbeiten im Freien empfohlen, stündlich eine Pause zu machen, um Erschöpfungszustände zu vermeiden.

Hören Sie zum Thema unseren täglichen Podcast «Apropos»: Ist das 1,5-Grad-Ziel noch zu schaffen?

Bundesrätin Sommaruga einen Tag früher an der Klimakonferenz

Umweltministerin Simonetta Sommaruga ist am Dienstag an die UN-Klimakonferenz in Glasgow gereist – einen Tag früher als geplant. Die Verhandlungen sind ihren Angaben zufolge gerade an einem wichtigen Punkt. «Darum schalten sich die Ministerinnen und Minister direkt ein», schrieb sie auf Twitter.

Bei den Verhandlungen auf Ministerebene will sich Sommaruga an der COP26 für allgemeingültige griffige Regeln einsetzen, wie sie weiter schrieb. Ihr Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) teilte mit, die Bundesrätin werde an den Beschlussfassungen teilnehmen.

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Darüber hinaus leitet Sommaruga zusammen mit der ruandischen Umweltministerin Jeanne d’Arc Mujawamariya Konsultationen über die Frage der Klimaziele der Staaten. Den Auftrag dazu erhielt die Bundesrätin von Konferenzpräsident Alok Sharma.

SDA/AFP/red