Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

COP26 im Ticker
COP26-Präsident kämpft mit Tränen | Abschlusserklärung macht Schluss mit Kohle

Harry und Meghan wollen mit Stiftung klimaneutral werden

inz Harry (37) und Herzogin Meghan (40) wollen mit ihrer Stiftung Archewell bis 2030 klimaneutral werden. Das geht aus einer Mitteilung der Stiftung hervor, die am Dienstag auf der Archewell-Webseite veröffentlicht wurde. Während die Staatenlenker beim UN-Weltklimagipfel COP26 im schottischen Glasgow über Lösungen für die Klimakrise verhandelten, fühle sich jeder bei Archewell – allen voran Harry und Meghan – einer nachhaltigeren Zukunft verpflichtet, hiess es in der Mitteilung.

Harry und seine Gattin Meghan bei einem Auftritt im Central Park in New York.

«Als Organisation werden wir mit einem unabhängigen Berater zusammenarbeiten, um alle mit Archewell in Verbindung stehenden Aktivitäten seit der Gründung zu erfassen», so die Mitteilung weiter. Dazu gehöre beispielsweise die Internetnutzung, das Pendeln zum Arbeitsplatz und der Stromverbrauch. Dann solle ein Plan erarbeitet werden, wie bis zum Ende des Jahrzehnts Klimaneutralität erreicht werden könne.

Biden: Chinas Fernbleiben war «grosser Fehler»

Die chinesische Führung hat sich mit ihrem Fernbleiben vom Weltklimagipfel nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden selber geschadet. «Ich denke, es war ein grosser Fehler, ganz offen gesagt», sagte Biden am Dienstagabend bei seiner Abschluss-Pressekonferenz in Glasgow. China habe damit die Chance verpasst, Menschen auf der ganzen Welt bei der elementaren Frage des Klimaschutzes zu beeinflussen. Das Fernbleiben von Staatschef Xi Jinping passe auch nicht zu der von China angestrebten globalen Führungsrolle. Das gleiche gelte für Russland – Präsident Wladimir Putin kam ebenfalls nicht zum Klimagipfel.

Biden sagte auf eine entsprechende Frage, er rechne nicht mit einem physischen Konflikt mit China. Er habe in früheren Gesprächen mit Xi deutlich gemacht, dass es sich bei dem Verhältnis zwischen den beiden Ländern um einen Wettbewerb handelt, nicht um einen Konflikt. Für einen geplanten Online-Gipfel mit Xi gebe es noch kein Datum. Biden wollte am Dienstagabend wieder zurück nach Washington reisen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

«Beendet den Klima-Betrug»: Proteste in Glasgow

In Glasgow haben parallel zum Weltklimagipfel COP26 Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten für eine ehrgeizigere Klimapolitik demonstriert. Mitglieder der Organisation Extinction Rebellion und anderer Gruppen versammelten sich am Dienstagabend vor dem Gelände der Klimakonferenz und forderten mit Sitzblockaden, Bannern und Sprechchören die Verantwortlichen auf, geeignete Massnahmen zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe zu ergreifen.

«Beendet den Klima-Betrug», appellierten mehrere Demonstrierende, zu denen auch die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer gehörte, in Form einer Botschaft aus in den Händen gehaltenen Leuchtbuchstaben.

«Beendet den Klima-Betrug»: Proteste rund um den Gipfel in Glasgow.

Bereits im Laufe des Tages gab es parallel zu den Sitzungen der Klimakonferenz in Glasgow verschiedenste Proteste. So verkleideten sich einige Aktivisten als Boris Johnson oder Wladimir Putin, die mit der Erde ein tödliches Spiel im Stil der Netflix-Serie «Squid Game» veranstalteten. Im Laufe der Woche sind weitere Grossproteste angekündigt, darunter ein Klimamarsch und ein Fridays-for-Future-Streik mit der Schwedin Greta Thunberg.

Schon am Nachmittag zogen viele Aktivistinnen und Aktivisten durch die Strassen von Schottlands grösster Stadt.

80 Staaten wollen Ökostrom über Grenzen verteilen

Mehr als 80 Staaten wollen weltweit ihre Stromnetze besser miteinander verknüpfen, um klima- und umweltfreundliche Energie zum Nutzen aller besser zu verteilen. Die sogenannte «Green Grids»-Initiative wurde am Dienstag von den Regierungen Indiens und Grossbritanniens auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Die Idee: Ökostrom aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft soll über Grenzen und Zeitzonen hinweg weitergeleitet werden. Der Initiative angeschlossen haben sich unter anderem auch Deutschland, die USA, Frankreich und Australien.

Der britische Premierminister Boris Johnson sagte, die Initiative sei gut für mehr Wachstum und Jobs sowie eine Investition in «unsere grüne Zukunft». Zugleich werde sichergestellt, dass mehr Menschen Zugang zu Stromversorgung bekommen. Indiens Regierungschef Narendra Modi sagte, die Initiative verfolge eine Idee, für die die Zeit gekommen sei.

Mehr als 80 Staaten besiegeln Pakt gegen Methan-Ausstoss

Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow haben sich mehr als 80 Staaten einer Initiative der EU und der USA angeschlossen, um den Ausstoss von klimaschädlichem Methan zu reduzieren. «Den Ausstoss von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag. Sie stellte den Pakt gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor. Der Ausstoss von Methan in die Atmosphäre habe einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. «Das ist die am tiefsten hängende Frucht», die man schnell und effektiv reduzieren müsse.

Ausstoss von Methan reduzieren: Ursula von der Leyen spricht in Glasgow.

Methan ist das zweitschädlichste Treibhausgas und verantwortlich für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Die schon im September ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 der EU-Kommission zufolge um rund 0,2 Grad reduziert werden.

Biden sprach von einem «wegweisenden Engagement». Er sagte in Glasgow, das 30-Prozent-Ziel könne wahrscheinlich sogar übertroffen werden. Biden präsentierte zugleich einen nationalen Aktionsplan zur Reduzierung des Methan-Ausstosses in den USA. Damit soll unter anderem der Methan-Ausstoss von Öl- und Gasbohrlöchern, von Pipelines und von Mülldeponien deutlich reduziert werden. Methan entsteht zum Beispiel in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie. (Lesen Sie dazu auch: Treibhausgas Methan: Der übersehene Klimakiller).

COP26-Vorsitz von Aktivisten zum «Fossil des Tages» gekürt

Die britische Regierung als Ausrichter des Weltklimagipfels ist von den Umweltschützern des Climate Action Networks (CAN) zum «Fossil des Tages» gekürt worden – unter anderem wegen Organisationsmängeln bei dem Mammuttreffen in Glasgow mit 28'000 Teilnehmenden.

Die versprochene inklusive Einbindung aller Interessen und Aktivisten zeige sich derzeit vor allem darin, was die Briten am besten könnten: nämlich «in der Kunst des Schlangestehens», erklärten sie ironisch.

An den ersten beiden Tagen hatten sich sehr lange Schlangen vor dem Kongresszentrum gebildet. Die Wartezeit betrug etwa am Dienstag weit mehr als eine Stunde bis zum Sicherheitscheck.

Erhält von Aktivisten eine besondere Ehrung: Der britische Premier Boris Johnson bei der Konferenz in Glasgow. (2. November 2021)

CAN rügte zudem, Vertretern der Zivilgesellschaft, die von weit her angereist seien, werde gesagt, es gebe keinen Platz in den Veranstaltungen und sie sollten diese online anschauen. «Da hätten wir gleich zuhause bleiben können – obwohl: Dann hätten wir das Wetter verpasst», bilanzierten sie mit Blick auf den trüben schottischen Herbst.

Man hoffe, dass dieser Negativpreis der COP26-Präsidentschaft in dieser Hinsicht ein «Weckruf» sei. Vertreter der Zivilgesellschaft und Klimaaktivisten müssten als gleichwertige Partner behandelt werden, erklärte das Netzwerk.

Auch Australien gekürt

Ebenfalls zum «Fossil des Tages» gekürt wurde Australien, das stark vom Kohleexport profitiert. Das Land überbiete alle darin, die COP an einen «Tiefpunkt» zu führen, hiess es kritisch vom Climate Action Network. So habe die Regierung nicht nur sehr schwache Pläne zum Klimaschutz präsentiert, sondern in den vergangenen Monaten auch noch drei neue Kohleprojekte genehmigt.

100 Staaten wollen bis 2030 Entwaldung stoppen

Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten verpflichtet, die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften bis 2030 zu stoppen. Dies hat die britische Regierung, die der UN-Konferenz vorsitzt, am späten Montagabend bekanntgegeben. Die beteiligten Länder, darunter Deutschland und die gesamte EU, repräsentieren demnach 85 Prozent der weltweiten Waldfläche, also etwa 34 Millionen Quadratkilometer. Mit dabei sind die Staaten mit den grössten Wäldern überhaupt, also Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo.

Dschungel weicht Viehzucht: Entwaldung in Brasilien.

Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 etwa 12 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen. Wälder gelten als die Lunge unseres Planeten, sie nehmen etwa ein Drittel der jährlich vom Menschen ausgestossenen CO2-Emissionen auf. Doch schrumpfen sie bedenklich, wie es in der Mitteilung weiter hiess: Jede Minute gehe eine Fläche von etwa 27 Fussballfeldern verloren.

«Sie sind unverzichtbar für unser Überleben»

Der britische Premierminister Boris Johnson sprach der Mitteilung zufolge von Wäldern als «Kathedralen der Natur» und erklärte: «Sie sind unverzichtbar für unser Überleben.» Der Präsident Indonesiens, Joko Widodo, sagte laut der Mitteilung, sein Land sei gesegnet mit viel Regenwald. Seine Regierung verpflichte sich, diese als «natürliches Kapital» zu beschützen.

Studie: Klimawandel Hauptursache für Waldbrände in USA

Der Klimawandel ist einer neuen Studie zufolge die Hauptursache für die verheerenden Waldbrände in den USA. Zwischen 2001 und 2018 zerstörten Brände im Westen der USA pro Jahr durchschnittlich 13'500 Quadratkilometer Land – und damit doppelt so viel wie zwischen 1984 und 2000.

«Es ist so viel schneller passiert, als wir bisher angenommen hatten», sagte die Klimaforscherin Rong Fu der «Los Angeles Times».

Um zu verstehen, was zu der deutlichen Verschlechterung der Lage binnen kurzer Zeit geführt hat, analysierten Fu und ihr Team für die am Montag in der Fachzeitschrift «PNAS» veröffentlichte Studie verschiedene Faktoren, die das sogenannte Sättigungsdefizit (VPD) der Luft beeinflussen. Dieser Wert gibt an, wie viel Feuchtigkeit die Luft bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann.

Je höher das Defizit ist, umso mehr Wasser wird aus dem Boden und aus der Vegetation gezogen. Diese trocknen dann aus und die Waldbrandgefahr erhöht sich.

Weniger als ein Drittel natürlich erklärbar

Die Forschenden gehen davon aus, dass die Zunahme der Waldbrände im Westen der USA während der Sommermonate eng mit dem Sättigungsdefizit der Luft zusammenhängt.

Den Berechnungen von Fu und ihrem Team zufolge waren natürliche Klimaschwankungen nur für einen durchschnittlichen Anstieg des VPD um 32 Prozent verantwortlich. Die restlichen 68 Prozent des Anstiegs in den vergangenen 20 Jahren seien auf die globale Erwärmung zurückzuführen.

«Vor dem Jahr 2000 konnten wir dieses Feuer begünstigende Wetter gut mit Wetterdaten erklären», sagte Fu. Mittlerweile sei jedoch weniger als ein Drittel davon auf natürliche Phänomene zurückzuführen. Einige Modelle gehen sogar davon aus, dass bis zu 88 Prozent der Anomalien bei den VDP-Werten auf die menschengemachte Erderwärmung zurückzuführen seien.

Joe Biden fallen beim Gipfel die Augen zu

Zuerst das G20-Treffen in Rom, nun der Klimagipfel in Glasgow – Joe Biden hat ein straffes Arbeitspensum zu bewältigen. In einem Video, das auf Twitter kursiert, sieht man, dass der 78-jährige US-Präsident dieser Stress offensichtlich auch Mühe bereitet: Während der Konferenz in Schottland fallen ihm mehrmals die Augen zu. «Erst als ihn ein junger Mann anspricht, scheint er wieder etwas wacher zu werden. Er klatscht zum Abschluss der Rede, reibt sich aber auch gleich die Augen», blickte die Agentur DPA genau hin.

Im Netz sorgten die Aufnahmen doch für einen gewissen Spott. Der britische Journalist Piers Morgan schrieb auf Twitter: «Nicht der beste Eindruck, wenn sie versuchen, der Welt zu sagen, dass sie aufwachen soll.» Bidens Vorgänger im Weissen Haus, der Republikaner Donald Trump, hatte Biden im vergangenen Präsidentschaftswahlkampf wegen sprachlicher Aussetzer mehrmals spöttisch als «Sleepy Joe» («Schläfriger Joe») bezeichnet. Damit wollte Trump aussagen, dass sein demokratischen Herausforderer weder körperlich noch geistig fit genug für den Job wäre.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Britischer Erzbischof entschuldigt sich für Holocaust-Vergleich

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat sich dafür entschuldigt, die Folgen des Klimawandels mit dem Holocaust verglichen zu haben. «Ich entschuldige mich unmissverständlich für die Worte, die ich benutzt habe, als ich versuchte, den Ernst der Lage zu betonen», erklärte das religiöse Oberhaupt der Church of England am Montag auf Twitter. «Es ist niemals richtig, Vergleiche mit den Gräueltaten der Nazis anzustellen.»

Welby hatte zuvor anlässlich der Weltklimakonferenz in Glasgow in einem Interview der BBC gesagt, künftige Generationen würden «mit weitaus schärferen Worten» über die Politiker von heute sprechen, «als über die Politiker der 30er Jahre, (...) die ignorierten, was in Nazideutschland geschah». Denn der Klimawandel werde «über Generationen hinweg Menschen auf der ganzen Welt töten» und «einen Völkermord von unendlich grösserem Ausmass ermöglichen».

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Queen hofft auf einen Gipfel für die Geschichtsbücher

Königin Elizabeth II. hat sich zum Auftakt des Weltklimagipfels in Glasgow in einem ungewöhnlich energischen Appell an die Staatenlenker gewandt. «In den kommenden Tagen hat die Welt die Chance, eine sicherere und stabilere Zukunft für unsere Bevölkerung und den Planeten, von dem wir abhängig sind, zu schaffen», sagte die Königin in einer am Montagabend veröffentlichten Botschaft, die vor einigen Tagen auf Schloss Windsor aufgezeichnet wurde. Sie selbst hoffe, dass die Konferenz einer jener Momente sein werde, bei der alle die Politik des Augenblicks hinter sich lassen und über sich hinauswachsen würden.

Die 95 Jahre alte Königin hatte eigentlich persönlich nach Glasgow reisen und an einem Empfang teilnehmen wollen. Auf ärztlichen Rat sagte sie die Reise jedoch kurzfristig ab und sendete stattdessen die Videobotschaft, in der sie auch ihren im April gestorbenen Ehemann Prinz Philip als leidenschaftlichen Umweltschützer würdigte. Auch Thronfolger Prinz Charles, der die Konferenz am Montag offiziell eröffnete, ist als leidenschaftlicher Klimaschützer bekannt.

«Viele hoffen, dass das Vermächtnis dieses Gipfels – geschrieben in noch zu druckenden Geschichtsbüchern – Sie als die Staatenlenker beschreiben wird, die die Gelegenheit nicht verpasst haben, sondern dass Sie dem Ruf dieser zukünftigen Generationen gefolgt sind», sagte die Queen.

Video-Botschaft Ihrer Majestät für den Gipfel: Prinz Charles, Camilla, Herzogin von Cornwall, Prinz William und Kate, Herzogin von Cambridge (v.l.), hören in Glasgow aufmerksam zu.

Premier Johnson reist im Flugzeug zurück nach London

Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson wird im Flugzeug von der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zurück nach London reisen. «Wir stehen unter erheblichem Zeitdruck», entgegnete Johnsons Sprecher am Montag auf Kritik an der Flugreise. Johnson hatte die an der COP26 teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zuvor eindringlich dazu aufgerufen, mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen.

Umwelt- und Klimaschützer verlangen, den Flugverkehr, insbesondere Privat- und Kurzstreckenflüge, deutlich zu verringern. Flugzeuge stossen pro Passagier und Kilometer bedeutend mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als alle anderen Fortbewegungsmittel.

Johnson war am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom mit einer gecharterten Airbus-Maschine nach Glasgow geflogen. Das selbe Flugzeug werde ihn am Dienstag zurück nach London bringen, erklärte sein Büro. «Der Kraftstoff, den wir verwenden, ist nachhaltig und die Emissionen werden auch ausgeglichen», sagte sein Sprecher.

Johnson hatte in seiner Rede bei der COP26 zuvor gefordert, «den Klimawandel wirklich ernst zu nehmen». Wenn die Staats- und Regierungschefs diese Gelegenheit nun verpassten, würden zukünftige Generationen ihnen das nicht verzeihen.

Offenbar unter Zeitdruck: Boris Johnson fliegt von Glasgow nach London zurück.

«Boris Johnson hat Recht, wenn er davor warnt, dass die Welt beim Klimawandel eine Minute vor Mitternacht steht», sagte der Direktor der Organisation Power Shift Africa, Mohamed Adow, der Nachrichtenagentur AFP. «Deshalb wäre es schön gewesen, wenn er mit dem Zug nach Glasgow gefahren wäre.» Ein Flug von Glasgow nach London dauert durchschnittlich 60 bis 90 Minuten, die Zugfahrt rund fünf Stunden.

Deutliche Kritik von Gesundheitsfachleuten an Bundesrat

Über tausend Gesundheitsfachleute kritisieren in einem offenen Brief den Bundesrat für seine Klimapolitik. Sie warnen vor schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Klimakrise. Der Bundesrat solle einen nationalen Gesundheits-, Klima- und Umweltnotstand ausrufen.

Wegen des ihrer Ansicht nach «abgrundtiefen Abstands zwischen Worten und Taten» bei der Bekämpfung der Klimakrise wenden sich über 1200 Gesundheitsfachleute an Gesundheitsminister Alain Berset und den Gesamtbundesrat.

Der Brief ist am Montagnachmittag in Bern an Berset übergeben worden. Erstunterzeichner ist Blaise Genton, Chefarzt für Allgemeinmedizin der Universität Lausanne.

Trägheit und ungenügende Massnahmen

Angesichts «der Trägheit und des Mangels an konkreten Massnahmen, die bisher auf Ebene aller föderalen Dienststellen ergriffen wurden» verlangen die Gesundheitsfachleute ein rasches Handeln.

So soll der Bundesrat die Forderungen des Präsidiums Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) so schnell wie möglich umzusetzen. Der Bundesrat soll öffentlich einen nationalen Gesundheits-, Klima und Umweltnotstand ausrufen. Es müssten Massnahmen ergriffen werden, um das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

Weiter sollen «Bürgerversammlungen» einberufen werden, um über die «wirksamsten, relevantesten und nachhaltigsten Massnahmen zu entscheiden». Schliesslich soll sich der Gesundheitsminister mit anderen Abteilungen koordinieren, um alle Bereiche der Gesellschaft zu «dekarbonisieren».

Der Begriff Dekarbonisierung bedeutet die Umstellung der Energiewirtschaft auf einen niedrigeren CO2-Ausstoss. Ziel ist eine kohlenstofffreie Wirtschaft.

Coronavirus als Vorbote neuer Katastrophen

Als Angehörige der Gesundheitsberufe seien die Unterzeichnenden tagtäglich mit den Folgen der Klimakrise konfrontiert, steht in dem Brief. So gebe es etwa wegen verschmutzter Luft immer mehr Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Todesfälle, verursacht durch Hitzewellen.

Die Covid-19-Pandemie sei «ein Vorbote neuer Gesundheitskatastrophen», warnen die Fachleute. Die konkreten Massnahmen der Schweiz gegen den Klimawandel würden «dem Ernst und der Dringlichkeit der Lage nicht gerecht».

Indien will bis 2070 Klimaneutralität erreichen

Indien strebt erst bis 2070 Klimaneutralität an. Wie Premierminister Narendra Modi am Montag bei der Weltklimakonferenz in Glasgow bekanntgab, will der drittgrösste CO2-Emittent der Welt das Ziel sogenannter Netto-Null-Emissionen in 50 Jahren erreichen. Nach UNO-Angaben haben sich mehr als 130 Länder das Ziel gesetzt, die Treibhausgas-Emissionen bereits bis 2050 auf Null zu reduzieren.

Neben dem Ziel für die Klimaneutralität kündigte Modi Nachbesserungen in weiteren Bereichen an. Demnach will Indien auch den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben und bis 2030 eine Gesamtkapazität durch nicht-fossile Energieträger von 500 statt wie bisher 450 Gigawatt erreichen.

Ebenfalls bis 2030 soll 50 Prozent des Energiebedarfs in Indien aus Erneuerbaren gedeckt werden. Die sogenannte Kohlenstoffintensität der indischen Wirtschaft soll bis zum Ende des Jahrzehnts um 45 Prozent reduziert werden. Bisher geplant waren 35 Prozent.

Biden entschuldigt sich für US-Austritt unter Trump

US-Präsident Joe Biden hat sich für den zeitweisen Austritt seines Landes aus dem Klimaschutzabkommen von Paris unter seinem Vorgänger Donald Trump entschuldigt. Die vorherige Regierung habe die USA durch diesen Schritt «ein wenig ins Hintertreffen gebracht», sagte Biden am Montag in seiner Rede in Glasgow. Eine seiner ersten Amtshandlungen sei es dann jedoch gewesen, dem Abkommen wieder beizutreten, betonte er.

Biden plädierte in Glasgow nun dafür, den Kampf gegen den Klimawandel als Chance für die Wirtschaft zu sehen: «Ich glaube, dass in der wachsenden Katastrophe eine unglaubliche Chance steckt – nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für uns alle».

Das Argument eines Abbaus von Arbeitsplätzen lehnte er ab. Ganz im Gegenteil gehe es um die Schaffung von Jobs: Die Elektrifizierung des Verkehrs, der Bau von Solarzellen- und Windturbinennetzen schaffe «gute und gut bezahlte» Arbeitsplätze für Arbeitnehmende in den USA, sagte der Präsident.

G

Auf der anderen Seite würde ein Festhalten am Status Quo enormen Schaden auch wirtschaftlicher Natur nach sich ziehen, sagte er weiter und verwies auf die Zunahme von Umweltkatastrophen wie Waldbrände und Dürren. «Jeder Tag, an dem wir zögern, erhöht die Kosten der Untätigkeit.» Die COP26 sei von historischer Bedeutung: «Wir befinden uns an einem Wendepunkt der Weltgeschichte.»

Parmelin ruft an Klimakonferenz zu stärkerem Engagement auf

Die derzeitigen Verpflichtungen der Staaten reichten bei weitem nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Er fordere deshalb alle Länder auf, «ehrgeizige Ziele» bis 2030 vorzulegen und bis 2050 Klimaneutralität anzustreben. «Wir müssen dieses langfristige Ziel mit kurzfristigen Massnahmen umsetzen», sagte der Bundespräsident in Glasgow.

«Ein Kind, das heute in meinem Land geboren wird, wird in seinem Leben viermal so viele extreme Ereignisse erleben wie seine Grosseltern. Dieses Kind wird fünfmal so viele Hitzewellen erleben, wie ich sie erlebt habe», begann Parmelin seine Rede.

Als Bundespräsident setze er sich dafür ein, dass die Schweiz und die Menschen seines Landes die bestmöglichen Perspektiven hätten, sagte Parmelin weiter. «Als Alpenland ist die Schweiz vom Klimawandel besonders betroffen.»

Bundespräsident Guy Parmelin bei seiner Ankunft an der UNO-Klimakonferenz in Schottland.

Seiner Meinung nach müssten an der Uno-Klimakonferenz in Glasgow mindestens drei Ziele erreicht werden: «Wir müssen uns wieder auf den Weg machen, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wir müssen robuste Regeln für die Umsetzung des Abkommens festlegen und schliesslich die finanziellen Mittel aufbringen, um unser gemeinsames Ziel Wirklichkeit werden zu lassen.»

Weitere Gelder aus der Schweiz

Zusammen müssten die notwendigen Mittel aufgebracht werden, um die Ziele zu erreichen. «Alle Länder, die heute dazu in der Lage sind, müssen diejenigen unterstützen, die diese Unterstützung brauchen», sagte Parmelin. «Ich freue mich, einen neuen freiwilligen Beitrag der Schweiz in der Höhe von rund 11 Millionen US-Dollar an den Anpassungsfonds ankündigen zu können.»

Die Schweiz leiste zudem einen Beitrag von rund 9 Millionen US-Dollar an den Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries Fund), so Parmelin. 16 Millionen US-Dollar seien für den Investitionsfonds bestimmt, und die Schweiz werde weitere 11 Millionen US-Doller für die «High Impact Partnership on Climate Action» der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung bereitstellen.

Weiter sagte Parmelin zu, dass die Schweiz 8 Millionen Franken an die Koalition «Climate and Clean Air» übergibt. Die Koalition wurde 2012 gegründet, um die Aufmerksamkeit auf kurzlebige klimawirksame Schadstoffe zu lenken. Zu diesen Schadstoffen zählen Gase wie Ozon und Methan sowie Partikel wie Russ.

Merkel: Sind beim Klimaschutz nicht da, wo wir hinmüssen

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat die internationale Gemeinschaft bei der Weltklimakonferenz in Glasgow zu ehrgeizigeren Klimazielen aufgerufen. «Wir sind nicht da, wo wir hinmüssen», sagte Merkel am Montag im Plenum der Staats- und Regierungschefs bei der COP26. Die von den Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens von 2015 eingereichten Emissions-Reduktionsziele «ergeben zusammen nicht das, was wir in Paris vereinbart haben».

Merkel verwies gleichwohl auf Fortschritte beim Klimaschutz. So sei die Einigung der G20-Gruppe vom Wochenende auf einen Stopp der internationalen Finanzierung von Kohlekraftwerken ab dem kommenden Jahr «sehr wichtig». Allerdings werde es «mit staatlichen Aktivitäten alleine» kein Vorankommen beim Klimaschutz geben, warnte Merkel. «Es geht um eine umfassende Transformation unseres Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens.»

Nachdrücklich plädierte Merkel deshalb für die Bepreisung von CO2-Emissionen. In der derzeitigen «Dekade des Handelns» müsse es darum gehen, «national ambitionierter zu sein, aber auch globale Instrumente zu finden, die nicht nur Steuergelder einsetzen, sondern auch wirtschaftlich vernünftig sind», sagte Merkel. «Das ist für mich die CO2-Bepreisung.»

Angela Merkel weist in Glasgow auch auf Fortschritte punkto Klimaschutz hin.

Thunbergs Klima-Aufruf erreicht in Kürze 1 Million Signaturen

Ein offener Brief führender Klimaaktivistinnen um die Schwedin Greta Thunberg an die Staatenlenker der Erde hat in kurzer Zeit mehr als eine Million Unterstützer gefunden. Bis zum Montagnachmittag hatten den zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlichten Aufruf fast 1,1 Millionen Menschen online mit ihrer E-Mail-Adresse unterzeichnet. Das war auf der Webseite des Kampagnennetzwerks Avaaz zu sehen, mit dem die Aktivistinnen den Appell ins Leben gerufen haben.

In dem Aufruf fordern Thunberg, Vanessa Nakate aus Uganda, die Polin Dominika Lasota und Mitzi Tan von den Philippinen die Staats- und Regierungschefs der Erde auf, der Klimakrise endlich entscheidend und mit sofortigen und drastischen Massnahmen zu begegnen. «Verrat. So beschreiben junge Menschen weltweit das Versagen unserer Regierungen bei der Reduzierung der CO2-Emissionen», schreiben sie.

Klimaaktivistinnen mit Greta Thunberg (3.v.l.) und Vanessa Nakate (4. v. l.) demonstrieren in der City von London.

Die Welt sei «katastrophal weit» vom entscheidenden Ziel des Pariser Weltklimaabkommens entfernt – der Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. «Dennoch beschleunigen Regierungen weiterhin die Krise, indem Sie Milliarden in fossile Brennstoffe investieren.» Für die Erde bedeute das «Alarmstufe Rot». (Lesen Sie auch: Das Phänomen Greta Thunberg: Wie Greta zur Aktivistin wurde – und wie sie angefeindet wird).

Prinz Charles ruft Privatsektor im Kampf gegen Klimawandel auf

Prinz Charles hat beim Auftakt der Weltklimakonferenz an die wichtige Rolle des Privatsektors für eine klimaneutrale Zukunft erinnert. Industrie und Banken hätten Billionen, um die Transformation voranzutreiben, sagte der britische Thronfolger am Montag vor Staats- und Regierungschefs in Glasgow. Sie, die Politikerinnen und Politiker, müssten dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen klar seien und sich nicht immer wieder änderten. Nur dann hätten Investoren das Vertrauen, Geld in die Hand zu nehmen.

«Wir wissen durch die (Corona)-Pandemie, dass der Privatsektor Fristen drastisch verkürzen kann, wenn sich alle auf die Dringlichkeit und Richtung einer Sache einigen», sagte Prinz Charles. Jeder Sektor müsse Prozesse nun beschleunigen, um Innovationen zur Marktreife zu bringen. Je mehr nachhaltige und finanzierbare Projekte es gebe, desto mehr Investitionen würden locker gemacht.

«Ich beschwöre Sie, die Entscheidungsträger der Welt, praktische Wege zu finden, Meinungsverschiedenheiten zu überwinden, damit wir alle mit der Arbeit beginnen können, diesen kostbaren Planeten und die bedrohte Zukunft der jungen Menschen zu retten.»

Prince Charles spricht während der Eröffnungszeremonie des UNO-Klimagipfels in Glasgow.

Boris Johnson: COP26 muss Bombe des Klimawandels entschärfen

Der britische Premierminister Boris Johnson hat als Gastgeber des Klimagipfels COP26 die Weltgemeinschaft auf schnelles und ehrgeiziges Handeln gegen die drohende Klimakatastrophe eingeschworen.

Das Treffen müsse «diese Bombe» entschärfen und «der Anfang vom Ende» des zerstörerischen Klimawandels werden, sagte Johnson zu Beginn der feierlichen Eröffnungszeremonie am Montag in Glasgow. «COP26 kann und darf nicht das Ende der Geschichte sein.» Man habe mit dem Pariser Klimaabkommen ein Rettungsboot geschaffen, dem man nun einen Schubs in die Richtung einer grüneren, saubereren Zukunft geben müsse.

Der britische Premierminister Boris Johnson spricht während der Eröffnungszeremonie des UN-Klimagipfels COP26 in Glasgow.

«Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs», sagte Johnson. «Wir fühlen uns vielleicht nicht wie James Bond und sehen vielleicht auch nicht so aus.» Aber mit Blick auf den Film-Geheimagenten und die Gefahr der Erderhitzung sagte er: «Lasst uns diese Bombe entschärfen.» Man habe nun die einmalige Chance, das Ruder herumzureissen und dafür zu sorgen, dass kommende Generationen die heutigen Mächtigen nicht verurteilen würden, sagte der Premier zu seinen Amtskolleginnen und -kollegen.

SDA/AFP/red