Kommentar zur Forderung von IntergenerikaWenn die Industrie nach Staatshilfe ruft, ist es ernst
Die Hersteller von günstigen Medikamenten können die Lieferprobleme allein nicht lösen. Für die Politik ist es nun Zeit, zu handeln.

Zum Schweizer Verband Intergenerika gehören mit Sandoz und Mepha die grössten Hersteller günstiger Nachahmermedikamente der Welt. Wenn Intergenerika-Chef Lucas Schalch nach Staatshilfe ruft, weil die Firmen die andauernden Lieferengpässe lebenswichtiger Medikamente nicht allein beheben können, ist es ernst.
Intergenerika fordert, dass die Schweiz die Rückkehr der Produktion von Schmerzmitteln und anderen wichtigen Arzneimitteln nach Europa subventioniert. Nur so könne die Liefersicherheit wiederhergestellt werden. Für die Firmen allein sei dies zu teuer. Zumindest solle sich die Schweiz per Staatsvertrag der Europäischen Union oder Frankreich anschliessen, die den Aufbau von Produktionsanlagen in ihren Ländern fördern.
Es ist Zeit, zu handeln, denn die Industrie weiss nicht weiter.
Frankreich ist für seine Industriepolitik bekannt und will damit auch Arbeitsplätze sichern. Die Schweiz geht erstmals ähnlich vor und hat diesen Herbst die Subventionierung der Stahl- und Aluminiumindustrie beschlossen, um die hohen Energiepreise abzufedern. Bei Medikamenten stehen Subventionen jedoch nicht auf der Agenda.
Dabei geht es bei Medikamenten um die lebenswichtige Versorgung der ganzen Bevölkerung. Hier hat der Staat einen tatsächlichen Auftrag, wenn er merkt, dass der Markt versagt. Und hier ist es nun Zeit, zu handeln, denn die Industrie weiss nicht weiter.
Die Schweiz muss sich Frankreich anschliessen.
Man könnte versuchen, über höhere Preise die Versorgung zu gewährleisten. Denn bei patentfreien Schmerzmitteln und anderen Generika liegen die Preise sehr tief. Dies jedoch, weil es bei Generika für ein und denselben Wirkstoff verschiedene Anbieter gibt, die sich nur über den Preis voneinander unterscheiden können.
Staatshilfe ist der bessere Weg, um die Produktion in Europa und damit Liefersicherheit zu garantieren. Die Schweiz muss sich Frankreich anschliessen – bei der EU geht dies wegen der fehlenden bilateralen Verträge nicht.
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