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Sperrung des Gotthard-Basistunnels
Grotti, Museen, Bergbahnen – im Tessin leidet der Tourismus 

Seit der Gotthard-Basistunnel geschlossen ist, kommen deutlich weniger Tagesausflügler auf den beliebtesten Berg des Tessins, den Monte Generoso.
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Schönstes Ausflugswetter – und ein Viertel weniger Gäste. Das ist seit vergangenem Donnerstag das Schicksal von Lorenz Brügger, dem Direktor der Zahnradbahn auf den Monte Generoso, der als «Rigi der Südschweiz» gilt. «Normalerweise haben wir im August 400 bis 450 Gäste pro Tag. Seit der Gotthard-Basistunnel geschlossen ist, sind es noch 300 bis 350.»

Brügger befürchtet nun Schlimmes. Denn am Mittwoch gaben die SBB bekannt, dass der Gotthard-Basistunnel für den Personenverkehr während mehrerer Monate geschlossen bleibt. «Das ist für uns sehr negativ, denn August, September und Oktober sind für uns die stärksten Monate im Jahr.» Eine Umsatzeinbusse von mehreren Hunderttausend Franken sei absehbar.

Das Problem sei nicht unbedingt die längere Reisezeit über die Gotthard-Bergstrecke, sondern dass die SBB-Züge nun komplett überfüllt seien und ein Teil der Passagiere stehen müsse. «Ich habe von verschiedenen Deutschschweizer Gästen gehört, dass sie nicht ins Tessin gekommen wären, wenn sie das gewusst hätten.» Und von dieser Gästegruppe ist die mit Abstand wichtigste Tessiner Bergbahn, die der Migros gehört, besonders abhängig: 70 bis 80 Prozent ihrer Passagiere reisen aus der Deutschschweiz an.

«Wir sind natürlich besorgt, der Tourismus ist auf einen schnellen und unkomplizierten Bahnverkehr angewiesen.»

Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo

Brügger ist nicht der Einzige, der alarmiert ist. «Wir sind natürlich besorgt, der Tourismus ist auf einen schnellen und unkomplizierten Bahnverkehr angewiesen», sagt Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo. Für Tagesausflügler sei eine bequeme Verbindung notwendig. Wenn sie ausbleiben, trifft das laut Patelli Restaurants, Grotti, Schifffahrt, Seilbahnen und Museen.

Im Swiss Miniatur in Melide erwartet Direktor Joel Vuigner für die kommenden Monate weniger Tagesausflügler. Auf dem San Salvatore, einem beliebten Ausflugs- und Wanderberg, werde die Tunnelschliessung den Tagestourismus «sicherlich belasten», sagt der Marketingverantwortliche Sebastiano Lurati.

Der oberste Tessiner Tourismusvertreter Simone Patelli hofft, dass die SBB die Kapazitäten auf der Bergstrecke rasch erhöhen können. Im September starte die Herbstsaison. 

Darunter leidet das Tessin: Unglück im Gotthard-Basistunnel.

Mindestens die nächsten Wochen werden aber erst einmal schwierig. Denn die SBB teilten mit, auf der Gotthard-Bergstrecke werde es am Wochenende «bis auf weiteres» 30 Prozent weniger Sitzplätze geben. Sie raten von spontanen Reisen an Wochenenden ins Tessin ab.

Immerhin prüfen die SBB, ob sie die Kapazität zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin erhöhen können. Denkbar wären mehr und längere Züge. Das Problem bleibt aber, dass doppelstöckige Züge auf der Bergstrecke nicht fahren können. In Capolago am Fuss des Monte Generoso sind nun auf einem Abstellgleis über mehrere Hundert Meter Doppelstockzüge parkiert.

Sogar Hotelgäste sagen ab

Auch auf Hotels wirkt sich der Gotthard-Basistunnel-Unfall aus: Sieben von zehn Gästen des Hotels San Carlo in Lugano reisen mit dem Zug an. Während der vergangenen Tage haben viele von ihnen wegen der deutlich längeren Reisezeit ihren Aufenthalt abgesagt, sagt der Rezeptionist Patrick Granata. Touristen aus Basel oder Zürich seien nicht gekommen. Auch Reisende aus Italien hätten abgesagt. Sie reisen nämlich oft weiter nach Luzern oder Zürich.

Marco Solari, scheidender Präsident des Filmfestivals und ehemaliger Präsident von Ticino Turismo, findet es «eine Überreaktion», wenn jemand wegen der um eine Stunde verlängerten Reisezeit eine Hotelübernachtung annulliert. «Der Tessiner Tourismus wird das überleben.»

Auch für die Zugfahrt nach Italien wird es Einschränkungen geben: Nur die Züge aus der Schweiz nach Genua und Venedig verkehren direkt. Für die anderen Reiseziele müssen die Passagiere in Chiasso umsteigen. Die Reisezeit dauert auf den internationalen Strecken 60 bis 120 Minuten länger. Die SBB prüfen noch, ob sie zusätzliche direkte internationale Verbindungen einrichten können.