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Nummer zwei im Vatikan
Der Mann, dem der Papst vertraut

Der Kardinal Giovanni Battista Re hält eine Palmsonntagsmesse auf dem Petersplatz im Vatikan am 13. April 2025 ab.
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Liebhaber der Romane des britischen Bestseller-Autors Robert Harris haben vermutlich auch das Werk «Konklave» gelesen oder gesehen. Sie wissen dann, dass in der Hierarchie der römisch-katholischen Kirche der Dekan der Kardinäle ein besonders wichtiger Mann ist. Ziemlich genauso läuft es auch in der Wirklichkeit: Amtsinhaber Giovanni Battista Re gehört zu den tragenden Säulen der Kurie.

Ebenso wie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte Re das Sagen, als der Papst Anfang des Jahres mit dem Tod rang. Die beiden Italiener waren es, die dafür sorgten, dass die in Jahrhunderten gewachsene Maschinerie des Vatikans weiter funktionierte, obwohl die Nummer eins im Krankenhaus isoliert war. Jetzt, da Franziskus langsam, aber erkennbar gesundet, bleiben die Purpurträger unverändert wichtig. Auch in der Osterwoche, dem wichtigsten Zeitabschnitt im christlichen Rom, steuern sie hinter den Kulissen die Abläufe.

Seit 54 Jahren im Vatikan

Re hat sich in der Vakanz hervorgetan mit einer besonnenen Zurückhaltung. Als die Disziplin der Institution zu bröckeln begann und erste Kardinäle schon über die Nachfolge für Papst Franziskus spekulierten, erklärte er kurz und bündig, dass das ein Ende haben müsse, der Papst werde schon bald wieder in den Vatikan zurückkehren und gesunden, basta. Am Ende kam es so.

Franziskus hat öffentlich zu verstehen gegeben, dass er den Dekan schätzt, obwohl oder gerade weil dieser Widerworte gibt. Re kann sich das leisten, er hat etwas zu sagen. Seit 54 Jahren arbeitet er im Vatikan, er hat vier Päpste überlebt und eine enorme Lebens- und Kurienerfahrung. 2020 übernahm er das Amt des obersten Kardinals. Franziskus bestätigte ihn kurz vor der Einweisung in die Klinik im Amt.

Zu alt, um noch mitzustimmen

Das war eine bewusste Entscheidung. Franziskus, der erkennbar sein Erbe vorbereitet, hätte auch einen ihm vertrauteren Gefolgsmann berufen können. So aber ist weiter Re der wichtigste Mann im Übergang vom alten zu einem neuen Papst, schon qua Amt. Denn der Dekan der Kardinäle bereitet das Konklave vor. Er ruft die Kardinäle aus aller Welt nach Rom und betreut sie hier. Er leitet die Generalkongregationen des sogenannten Vorkonklaves, in denen sich die wichtigsten Kandidaten profilieren.

Re würde auch den letzten feierlichen Gottesdienst im Petersdom halten, allerdings dann nicht mehr mit in die Sixtinische Kapelle einziehen. Wahlberechtigt sind dort seit einiger Zeit nur noch jene Kardinäle, die das 80. Lebensjahr nicht überschritten haben. Diese Regelung bescherte Re die Leitung des bisher letzten Konklaves, 2013, als überraschend Franziskus gewählt wurde. Der damalige Dekan war über 80, und Re rückte nach. Heute ist er sage und schreibe 91, älter sogar noch als der Papst. Anders als dieser ist er allerdings offenbar bei bester Gesundheit.