Kommentar zum Feminismus im NahostkonfliktZu Tode vergewaltigt – und alleingelassen
Wochenlang schwiegen Feministinnen zu den sexuellen Gräueltaten der Hamas, weil sie nicht ins progressive Narrativ passen. Daran zeigt sich: Intersektionaler Feminismus gehört abgeschafft.
Als am 7. Oktober Hamas-Terroristen in Israel ein unfassbares Blutbad anrichteten, war die #MeToo-Bewegung fast auf den Tag genau sechs Jahre alt. Die nicht nur von Feministinnen getragene Bewegung markierte den Beginn einer neuen Ära, einer neuen Sensibilität gegenüber sexuellem Missbrauch. Doch diese Sensibilität scheint sich nur auf bestimmte Opfer zu beschränken. Der 7. Oktober markiert auch hier eine Zäsur.
Bereits die ersten von den Terroristen publizierten Bilder von weiblichen Gefangenen mit blutigem Schritt liessen erahnen, was diesen jungen Frauen angetan worden war. Doch der grosse Aufschrei prominenter Feministinnen blieb genauso aus wie öffentliche Stellungnahmen internationaler feministischer Organisationen. Es war ein dröhnendes Schweigen, das in den vergangenen Wochen immer lauter geworden ist.
Forensiker liefern Beweise
Die Ahnungen wurden an diesem Wochenende zur Gewissheit. Forensiker der israelischen Menschenrechtsorganisation Physicians for Human Rights haben einen Bericht vorgelegt, der Aussagen von Augenzeugen, Ärzten und Soldaten zusammenfasst. Demnach gab es tatsächlich systematische sexuelle Gewalt gegenüber israelischen Mädchen und Frauen. Man fand junge Frauen, die so brutal vergewaltigt worden waren, dass ihre Beckenknochen gebrochen waren, Frauen, denen die Terroristen in die Vagina und ins Gesicht geschossen und ihnen die Brüste abgeschnitten hatten. Und das sind laut israelischen Angaben nicht einmal die brutalsten Taten.
Bis vor kurzem hat auch die grösste Frauenorganisation der Welt, die UN Women, kein Wort zu diesen Taten verloren. Vergangenen Freitag veröffentlichte sie nun ein Statement, in dem «die brutalen Attacken der Hamas» verurteilt wurden. Dann löschte die Organisation das Statement wieder und ersetzte es durch eines, in dem die Hamas nicht explizit verurteilt, dafür eine «gründliche Untersuchung» der Anschuldigungen gefordert wurde. Gleichzeitig wurde auf das Leid der «Frauen und Mädchen in Palästina» und deren «Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz vor jeglicher Form von Gewalt» hingewiesen.
Wer aus politischen Gründen lieber Vergewaltiger verteidigt, als das Leiden missbrauchter Frauen anzuerkennen, sollte einen Realitätscheck machen.
Kann man sich einen grösseren Hohn denken? «Believe all women», also «Glaubt allen Frauen», lautete einer der Merksätze der #MeToo-Bewegung. Ausser sie sind israelisch, muss man offenbar ergänzen. Wie sonst kann man sich das Schweigen der Feministinnen erklären, insbesondere der westlichen? Glauben sie vielleicht doch nicht allen Frauen? Und warum sorgten sich dieselben Feministinnen nicht um fehlende Beweise, als es um vergleichbar viel harmlosere Fälle ging, etwa die angeblichen Missetaten eines Till Lindemann? Dort wurde in derselben Ecke an Wortmeldungen, Pamphleten und Abhandlungen über das böse Patriarchat nicht gespart. Die israelischen Frauen sind zudem in einer blöden Lage, weil sie vielfach wohl zu Tode vergewaltigt wurden und das erlittene Unrecht nicht mehr bezeugen können. Das ist wohl auch der Grund, warum sich unter den freigelassenen Geiseln kaum junge Frauen befinden.
Die Koran-Verehrerinnen an den Unis
Israelinnen sind offenbar nicht die Opfer, die sich progressive Feministinnen wünschen, die sich in den sechs Jahren seit #MeToo an die Spitze der Bewegung gesetzt haben. Und die Hamas-Terroristen nicht die idealen Täter. Das hat mit der politischen Ausrichtung dieses progressiven Feminismus zu tun. Er ist fest in linker Hand und wird heute nur noch in seiner intersektionalen Ausrichtung akzeptiert. Dieser richtet den Fokus ganz allgemein auf Diskriminierung, die sich nach dieser Lehre vielfach überlagern kann. «Ein intersektionaler Feminismus konzentriert sich auf die Stimmen derjenigen, die überlappende, gleichzeitige Formen der Unterdrückung erleben, um die Tiefen der Ungleichheiten und die Beziehungen zwischen ihnen in jedem Kontext zu begreifen», heisst es auf der Website der UN Women Deutschland zum Thema. Weisse oder anders als privilegiert gedachte Frauen wie die Israelis werden der Unterdrückerklasse zugerechnet, nicht besser als «weisse alte Männer», weshalb sie auch gern als Terfs (Trans-Exclusionary Radical Feminism) oder Karens (verächtlicher Ausdruck für privilegierte weisse Frauen) zu Täterinnen und lächerlich gemacht werden.
Woche für Woche demonstrieren junge Frauen an westlichen Universitäten und auf den Strassen grösserer Städte für Palästina. Dabei verlieren sie kein Wort über die sexuellen Gräueltaten der Hamas. Da erstaunt es auch nicht, wie junge und nicht mehr ganz so junge «progressive» westliche Frauen sich auf Tiktok neuerdings für Osama bin Laden und den Koran und seine Botschaft begeistern. Ohne offenbar einen Gedanken daran zu verschwenden, wie Frauen in islamisch dominierten Ländern systematisch entrechtet wurden und werden. Auch diese Frauen sind in den Augen progressiver Feministinnen wohl bloss Kollateralschäden.
Die Schlussfolgerung aus all dem muss sein, dass diese Art von Feminismus abgeschafft gehört. Wer aus politischen Gründen lieber Vergewaltiger verteidigt, als das Leiden missbrauchter Frauen anzuerkennen, sollte einen Realitätscheck machen. Wer die Entrechtung realer Frauen aufgrund imaginierter Opferhierarchien und Machtverhältnisse nicht mehr zu erkennen vermag, ist falsch abgebogen. Was auch immer diese Ideologie ist, mit Feminismus hat sie nichts zu tun. Denn der muss für alle gelten.
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