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Möglicher Angriff der Huthi-Rebellen
Internetkabel im Roten Meer verbindet 19 Staaten – nun wurde es gekappt

This handout satellite picture released by Maxar Technologies on November 28, 2023, shows the recently seized Isreali-linked Galaxy Leader ship (C), that was captured by Huthi fighters on November 19, next to a support vessel in the southern Red Sea near Hodeida, Yemen. Israeli ships are a "legitimate target", Yemen's Huthi rebels warned, after their seizure of the Israel-linked cargo vessel opened a new dimension in the Gaza war. The capture of the Galaxy Leader and its 25 international crew came days after the Iran-backed Huthis threatened to target Israeli shipping over the Israel-Hamas war. (Photo by Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Satellite image ©2023 Maxar Technologies" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS - THE WATERMARK MAY NOT BE REMOVED/CROPPED - (KEYSTONE/Satellite image ©2023 Maxar Tech/-)
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Mehr als 25’000 Kilometer ist es lang, etwa so dick wie ein Arm und wohl um die 70 Kilogramm schwer, auf der Länge von einem Meter. Das Asia-Africa-Europe-1-Seekabel verbindet 19 Länder von Frankreich bis Hongkong mit rasend schnellem Internet, bis zu 40 Terabyte in der Sekunde. So war es zumindest die vergangenen knapp sieben Jahre.

Mittlerweile ist der Datenverkehr im Asia-Africa-Europe 1 zum Erliegen gekommen, gekappt irgendwo im Roten Meer zwischen Jemen und Djibouti. Etwa fünfzehn Kabel laufen hier von Asien nach Europa, vier davon sind nach Angaben des Netzbetreibers HGC aus Hongkong derzeit nicht mehr funktionstüchtig, was ein Viertel des Datenverkehrs in dieser Region betreffe.

Umweg über das Kap der Guten Hoffnung

Israelische Medien hatten schon seit einigen Tagen darüber berichtet, dass die Kabel im Roten Meer zerstört worden seien, und spekuliert, die islamistische Huthi-Miliz könnte dahinterstecken. Die beschiesst seit Monaten den Schiffsverkehr im Roten Meer, was schliesslich dazu führte, dass nur noch etwa die Hälfte der Frachtschiffe die Route durch den Suezkanal fährt, die andere nimmt lieber den sicheren Umweg über das Kap der Guten Hoffnung vor Südafrika, der aber deutlich teuer und länger ist. Für die Huthi ist diese drastische Behinderung des Welthandels ein grosser Erfolg. Ihre Begründung: Schiffe aus Ländern, die den Krieg gegen Gaza unterstützen, dürfen nicht mehr durch ihre Gewässer.

epa11099221 A motorcyclist drives past a large screen showing the top leader of the Houthis, Abdul-Malik al-Houthi, in Sana'a, Yemen, 23 January 2024. According to a statement by Houthis' military spokesman Yahya Sarea, the US and UK forces launched 18 new strikes against Houthi military positions in Yemen in response to increased Houthi activities in the Red Sea and the Gulf of Aden. The Houthis have vowed to keep up attacks on ships in the Red Sea and the Gulf of Aden, with the aim of ending the Israeli bombardment of the Gaza Strip, and in response to US-led retaliatory strikes. The US Department of State on 17 January announced the designation of Yemen's Houthis as a 'Specially Designated Global Terrorist group' amid an escalation of their attacks on shipping lanes in the Red Sea, the Bab al-Mandab Strait, and the Gulf of Aden since November 2023. The US Department of Defense announced in December 2023 a multinational operation to safeguard trade and protect ships in the Red Sea amid the escalation in Houthi attacks.  EPA/YAHYA ARHAB

In Wahrheit haben die Huthi bisher recht wahllos auf Frachtschiffe und Tanker gefeuert, sogar solche, die Waren für die eigene hungernde Bevölkerung an Bord haben. Grosse Teile der arabischen Welt feiern sie dennoch, als einzige Gruppe, die sich wirklich auf die Seite der Palästinenser schlägt.

Einsatz einer «Unterseewaffe»?

Die Unterbrechung wichtiger Internetverbindungen wäre ein weiterer grosser Propagandaerfolg. Die international anerkannte Regierung Jemens, mit der sich die militanten Islamisten einen langen Bürgerkrieg lieferten, warnte bereits Anfang Februar davor, dass die Huthi Kabel kappen könnten. Die sprachen wenig später von dem bevorstehenden Einsatz einer «Unterseewaffe». Am 24. Februar kamen die ersten Meldungen über ein gekapptes Kabel. Die Puzzleteile schienen Sinn zu ergeben. Mindestens ein israelisches Medium machte sofort die Huthi verantwortlich.

Eine Frage aber blieb: Wie sollen die Huthi die Kabel erreicht haben, die vermutlich in mehreren Hundert Metern Tiefe liegen? Sie verfügen weder über Taucher noch U-Boote. Wahrscheinlicher erscheint Experten, dass die Unterseekabel durch einen Schiffsanker gekappt wurden. «Unser Team hält es für plausibel, dass das Kabel durch das Ziehen des Ankers in Mitleidenschaft gezogen wurde, da in der Region viel Schiffsverkehr herrscht und der Meeresboden in vielen Teilen des Roten Meeres niedrig ist», sagte ein Sprecher von Seacom, einem Unternehmen, das eines der Kabel betreibt. Aufklärung könne aber erst ein Reparaturschiff vor Ort bringen.

Von einer Rakete der Huthi getroffen

Von dieser Redaktion analysierte Satellitenbilder zeigen, dass sich die Rubymar zu jenem Zeitpunkt dort befunden haben könnte, wo die Kabel vermutlich gekappt wurden. Das unter der Flagge von Belize fahrende Schiff war am 18. Februar von einer Rakete der Huthi getroffen worden und ist mittlerweile gesunken, davor war es etwa 70 Kilometer führerlos durch die See gedriftet, da die Besatzung in Sicherheit gebracht worden war.

Das Kappen der Kabel wäre aber nicht der einzige Schaden, der aus der Raketenattacke der Huthi resultierte. Denn mit der Rubymar sanken 20’000 Tonnen Dünger. Die ökologischen Folgen der gesunkenen Düngerfracht abzuschätzen, ist auch für Fachleute nicht einfach, solange die Gegebenheiten vor Ort unklar sind. In welcher Tiefe liegt das Schiff? Wie schnell wird das Düngemittel freigesetzt und wie setzt es sich genau zusammen? Wie stark ist die Strömung?

Wenn Düngemittel rasch in grosser Menge ins Oberflächenwasser gelange, könne es regional zu einer Algenblüte kommen, sagt der deutsche Chemiker Hermann Bange vom Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Das Rote Meer sei generell eher nährstoffarm, sodass Algen an der Oberfläche vom Nährstoffschub profitieren und sich in der Folge wahrscheinlich schlagartig vermehren würden.