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Luftfahrt am Anschlag
Flughafenchef warnt vor nächstem Chaos-Sommer

Ziemlich eng: Am Flughafen Zürich geht es fast wieder so zu und her wie vor der Pandemie. 
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Viele Reisende erinnern sich mit Schauern an ihre letzten Sommerferien: Für Zehntausende hob der Flieger erst gar nicht ab, war verspätet oder es kam zu Problemen mit dem Gepäck. In der Hochsaison des Sommers 2022 kamen in Europa nur 40 Prozent aller Flüge pünktlich an, also nicht später als 15 Minuten nach der geplanten Zeit. 

Der Chaos-Sommer im letzten Jahr dürfte sich wiederholen. «Es wäre naiv, zu meinen, es laufe dieses Jahr deutlich reibungsloser als letztes Jahr», sagte am Dienstag Stephan Widrig, Chef des Flughafens Zürich, anlässlich einer Medienkonferenz vom Dienstag. Die Autoren einer neuen Publikation der Luftverkehrskontroll-Organisation Eurocontrol formulieren es sogar drastischer: «2023 wird das herausforderndste Jahr seit einem Jahrzehnt.»

Luftraumüberwachung das grösste Problem

Dafür gibt es verschiedene Gründe: Fluggesellschaften und Zulieferer kämpfen noch immer mit Personalengpässen. Angesichts der sich eintrübenden Wirtschaftslage und der Inflation dürfte es im Laufe des Jahres international regelmässig zu Streiks im Rahmen von Lohnverhandlungen kommen. Während es in Deutschland bereits so weit gekommen ist, sind ähnliche Aktionen in der Schweiz nach der Ablehnung eines neuen Gesamtarbeitsvertrags durch die Swiss-Kabinenangestellten zumindest denkbar.

Hinzu kommen Verspätungen bei der Auslieferungen von Flugzeugen. Auch die Swiss ist betroffen. Sie erhält Modelle des Kurz- und Mittelstreckenflugzeugs Airbus A321neo später als erhofft. Weiter ist die Swiss wie alle anderen Airlines vom internationalen Mangel an Ersatzteilen betroffen.

Das gröbste Problem scheint aber die Luftraumüberwachung in den umliegenden Ländern zu sein: So haben die zuständigen Organisationen in Deutschland, Italien und Frankreich während der Pandemie zu wenig Personal ausgebildet. Da die Ausbildung mehrere Jahre dauert, können solche Versäumnisse nicht durch kurzfristige Aktionen ausgemerzt werden. Ausserdem steckt die französische Luftraumüberwachung inmitten eines tiefgreifenden Systemwechsels, der die Kapazität reduziert.

Hinterlässt beim Flughafen Zürich einen Jahresabschluss mit schwarzen Zahlen: Stephan Widrig.

Diese Probleme in den Flughäfen der Nachbarländer sind in Zürich spürbar. «Wir sind Teil des Systems und sind abhängig von anderen», blickt Flughafenchef Widrig auf den kommenden Sommer. Zwar hätten die Verantwortlichen den Anspruch, dass sie die Situation in Zürich in Relation zum Gesamtmarkt gut werden managen können. «Wenn es jedoch im deutschen Luftraum zu Engpässen kommt und ein Flieger zu spät bei uns eintrifft, hat das Verspätungen in Zürich zur Folge.»

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit: 2022 kamen laut Zahlen von Eurocontrol 74 Prozent der Flüge pünktlich in Zürich an, hingegen verliessen bloss 64 Prozent der Flüge den Flughafen pünktlich. Für einen Teil der Verspätungen ist Zürich also selbst verantwortlich.

Nach zwei Jahren Verlust wieder schwarze Zahlen

Die Swiss, die vergangenen Sommer in mehreren Schritten jeweils Hunderte Flüge hatte streichen müssen, plant dieses Jahr konservativer: Im Sommer bietet sie bloss 86 Prozent des Programms von vor der Pandemie an, obwohl die Nachfrage mehr hergeben würde. Die Lufthansa dagegen hat laut der deutschen «Wirtschaftswoche» der Flugplanstabilität zuliebe jetzt präventiv 34’000 bereits ausgeschriebene Flüge für diesen Sommer wieder gestrichen.

Der Flughafen Zürich plant, dieses Jahr 26 Millionen Passagiere abzufertigen. In seinen besten Jahren vor der Pandemie waren es über 31 Millionen gewesen, 2020 jedoch nur 8 Millionen und letztes Jahr 23 Millionen. Nach zwei Jahren mit Verlust erzielte er 2022 einen Gewinn von 207 Millionen Franken.

Für Stephan Widrig bedeutet das einen versöhnlichen Abschluss seiner achtjährigen Amtszeit als Flughafenchef. Er verlässt das Unternehmen, um Chef des Immobilienunternehmens Allreal zu werden. Seine Nachfolge übernimmt im Mai der bisherige Finanzchef Lukas Brosi.