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Hervorragende Geschäftszahlen
Die Swiss will jetzt alles besser machen

Die Swiss investiert Hunderte Millionen Franken in Produkt und Angestellte.
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Der Fluggesellschaft Swiss geht es so gut, wie sie es sich vor einem Jahr nicht erträumt hatte: Eine schwarze Null hatten ihre Chefs damals fürs Jahresergebnis 2022 angepeilt. Am Freitagmorgen nun verkündeten sie ein Ergebnis von 456 Millionen Franken. Wäre das erste Quartal nicht von der Omikron-Variante negativ beeinflusst worden, hätte die Airline eines der besten Ergebnisse ihrer Geschichte eingeflogen.

«Die Swiss hat den Turnaround geschafft. Es waren zwei sehr schwierige Jahre», blickte Chef Dieter Vranckx an einer Medienkonferenz am Firmensitz in Kloten zurück. Total hatte die Swiss 2020 und 2021 einen Verlust von rund einer Milliarde Franken eingeflogen.

Doch meinte Vranckx nicht nur die Finanzzahlen. Unter dem Druck der Krise waren bei der Swiss auch andere Dinge schiefgelaufen, mit der sie in der Öffentlichkeit Goodwill verspielte. In der inzwischen deutlich komfortableren Situation plant sie eine Reihe von Verbesserungen.

Zuverlässigkeit

Mitten in der tiefsten Pandemie, im Februar 2021, waren für den darauffolgenden Sommer nahezu die gleichen Flüge buchbar, wie sie die Swiss 2019 angeboten hatte. Dabei war zu jenem Zeitpunkt klar, dass sie dieses Programm nicht einmal annähernd würde durchführen können, schon allein weil die Nachfrage nicht da war.

Entsprechend strich die Swiss Zehntausende Flüge und teilte Personen, die schon gebucht hatten, andere Flüge zu. Vermutungen von Fachpersonen in der «SonntagsZeitung», die Swiss habe mit diesem System Liquidität horten wollen, wies die Airline zurück.

Auch 2022 strich die Swiss in verschiedenen Etappen jeweils Hunderte Flüge aus dem mittelfristigen Programm. Der Grund war, dass sie die Leistungen unter anderem aus Personalmangel nicht erbringen konnte. Die Massnahmen zahlten sich insofern aus, als die Swiss vergangenes Jahr 99 Prozent jener Flüge, die im Programm verblieben, tatsächlich durchführte.

Um 2023 gar keine Flüge mehr streichen zu müssen, plant die Swiss konservativ. Obwohl die Nachfrage mehr Flüge rechtfertigen würde, bietet sie für das ganze Jahr bloss 85 Prozent des Programms von vor der Pandemie an. Im Sommer werden es 86 Prozent sein.

Sturm überstanden: Swiss-Chef Dieter Vranckx (rechts) und sein Finanzchef Markus Binkert am Freitag anlässlich der Bilanzmedienkonferenz der Airline.

Grund dafür ist, dass der Betrieb dieses Jahr so anspruchsvoll wie selten zuvor ist: So funktioniert die Luftverkehrsüberwachung in verschiedenen Ländern Europas derzeit nicht wie gewünscht. Die Ersatzteilsituation für Flugzeuge ist prekär. Flugzeuge werden später ausgeliefert als geplant. Und Grossflughäfen wie Amsterdam und London-Heathrow dürften diesen Sommer abermals unter der Passagierlast kollabieren.

Um zumindest ihren Teil zu einem stabilen Betrieb beizusteuern, holt die Swiss in diesen Wochen ihre letzten drei Kurz- und Mittelstreckenmaschinen vom Typ Airbus A320 aus dem jordanischen Amman zurück. Dort hatte sie sie für die Pandemie geparkt. Zudem will sie 800 Kabinenangestellte rekrutieren.

Des Weiteren lagert sie Flüge im Rahmen sogenannter Wet-Lease-Partnerschaften aus: Bis zu 14 Flugzeuge inklusive Crews von Helvetic Airways und acht der lettischen Air Baltic führen Flüge im Namen der Swiss durch. In der Swiss-Belegschaft ist dieses Modell unbeliebt, denn die Angestellten jener Firmen arbeiten zu deutlich schlechteren Konditionen als jene der Swiss.

Personal

Über 100 Millionen Franken investierte die Swiss, inklusive Erfolgsprämien, im Jahr 2022 in die Besänftigung ihrer Angestellten: Das war nötig, weil Sparprogramme inklusive Massenentlassung, Boni-Zahlungen für die Firmenspitze und zeitweilige Überlastung wegen Personalmangel die Stimmung seit Ausbruch der Krise getrübt hatten.

In den Mehrausgaben sind auch verbesserte Arbeitsbedingungen für das Bodenpersonal und die Pilotinnen abgegolten. Die Kabinencrews haben die vorgeschlagene Version eines neuen Gesamtarbeitsvertrags dagegen hochkant verworfen, wie vergangene Woche bekannt wurde. 20 Millionen Franken hätte das Management ihnen dabei insgesamt pro Jahr zugesprochen.

Der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa scheint bereits akzeptiert zu haben, dass damit weitere Kosten auf das Management zukommen. «Die Durchsetzung von gewerkschaftlichen Forderungen kann zu einer Steigerung der Personalkosten führen», steht im Lufthansa-Geschäftsbericht.

Das scheint das kleinere Übel verglichen mit einem möglichen Streik zu sein. Denn dieser könne «zu Reputationsschäden und spürbaren wirtschaftlichen Belastungen» führen, steht im Bericht. Die Swiss hofft, bis Ende Jahr zu einer Einigung mit den Kabinencrews zu gelangen.

Kundenservice

«Ich entschuldige mich für unseren Kundenservice in der Pandemie», sagte Dieter Vranckx vor einem Jahr im «Blick» und kündigte Massnahmen an. Die Qualität in diesem Bereich habe nicht dem entsprochen, was man von einer Premium-Airline erwarten könne.

Zu Beginn der Pandemie waren die Callcenter nicht zu erreichen gewesen, und die Swiss hatte Monate gebraucht, um Kunden das Geld für nicht durchgeführte Flüge zurückzuerstatten. Swiss-Angestellte sagten im Nachhinein sogar öffentlich, dass dies geschehen sei, um die Liquidität der Firma zu sichern.

Nun soll dieses Problem gelöst sein: Im Schnitt dauere es keine 30 Sekunden, bis man den Kundendienst telefonisch erreiche, sagte Vranckx am Freitag. Die Swiss hat hierfür Dutzende Callcenter-Angestellte an ihrem Standort Basel angestellt. Hinzu kommen Tausende Neueinstellungen an Lufthansa-Standorten, die ebenfalls teilweise für die Swiss-Kundschaft zuständig sind.

Liquidität

Das Grundproblem der Swiss in der Pandemie war, dass sie nur sehr wenige flüssige Mittel hatte, als ihr Geschäft innert weniger Tage zusammengebrochen war. Entsprechend dringend brauchte sie Staatshilfe: 1,5 Milliarden Franken, grösstenteils garantiert vom Bund, erhielt sie als Kredit zugesprochen. Vergangenen Sommer konnte sie ihn vorzeitig ablösen.

Damit sie bei einer allfälligen nächsten Pandemie besser aufgestellt wäre, plane die Swiss, ihre Liquidität um das Dreifache zu erhöhen, sagte Finanzchef Markus Binkert.

In der Hoffnung, sich lange nicht mehr mit solchen Szenarien befassen zu müssen, plant die Swiss gleich die nächste Grossinvestition. Ab 2025 will sie für über 500 Millionen Franken die Kabinen ihrer Langstreckenflotte umbauen.