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Folgen des Klimawandels
Grosse Fenster sind bei Minergie-Häusern nur noch bedingt erlaubt

Family homes in the quarter "Berg" in Muenchenstein, canton of Basel Country, Switzerland, built lately, pictured on March 25, 2011. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)


Neue Einfamilienhaeuser im Quartier Berg in Muenchenstein, Kanton Basel-Landschaft, aufgenommen am 25. Maerz 2011. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
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Die zunehmende Sommerhitze ändert die Ansprüche an Wohnungen und Häuser. «Es gibt immer mehr heisse Tage und Nächte», sagt Andreas Meyer-Primavesi, Geschäftsführer von Minergie. Der Verein zertifiziert jährlich rund 10 bis 20 Prozent der neuen oder gesamtsanierten Schweizer Gebäude und hat den Nachhaltigkeitsstandard wegen des Klimawandels geändert.

Sehr grosse Fensterflächen, die bis auf den Boden reichen, wird es in Minergie-Häusern immer weniger geben. «Bodentiefe Fenster lassen zu viel Wärme in die Zimmer, bringen aber kaum mehr Licht», sagt Meyer-Primavesi. Minergie-Häuser erhalten so kleinere Fenster.

Bislang galten für Wohnbauten maximal 400 Stunden jährlich mit Innenraumtemperaturen von über 26,5 Grad Celsius als Norm. Minergie hat diese Zahl auf 100 Stunden drastisch gekürzt.

Sollen bei dieser neuen Norm doch noch grosse Fensterflächen geplant werden, müssen sie gut verschattet sein. Auch die Nachtauskühlung muss dann perfekt sein, oder es braucht eine energieeffiziente Kühlung. Auf jeden Fall muss die Vorschrift der maximal 100 Hitzestunden pro Jahr so eingehalten werden können.

«Wir müssen mit der Zeit gehen und unsere Bauweise ändern», erklärt der Minergie-Geschäftsführer. An sich mögen Schweizerinnen und Schweizer viel Tageslicht im Gebäude, aber sie werden sich zunehmend bewusst, dass es dann richtig heiss in der Stube werden kann. «Da ist ein Wandel in den Köpfen im Gang», betont Meyer-Primavesi.

Minergie erhält inzwischen mehr Anfragen rund um den Hitzeschutz als zu Wärmedämmung im Winter.

Kühlen mit der Wärmepumpe

Eine effiziente Kühlung wird zum neuen Standard. «Kühlen ist energetisch nichts Schlechtes, wenn man eine Wärmepumpe und eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach kombiniert», erklärt Meyer-Primavesi. Überschüssiger Solarstrom im Sommer könnte so gut eingesetzt werden, um die Zimmertemperatur zu senken. Im Sommer wird ohnehin zu viel Solarstrom produziert.

Um die Zahl der Hitzestunden bei der Hausplanung zu errechnen, legt der Verein seit letztem Jahr zudem Klimaprognosen für 2035 zugrunde. «Wir bauen für die nächsten 50 Jahre und müssen deshalb vorausschauen», sagt Meyer-Primavesi. Schon 500 Gebäude hat Minergie entsprechend dem neuen Standard zertifiziert.

Getönte Fenster

Die mittlerweile zum allgemeinen Standard gewordenen dreifach verglasten Wärmeschutzfenster schützen nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Zum Problem werden sie allerdings, wenn die Sonne direkt darauf scheint. Eine gute Verschattung der Fenster oder neue auch leicht getönte, beschichtete Scheiben, wie sie in Asien oder Amerika oft zu sehen sind, sind deswegen auch hier gefragt. «Das hält vermehrt auch bei uns Einzug», so Meyer-Primavesi.

Minergie berechnet bei der Zertifizierung die Wärmeentwicklung in einem Gebäude für Winter- wie für Sommertage. Dafür legte die Organisation bislang Meteo-Daten mit den durchschnittlichen Temperaturen aus den 1990er-Jahren zugrunde. Neu verwendet sie dafür Datenprognosen, die für 2035 entwickelt wurden. Denn die alten Daten sind wegen des Klimawandels nicht mehr anwendbar.