Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

LiveTicker zur Stichwahl in der Türkei
Erdogan gewinnt mit rund 52 Prozent der Stimmen | Anhänger feiern in Istanbul und Ankara

Das Wichtigste in Kürze:

  • Der Wahlrat bestätigt noch vor dem Auszählungsende den Sieg von Recep Tayyip Erdogan. Herausforderer Kemal Kilicdaroglu könne nicht mehr aufholen, so der Chef der obersten Wahlbehörde.

  • Nach Auszählung von 99,43 Prozent aller Stimmen führte Erdogan laut der Wahlbehörde mit 52,14 Prozent, und Kilicdaroglu kam auf 47,86 Prozent.

  • Herausforderer Kilicdaroglu hatte zuvor bereits indirekt seine Niederlage eingeräumt. Er sagte, er bedauere die Probleme, die das Land nun erwarteten.

Mehr zum Thema:

Kilicdaroglu setzt im Endspurt auf Populismus

Lieber auswandern als unter Erdogan leben

«Seine Wähler folgen Erdogan blind – egal, was er beschliesst»

Inflation von 105 Prozent – Erdogans Experiment mit der Wirtschaft

«Apropos» – der tägliche Podcast: Die Generation Erdogan

Wahlbeteiligung bei 85 Prozent

Gemäss der obersten Wahlbehörde der Türkei betrug die Wahlbeteiligung beim heutigen Urnengang rund 85 Prozent. Im ersten Wahlgang lag sie rund vier Prozent höher.

Unterschiedliche Teilergebnisse

Wie schon vor zwei Wochen liefern die türkischen Medien unterschiedliche Ergebnisse zur heutigen Stichwahl. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan nach Öffnung von rund 44 Prozent der Urnen vorne. Er kommt auf rund 57 Prozent, sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu auf rund 43 Prozent.

Bei der oppositionsnahen Nachrichtenagentur Anka zeichnet sich jedoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Demnach liegt Kilicdaroglu bei knapp 51 Prozent, Erdogan kommt auf rund 49 Prozent.

Die unterschiedlichen ersten Teilergebnisse zeigen sich auch in der Berichterstattung der TV-Sender. Zum Beispiel: CNN Türk (staatsnah) sieht Erdogan vorne, Halk TV (oppositionsnah) seinen Herausforderer Kilicdaroglu, wie ein Tweet zeigt. Die Verbreitung unterschiedlicher Teilergebnisse wird den ganzen Wahlabend andauern.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Wahllokale sind geschlossen

Die Stimmabgabe bei der Präsidentenwahl in der Türkei ist beendet. Die Wahllokale sind seit 16 Uhr (MESZ) geschlossen. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet. Der 69 Jahre alte Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan ging als Favorit in die Abstimmung, nachdem er bei der ersten Runde vor zwei Wochen die absolute Mehrheit knapp verpasst hatte. Sein Gegner, der 74 Jahre alte Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, ist für ein Bündnis aus sechs Parteien angetreten.

Mehr als 64 Millionen Türkinnen und Türken waren zur Stimmabgabe bei der Stichwahl aufgerufen. Bei der Wahl am 14. Mai hatte die Wahlbeteiligung bei 87 Prozent gelegen, und auch am heutigen Sonntag wurde mit einer hohen Beteiligung gerechnet.

Kemal Kilicdaroglu bei der Stimmabgabe heute Vormittag in Ankara.

Bestimmendes Thema vor der zweiten Runde war die Migration. Sowohl Erdogan als auch Kilicdaroglu sicherten sich die Unterstützung von rechtsnationalen Politikern. Vor allem Kilicdaroglu machte die Rückführung von Flüchtlingen nach Syrien zu seinem Hauptthema und verschärfte seinen Ton gegenüber der ersten Runde deutlich. Viele Türken betrachten Flüchtlinge, die vor dem Krieg im benachbarten Syrien geflohen sind, als Belastung für das Land.

Angriffe auf Wahlbeobachter

Bei der Präsidentenwahl in der Türkei hat es Berichten zufolge Angriffe auf Wahlbeobachter in Istanbul und im Südosten des Landes gegeben. Ali Seker, Abgeordneter der grössten Oppositonspartei CHP, sagte im oppositionellen Sender Halk TV, er und Wahlhelfer der Opposition seien von einer Gruppe angegriffen worden, nachdem sie Unregelmässigkeiten beanstandet hätten. Der Vorfall habe sich in einem Dorf in der südosttürkischen Provinz Sanliurfa ereignet.

Zuvor hatte der CHP-Fraktionsvorsitzende Özgür Özel bereits auf Twitter geschrieben, dass Wahlbeobachter geschlagen und ihre Telefone kaputt gemacht wurden. Özel kritisierte zudem, dass nicht genügend Sicherheitskräfte vor Ort seien und forderte die Behörden auf, für die Sicherheit der Wahl zu sorgen. Auch in Istanbul gab es Medienberichten zufolge mehrere Vorfälle. Halk TV berichtete, dass in den Bezirken Gaziosmanpasa und Ümraniye Wahlhelfer der Opposition angegriffen worden seien.

Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu – Wahllokale geöffnet

Die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei hat begonnen. Seit Sonntagmorgen 8 Uhr Ortszeit können Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme entweder dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan oder seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu geben. Die Wahllokale haben bis Sonntagnachmittag geöffnet. Vorläufige Ergebnisse werden am Abend erwartet.

Anhängerinnen und Anhänger von Präsident Erdogan während einer Wahlveranstaltung in Istanbul. (26. Mai 2023)

Der 69-jährige Erdogan geht als Favorit in die Abstimmung. Er hatte bei der ersten Runde der Wahl vor zwei Wochen zwar die meisten Stimmen erhalten, verpasste aber die nötige absolute Mehrheit. Kilicdaroglu landete etwa 4,5 Prozentpunkte hinter Erdogan.

Rund 61 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Türkische Staatsbürger in Deutschland haben bereits abgestimmt. Die Wahlen gelten grundsätzlich als frei, aber nicht fair. Am Sonntag jähren sich auch die regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013. (SDA)

Artikel zum Thema

Lieber auswandern als unter Erdogan leben

Kilicdaroglu setzt im Endspurt auf Populismus

Vor den Stichwahlen am Sonntag erklärt die Journalistin Nevsin Mengü, was die Stärke des türkischen Präsidenten ausmacht. Und wie sie von Regierungstrollen angegriffen wird.

Erdogan bei Deutsch-Türken wieder deutlich vorn

In Deutschland schneidet Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan viel besser ab als in der Türkei. Er bekommt etwa doppelt so viele Stimmen wie sein Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu.

Auf Erdogan entfielen beim Stand von fast 98 Prozent der ausgezählten Wahlurnen aus Deutschland knapp zwei Drittel der Stimmen, wie aus Zahlen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hervorgeht. Offizielle Zahlen der Wahlbehörde zum Ergebnis in Deutschland liegen noch nicht vor. Laut dem Zwischenstand entfielen in Deutschland gut 65 Prozent der Stimmen auf Erdoğan. Oppositionsführer Kılıçdaroğlu kam dagegen nur auf knapp 33 Prozent. (sz-de)

Türken und Türkinnen in der Schweiz wählten Kilicdaroglu

Würde der türkische Staatspräsident nur von in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten bestimmt, hiesse er in den nächsten Jahren Kemal Kilicdaroglu. Der türkische Oppositionskandidat holte bei den in der Schweiz lebenden Türkinnen und Türken 57,6 Prozent der Stimmen, Erdogan 40,3 Prozent.

Das gab die türkische Botschaft in der Schweiz am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt – und sprach von noch provisorischen Resultaten. Der dritte Präsidentschaftskandidat, Sinan Ogan, kam auf 1,4 Prozent der in der Schweiz abgegebenen Stimmen, Muharrem Ince auf 0,7 Prozent. An der Wahl beteiligten sich 56,8 Prozent der rund 106'000 Wahlberechtigten.

An drei Standorten konnten die Türkinnen und Türken ihre Stimme abgeben: Auf der Botschaft in Bern, auf dem Konsulat in Genf und jenem in Zürich. In Genf siegte Erdogan, in Bern und Zürich Kilicdaroglu.

Aber die AKP setzte sich hierzulande durch

Ein anderes Bild zeigte sich bei den Parlamentswahlen: Erdogans Partei AKP holte 30,4 Prozent der Stimmen der in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten. Auf 26,2 Prozent kam die CHP von Kilicdaroglu und auf 25 Prozent die YSP.

Bei ihr handelt es sich um eine grüne Linkspartei, unter deren Banner die prokurdische Oppositionspartei HDP antrat. Dies wegen eines Verbotsverfahrens. Die anderen Parteien blieben unter zehn Prozent. (SDA)

Erdogan verfehlt Mehrheit in Türkei – Entscheidung erst in Stichwahl

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan muss sich einer Stichwahl stellen. Erdogan verfehlte in der ersten Runde der Präsidentenwahl die absolute Mehrheit, wie die Wahlbehörde am Montag in Ankara mitteilte. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu lag nach dem vorläufigen Endergebnis knapp hinter ihm, womit keiner der beiden Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen erhielt und es am 28. Mai in die Stichwahl geht. (SDA)

Wahlbehörde: Erdogan vorne, aber ohne absolute Mehrheit

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan liegt laut Zahlen der Wahlbehörde nach Auszählung fast aller im Land abgegebenen Stimmen vorn.

Eine absolute Mehrheit verfehlt er demnach aber knapp: Insgesamt komme er auf 49,40 Prozent, sagte Behördenchef Ahmet Yener am Montag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. 99 Prozent der Wahlurnen im Inland und 84 Prozent der aus dem Ausland seien bisher ausgezählt. Der Kandidat eines ultranationalistischen Parteienbündnisses, Sinan Ogan, kommt demnach auf 5,3 Prozent.

Nach derzeitigem Stand ist damit eine Stichwahl zwischen Recep Tayyip Erdogan von der AKP und Kemal Kilicdaroglu von der CHP das wahrscheinlichste Szenario. Zu der kommt es, wenn keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent auf sich vereinen kann. Die würden am 28. Mai stattfinden. Wie die Anhänger des drittplatzierten Ogan abstimmen, könnte sich angesichts des knappen Rennens entscheidend auf das Ergebnis auswirken. Ogans Wählerschaft gilt aber als gespalten.

Welchen Kandidaten wird der Drittplatzierte unterstützen?

Während der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu nach der Wahl in der Türkei sich weiterhin optimistisch zeigen, rückt im Licht einer möglichen Stichwahl plötzlich ein dritter Politiker im Fokus der Öffentlichkeit.

Sinan Ogan von der ultranationalistischen Ata-Allianz landete auf mit rund 5,3 Prozent auf dem weit abgeschlagen dritten Platz bei der Wahl vom Sonntag. Dem Aussenseiter könnte noch eine wichtige Rolle zukommen. Bei der Stichwahl wird wichtig sein, welche Wahlempfehlung er vorher abgibt.

Er werde nun mit seinen Anhängern das weitere Vorgehen ausloten, sagte Ogan in der Nacht in Ankara. «Unser Volk kann beruhigt sein. Wir werden niemals zulassen, dass die Türkei in eine Krise gerät.» (SDA)

Sinan Ogan könnte bei einer Stichwahl eine wichtige Rolle zukommen.

Wahl-Krimi in der Türkei – Entscheidung fällt in Stichwahl

Nach 20 Jahren an der Macht muss sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan voraussichtlich erstmals einer Stichwahl stellen. Beim Stand von rund 95 Prozent der ausgezählten Wahlurnen im Inland und rund 37 Prozent im Ausland liege Erdogan bei 49,49 Prozent der Stimmen, sagte der Chef Wahlbehörde, Ahmet Yener, in Ankara am Montagmorgen (Stand 3.00 Uhr MESZ). Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kam demnach auf 44,79 Prozent. Beide verfehlten damit die absolute Mehrheit von 50 Prozent und müssen am 28. Mai in eine Stichwahl gehen.

Erdogans Regierungsallianz liegt bei Parlamentswahl vorn

Die Wahlbehörde gab das Ergebnis der Parlamentswahl zunächst nicht bekannt. Es zeichnete sich jedoch ab, dass Erdogans Regierungsallianz ihre Mehrheit verteidigen konnte. Der Präsident hat seit der Einführung eines Präsidialsystems 2018 weitreichende Befugnisse, das Parlament mit seinen 600 Abgeordneten ist dagegen geschwächt.

Turkish President and leader of the Justice and Development Party (AKP), Recep Tayyip Erdogan delivers a speech during the party's group meeting at the Turkish Grand National Assembly in Ankara on March 15, 2023. (Photo by ADEM ALTAN / AFP)

Die Wahl galt als richtungsweisend. Es wird befürchtet, dass das Nato-Land unter weiteren fünf Jahren Erdogan noch autokratischer werden könnten. Der 74-jährige Kilicdaroglu ist Kandidat für ein breites Bündnis aus sechs Parteien. Er verspricht die Rückkehr zu einem parlamentarischen System sowie zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. (Mehr zu Kemal Kiliçdaroglu – Der Mann, der Erdogan besiegen könnte).

Auch international wird die Wahl aufmerksam beobachtet. Eine neue Regierung hätte Auswirkungen auf Konflikte in der Region wie etwa den Syrien-Krieg, aber auch auf das Verhältnis zur EU und Deutschland.

Nervenkrieg um Zahlen

Schon zu Beginn der Abstimmung gab es Zweifel an den von der Staatsagentur Anadolu veröffentlichten Zahlen. Die oppositionellen Bürgermeister der Metropolen Istanbul und Ankara traten regelmässig vor die Presse und beschuldigten die Regierung, die Werte von Erdogan zu schönen. Kilicdaroglu warf Erdogans Partei AKP vor, die Auszählung in Hochburgen der Opposition mit Einsprüchen zu blockieren. Erdogan warf der Opposition wiederum «Raub des nationalen Willens» vor.

Kemal Kilicdaroglu the 74-year-old leader of the center-left, pro-secular Republican People's Party, or CHP, casts his vote at a polling station in Ankara on May 14, 2023, for presidential and parliamentary elections in Turkey. Turkey is voting in a momentous election that could extend President Recep Tayyip Erdogan's two-decade grip on power or put the mostly Muslim nation on a more secular course. Turnout was expected to be huge in what has effectively turned into a referendum on Turkey's longest-serving leader and his Islamic-rooted party. (Photo by Adem ALTAN / AFP)

Erdogan angezählt – Opposition kämpferisch

Auch wenn Erdogan in zwei Wochen noch immer gewinnen kann – für den 69-Jährigen Erdogan ist das Ergebnis ein Rückschlag. In seinen 20 Jahren an der Macht hat er bislang jede landesweite Wahl gewonnen. 2003 wurde Erdogan zunächst Ministerpräsident, seit 2014 ist er Staatspräsident. Die Aura des Unbesiegbaren geht ihm durch diese Stichwahl verloren. Erdogan zeigte sich in der Nacht zu Montag dennoch gut gelaunt vor jubelnden Anhängern in Ankara und stimmte ein Lied an. (Lesen Sie auch unseren Leitartikel: Warum Erdogan vom türkischen Volk in den Ruhestand geschickt werden könnte)

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Kilicdaroglu trat in der Nacht gemeinsam mit den Parteichefs seines Sechser-Bündnisses vor die Presse. «Erdogan hat trotz seiner Diffamierungen und Beleidigungen nicht das Ergebnis erreicht, das er sich erwartet hatte», sagte er.

Alle Seiten sehen sich nun mit einer vollkommen neuen Situation konfrontiert – es ist nicht nur die erste Stichwahl für Erdogan, sondern auch für Herausforderer Kilicdaroglu – und für die Bürger. Der Präsident wird erst seit 2014 direkt vom Volk gewählt.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Alle Augen schauen nun auf die Grosse Nationalversammlung in Ankara. Erdogans islamisch-konservative AKP und ihr ultranationalistischer Partner MHP werden dort ihre absolute Mehrheit voraussichtlich halten können. Erdogan kann in dem Fall vor der Stichwahl mit der Gefahr einer Regierungskrise argumentieren. Und er machte das prompt schon in der Nacht zu Montag. Er sei sich sicher, dass die Wähler in einer Stichwahl «Sicherheit und Stabilität» bevorzugten, sagte er. (Mehr zum Thema: Wird Erdogan eine Niederlage akzeptieren?)

Erdogan spielte darauf an, dass sich Parlament und Präsident theoretisch blockieren könnten, sollte die Mehrheit der Abgeordneten an die Regierungsallianz fallen, das Präsidentenamt aber an die Opposition oder umgekehrt. Zwar kann der Präsident ohne Zustimmung des Parlaments ein Dekret erlassen, verabschiedet das Parlament aber ein Gesetz zum selben Thema, würde das Dekret ungültig. Es kommen in jedem Fall schwierige zwei Wochen auf die Türkei zu. Die Landeswährung Lira könnte durch die unsichere Situation weiter an Wert verlieren.

Abstimmung verlief ruhig – Wahlkampf unfair

Der Wahlkampf stand auch im Zeichen des verheerenden Erdbebens vom 6. Februar in der Südosttürkei. Wie hoch die Wahlbeteiligung in den betroffenen Regionen war, wird sich am Ende der Auszählung zeigen. Die Wahl lief nach einer ersten Einschätzung der zuständigen Behörde ohne Probleme ab. Oppositionspolitiker meldeten kleinere Zwischenfälle aus verschiedene Provinzen.

Turkish President Recep Tayyip Erdogan stands with rescue workers as he visits the hard-hit southeastern province of Hatay, the seen of destruction following two earthquakes on February 20, 2023. A 7.8-magnitude earthquake hit near Gaziantep, Turkey, in the early hours of February 6, followed by another 7.5-magnitude tremor just after midday. The quakes caused widespread destruction in southern Turkey and northern Syria and has killed some 45,000 people. (Photo by Yasin AKGUL / AFP)

Der Wahlkampf galt als unfair, auch wegen der medialen Übermacht der Regierung. Erdogan hatte die Opposition scharf attackiert und seinen Gegner etwa als «Säufer» und «Terroristen» bezeichnet. Die Opposition hielt mit einer positiven Kampagne dagegen. Auch vor der Stichwahl wird Erdogan auf die meisten Medien und die Regierungsmehrheit im Parlament bauen können. (Mehr zum Wahlkampf in der Türkei: Erdogan poltert ausgerechnet in der Moschee)

Womit werben Erdogan und Kilicdaroglu um Wählerstimmen?

Erdogan wirbt vor allem mit Wahlgeschenken, wie der Erhöhung von Beamtengehältern und Grossprojekten in Infrastruktur und Rüstungsindustrie. Kilicdaroglu verspricht, Korruption und Inflation zu bekämpfen und das Land zu demokratisieren. In der Migrationsfrage schlägt er einen nationalistischen Ton an. Die rund 3,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien will er zurückschicken und das Flüchtlingsabkommen mit der EU neu verhandeln.

Insgesamt waren rund 64 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen, davon rund 3,4 Millionen im Ausland. (SDA)

Türkischer Oppositionskandidat Kilicdaroglu gelobt Sieg bei Stichwahl

Der Oppositionskandidat bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei, Kemal Kilicdaroglu, hat nach Auszählung fast aller Stimmen gelobt, eine mögliche Stichwahl in zwei Wochen zu gewinnen. Sollten die Ergebnisse des ersten Wahlganges eine Stichwahl nötig machen, «werden wir die zweite Runde unbedingt gewinnen», sagte Kilicdaroglu vor Journalisten. «Der Wille in der Gesellschaft zur Veränderung ist höher als 50 Prozent», zeigte er sich zuversichtlich.

Stunden nach Schliessung der Wahllokale waren noch nicht alle Stimmen ausgezählt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete mit Verweis auf über 96 Prozent ausgezählte Stimmen einen Anteil von knapp unter 50 Prozent für Präsident Recep Tayyip Erdogan – für den Staatspräsidenten lag der Anteil demnach bei 49,4 Prozent, für Kilicdaroglu bei 44,9 Prozent. (AFP)

Erdogan liegt vorne – Stichwahl wahrscheinlich

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan liegt nach Angaben der Wahlbehörde im Rennen um das Präsidentenamt vorne, muss sich aber voraussichtlich einer Stichwahl stellen. Im Inland seien rund 95 Prozent der Wahlurnen ausgezählt sowie rund 37 Prozent der Urnen im Ausland, sagte der Chef der Wahlkommission, Ahmet Yener, in der Nacht zu Montag in Ankara. Demnach erhielt Erdogan 49,49 Prozent der Stimmen, Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu 44,79 Prozent.

Sinan Ogan, Turkish academician and presidential candidate of the ATA (Ataturk) nationalist alliance speaks to the press after a meeting with the leader of Turkey's main opposition Republican People's Party, CHP, and a presidential candidate, in Ankara, on April 12, 2023. (Photo by Adem ALTAN / AFP)

Muharrem Ince von der Vaterlandspartei hatte seine Kandidatur kurz vor der Wahl zurückgezogen, sein Name stand aber noch auf den Stimmzetteln. Für Ince wurden 0,43 Prozent ausgezählt. Wichtig bei der Stichwahl wird sein, welche Wahlempfehlung der drittplatzierte Ogan abgibt.

Kilicdaroglu trat in der Nacht gemeinsam mit den Parteichefs seines Sechser-Wahlbündnisses vor die Presse. «Erdogan hat trotz seiner Diffamierungen und Beleidigungen nicht das Ergebnis erreicht, das er sich erwartet hatte», sagte er. Die Opposition werde gewinnen und dem Land Demokratie bringen. (SDA)

Erdogan sieht sich bei Präsidentenwahl «mit Abstand vorne»

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sieht sich bei den Präsidentenwahl «mit Abstand vorne». Bis die vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht werden, werde es aber noch einige Zeit brauchen, sagte Erdogan in der Nacht zu Montag vor jubelnden Anhängern in Ankara.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

«Den Willen des Volkes muss jeder respektieren», sagte er weiter. Man wisse zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob es eine Stichwahl geben werde. Im Parlament zeichne sich eine Mehrheit seiner Regierungsallianz ab. Er sei sich daher sicher, dass die Wähler in einer Stichwahl «Sicherheit und Stabilität» bevorzugen werden.

Erdogan spielt damit darauf an, dass sich Parlament und Präsident theoretisch blockieren könnten, sollte die Mehrheit der Abgeordneten an die Regierungsallianz fallen, das Präsidentenamt aber an die Opposition oder umgekehrt. Zwar kann der Präsident ohne Zustimmung des Parlaments ein Dekret erlassen, verabschiedet das Parlament aber ein Gesetz zum selben Thema, würde das Dekret ungültig.

Sowohl die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu als auch die oppositionsnahe Nachrichtenagentur Anka sahen Erdogan in der Nacht zum Montag vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. Demnach erhielt keiner der beiden mehr als 50 Prozent der Stimmen, was auf eine Stichwahl am 28. Mai hinauslaufen würde. (SDA)

Türkischer Oppositionsführer – «Verlasst die Wahlurnen nicht»

Der türkische Oppositionsführer, Kemal Kilicdaroglu, hat seine Anhänger dazu aufgerufen, bis zum Ende der Auszählung bei den Wahlurnen zu bleiben. «Verlasst die Urnen und die Wahlkommissionen niemals», sagte er in der Nacht zu Montag in Ankara. «Wir bleiben hier, bis jede Stimme ausgezählt ist.»

Im Twitter-Post droht er der Regierung: «Die Fiktion, die mit 60 Prozent begann, ist mittlerweile unter 50 gesunken. Wahlbeobachter und Wahlvorstandsbeamte sollten niemals ihren Platz verlassen. Wir werden heute Nacht nicht schlafen, mein Volk. Ich warne die YSK, Sie müssen für die Dateneingabe in den Provinzen sorgen.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Zahlreiche Provinzen, in denen die Opposition traditionell stark sei, seien noch nicht ausgezählt worden, sagte Kilicdaroglu. «An den Urnen, an denen wir einen hohen Stimmanteil haben, blockieren sie das System mit aufeinanderfolgenden Einsprüchen», sage er zum Vorgehen der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP.

In Ankara gebe es etwa bei 300 Wahlurnen Einsprüche, in Istanbul rund 780. «Es gibt Urnen, gegen die elf Mal Einspruch erhoben wurde. Was ihr da blockiert, ist der Wille der Türkei. Mit Einsprüchen könnt ihr nicht verhindern, was kommen wird», sagte Kilicdaroglu.

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu steuert die Präsidentenwahl auf eine Stichwahl zwischen Kilicdaroglu und Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan zu. Die Angaben von Anadolu sind bloss vorläufig, sie gelten nicht als unabhängig. Zuletzt deuteten aber auch vorläufige von der Opposition veröffentlichte Daten auf eine Stichwahl hin. (SDA)

AKP-Allianz führt bei Parlamentswahlen

Bei den zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen in der Türkei abgehaltenen Parlamentswahlen hat sich ein Sieg des Regierungsbündnisses abgezeichnet. Nach Auszählung von 88 Prozent der Stimmen sah die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu die Allianz um die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei über 50 Prozent, die CHP vom Oppositionskandidaten bei den Präsidentschaftswahlen, Kemal Kilicdaroglu, kam auf etwa 35 Prozent der Stimmen und die pro-kurdische HDP auf fast zehn Prozent. Das Parlament mit 600 Sitzen hat seit der Einführung eines umstrittenen Präsidialsystems unter Erdogan nur noch begrenzte Macht.

Regierung und Opposition werfen sich Sabotage vor

Regierung und Opposition in der Türkei haben sich schon vor Ende der Stimmauszählungen mit gegenseitigen Vorwürfen überladen. Der AKP-Sprecher Ömer Celik warf der CHP um den aussichtsreichen Präsidentschaftsanwärter Kemal Kilicdaroglu Sabotage vor. Der CHP-Politiker Ekrem Imamoglu beschuldigt staatliche Stellen, falsche vorläufige Zahlen zu verbreiten, die die Werte von Amtsträger Recep Tayyip Erdogan schönten. Beide Seiten erklärten jeweils, sich bei den Abstimmungen vorne zu sehen.

Hoher Wahlrat in der Kritik

Nach der Präsidentschaftswahl in der Türkei streiten sich die Parteien um die bisherigen Resultate. Die Opposition kritisierte die Staatsmedien wie die Nachrichtenagentur Anadolu, die andere Wahldaten lieferten als die von der Opposition ermittelten Ergebnisse. Kritik gab es aber auch am Hohen Wahlrat, der die Zahlen der Auszählprotokolle zum Teil nicht in sein System eingespiesen hatte. Der Grund ist, dass die AKP die Auszählprotokolle, bei denen Herausforderer Kemal Kilicdaroglu vorne lag, angefochten hat. Das hatte erneute Stimmenzählungen zur Folge. Am Ende zählen die Resultate, die der Hohe Wahlrat herausgibt. Er ist die letzte Instanz, seine Entscheide können nicht angefochten werden.

Es könnte noch bis in den frühen Montagmorgen oder länger dauern, ehe Verlässlichkeit über das tatsächliche Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in der Türkei besteht. Amtsinhaber Erdogan und Herausforderer Kilicdaroglu liefern sich ein knappes Rennen.

Verlässliche Wahlresultate gibt es erst am Montagmorgen oder noch später.

Erdogan fällt unter 50 Prozent

Im Rennen um die Präsidentschaft in der Türkei zeichnet sich eine Stichwahl ab. Bei der Auszählung von rund 89 Prozent der Stimmen liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan bei rund 49,9 Prozent und damit unter der erforderlichen absoluten Mehrheit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, Kandidat eines Sechser-Bündnisses, kommt auf 44,3 Prozent. Der Termin für die Stichwahl ist Sonntag, 28. Mai.

Cyberattacke gegen Newsportal der Opposition

Am Wahltag ist eine der bekanntesten türkischen Tageszeitungen Ziel eines Cyberangriffs geworden. Die Website des auflagenstarken Blatts «Sözcü», das dem Lager der Opposition zugerechnet wird, war heute Abend nicht erreichbar. Die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, berichtete von einem DDos-Angriff auf die Server der Zeitung als Ursache. Vor den richtungsweisenden Wahlen hatten Beobachter vor Angriffen auf die unabhängige Berichterstattung in der Türkei gewarnt.