Ende der Credit Suisse Morgen nimmt die neue UBS Gestalt an – die wichtigsten Fragen
Die Grossbank veröffentlicht ihre Geschäftszahlen für das zweite Quartal, zum ersten Mal gemeinsam mit der Credit Suisse. Erwartet wird, dass die UBS auch bekannt gibt, wie es mit der CS Schweiz weitergeht.

Es ist ein grosser Umbruch für den Schweizer Finanzplatz. Am Donnerstag veröffentlicht die neue Megabank zum ersten Mal gemeinsame Geschäftszahlen mit der CS. Die UBS gibt dann bekannt, wie es mit der Credit Suisse Schweiz weitergeht. Die Zeichen stehen auf einer vollständigen Integration. Alles andere wäre eine riesige Überraschung.
Was geschieht mit der Credit Suisse Schweiz?
Ob es in Zukunft noch eine Credit Suisse Schweiz geben wird, gehört zu den wichtigsten Fragen, die Bankchef Sergio Ermotti am Donnerstag beantworten muss. Viel wurde seit dem Kollaps der CS und dem anschliessenden staatlich orchestrierten Notverkauf an die UBS über eine mögliche Abspaltung des Schweiz-Geschäfts spekuliert. Aktuell schaut es jedoch danach aus, als ob die UBS von ihrem ursprünglichen «Basisszenario», wie Ermotti es nannte, nicht abrückt und die CS Schweiz vollständig integrieren wird.
Alles andere wäre eine grosse Überraschung. Das hat auch mit dem Substanzverlust des Schweiz-Geschäfts der Credit Suisse zu tun. Die einstige Paradedisziplin der Bank hat als einzige Sparte der CS noch im 4. Quartal 2022 einen Gewinn erwirtschaftet. Sie hatte aber damals bereits mit hohen Geldabflüssen zu kämpfen. Bis Ende März zogen Kundinnen und Kunden im Privatgeschäft 6,9 Milliarden Franken ab. Nun muss die UBS den Exodus stoppen.
Wie viele Arbeitsplätze fallen weg?
Dass es mit der Integration der CS zu einem grossen Stellenabbau kommen wird, ist bekannt. Nicht bekannt ist aber, wie hoch dieser ausfallen wird. Dementsprechend gross ist die Unsicherheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CS – aber auch in einigen Abteilungen der UBS. Von den insgesamt mehr als 120’000 Personen, die Ende 2022 für die kombinierte Grossbank arbeiteten, könnten Medienberichten zufolge bis zu 35’000 Stellen wegfallen.
Das ist allerdings nur eine Momentaufnahme. Die Fluktuation war zuletzt bereits hoch. Bis zu zehn Prozent der Arbeitskräfte könnten die Bank bereits verlassen haben, sagte Ermotti Ende Juni im Schweizer Fernsehen.
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Ob es dazu am Donnerstag von der UBS dazu überhaupt endlich Klartext gibt, ist allerdings nicht sicher. Sind frühere Sparprogramme der Grossbank ein Indiz, könnte sie in diesem Punkt vage bleiben. Denn lieber als konkrete Massenentlassungen gibt sie Ziele vor, wie stark die Kosten gesenkt werden sollen. So auch beim Kauf der CS am 19. März: Damals kündigte die UBS an, dass 8 Milliarden Dollar bis 2027 eingespart werden sollen. Diese Pläne könnten am Donnerstag noch weiter konkretisiert werden.
Bekannt ist, dass die UBS bereits jetzt die verschiedenen Hierarchiestufen der kombinierten Bank durchgeht und neue Teams zusammenstellt. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schweiz, die ihren Job verlieren, wurden die Sozialpläne der beiden Unternehmen bereits vereinheitlicht. Es gibt grosszügige Lohnfortzahlungen bis zu einem Jahr und Beiträge an Aus- und Weiterbildung.
Die detaillierten Pläne für die Integration der verschiedenen Geschäftseinheiten will die Bank anschliessend bis Jahresende vorlegen. Das geht aus einem Dokument hervor, das sie bei der amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht hat.
Was für eine Bank ist die neue UBS?
Was sich jetzt schon sagen lässt: Die neue Megabank wird deutlich grösser und durch die Übernahme der CS mit mehr Risiken behaftet sein als die alte UBS. Zwar hat die UBS zuletzt einige juristische Altlasten der übernommenen Bank beigelegt. Der Rechtsstreit mit dem ehemaligen georgischen Premierminister Bidsina Ivanishwili ist aber nach wie vor offen. Rund 1,5 Milliarden Dollar haben ihm Gerichte in Singapur und Bermuda zugesprochen. Offen ist auch noch der Prozess um die «Thunfisch-Anleihen» in Moçambique. Die UBS hat daher Rückstellungen für die Altlasten der CS im Umfang von 4 Milliarden Dollar gebildet.
International will sie die krisenanfällige Investmentbank der Credit Suisse, die viel Kapital gebunden hat, zu einem grossen Teil zurückbauen und stärker auf die Vermögensverwaltung fokussieren. In dieser Sparte übernimmt die UBS auch Bereiche der alten CS: In Indien hat der dortige Regulator etwa erlaubt, dass die UBS die Lizenz der Credit Suisse übernimmt. Und in Lateinamerika entsteht durch die kombinierte Bank der grösste Vermögensverwalter des Kontinents.

Zu den Geschäften, die die UBS ebenfalls weiterführt, zählt die Finanzierung von Schiffen und Flugzeugen. Dieses wird von den superreichen Kunden der Bank nachgefragt. Die CS ging in der Vergangenheit in diesem Bereich hohe Risiken ein, unter anderem weil einige russische Oligarchen von den USA mit Sanktionen belegt worden sind. Die UBS will hier dagegen mit deutlich weniger Risiken unterwegs sein und mehr Sicherheiten verlangen, ist aus der Bank zu hören.
Wie werden die Geschäftszahlen der neuen UBS ausfallen?
Auch Finanzprofis tun sich diesmal im Vorfeld schwer, die Zahlen der neuen UBS zu schätzen. Die Prognosen der Analysten zum zweiten Quartal gehen weit auseinander. Interessanter als die eigentlichen Zahlen werden jedoch die Angaben sein, ob es der Grossbank gelungen ist, die Geldabflüsse bei der CS zu stoppen und wieder neues Geld einzusammeln.
Am Donnerstag wird die Grossbank gleich drei verschiedene Sets von Geschäftszahlen publizieren: einmal jeweils einzelne Zahlen für die UBS und die Credit Suisse. Dann noch konsolidierte Zahlen für die kombinierte Bank. Ab Juni, dem Monat der endgültigen Übernahme, wird die CS dazugerechnet.
Rein auf dem Papier werden die Zahlen wohl beeindruckend ausfallen. Die UBS könnte einen Gewinn von bis zu 35 Milliarden Dollar ausweisen. Das geht aus einer vorläufigen Rechnung hervor, die sie im Mai bei der amerikanischen Börsenaufsicht eingereicht hat – je nachdem wie viele Abschreibungen sie seit damals noch gemacht hat, können sich die Zahlen noch ändern.
Diesen Gewinn kann sie verbuchen, weil sie den Wert des Eigenkapitals der CS deutlich höher einschätzt als den Kaufpreis von rund 3 Milliarden Franken, den sie für die Bank bezahlt hat. Zudem profitiert sie vom umstrittenen Abschreiber der AT1-Anleihen im Umfang von 17 Milliarden Dollar. Auf Geheiss der Finanzmarktaufsicht wurden diese während der Übernahme ausgelöscht.
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