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EM-Glotzblog
EM-Werbespots: Es gibt leider kein Entrinnen

Drei Männer stehen trotz Sitzgelegenheit im Wohnzimmer: Nati-Spieler wie Yann Sommer, Manuel Akanji oder Granit Xhaka müssen derzeit für teils fragwürdige Werbespots herhalten.
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«Wow, isch krass, oder?», sagt Manuel Akanji freudig. Er steht in Nati-Dress-Vollmontur im Wohnzimmer, die Fernbedienung in der Hand; im TV-Bild waren gerade jubelnde Schweizer Fans zu sehen. Links von ihm steht Yann Sommer, die Haare wie leicht vom Winde verweht, der Blick auf einen Punkt irgendwo in der Ferne gerichtet. Rechts von Akanji ein sanft lächelnder Granit Xhaka mit einem Ball in der Hand. 

Man fragt sich kurz, warum die drei eigentlich stehen, statt gemütlich auf dem Sofa zu sitzen, dann sagt Xhaka sein Sätzlein auf: «Genau deswegen danken wir euch für eure Unterstützung. Daheim und im Stadion.» Kameraschwenker zu Sommer, der, jetzt voll fokussiert und mit breitem Grinsen, sagt: «Und mit euch zu feiern, ist eh am geilsten!»

Es folgt der Einblender zur Werbebotschaft: «Mit Begeisterung unterstützt Zurich die Schweizer Fussball-Nationalteams». Wie gross die Begeisterung von Akanji, Xhaka und Sommer war, in diesem Werbespot mitzuwirken, der zurzeit bei SRF rauf und runter läuft, ist unbekannt.

Töggeli-Figur Shaqiri fährt Auto

Einen spassigeren Auftrag haben Xherdan Shaqiri, Silvan Widmer und Gregor Kobel gefasst: Sie dürfen im TV-Spot von VW mit einem Auto in der Gegend rumfahren, nachdem sie eben noch Figuren in einem Töggelikasten waren (ja, auch wir haben Fragen).

Das Runde muss ins Eckige, neu interpretiert.

Schliesslich ist Electrolux mit einem Spot an der Reihe, in dem zwei Hände einen Teig zu einer Brotkugel formen. «Jetzt muss das Runde ins Eckige», heisst es. Das Blech mit dem runden (!) Brotteig wird in den eckigen (!) Ofen geschoben. Bestimmt war der Jubel gross, als im Brainstorming jemand diesen Einfall hatte.

Replay und damit Vorspulen fällt weg

Um derartige Spots kommt momentan niemand herum, auch all jene nicht, die sich seit Jahren kein lineares Fernsehen mehr antun und die Werbeblöcke jeweils vorspulen. Bei der Fussball-EM gibt es nur live oder gar nichts. Replay fällt aus Spannungsgründen weg, weil in Echtzeit das Gejubel und Geschrei von Fussballfans in der Nachbarschaft ins Wohnzimmer drängt. Das heisst, man muss die Werbespots über sich ergehen lassen.

Und das ist nicht einfach auszuhalten, wenn man von null auf 100 damit konfrontiert ist. Einige Erkenntnisse nach der Vorrunde:

  • In jedem zweiten Spot kommt ein Auto vor. Oder Yann Sommer. Oder beide.

  • In den übrigen Spots jeweils Fans in Fussballshirts sowie ein Grill. Egal ob der Spot von einer Bank, Versicherung, einem Telecomanbieter, einem Detailhändler oder einem Sportgeschäft ist. Wo ist da die Varianz?

  • Wer ist auf die Idee gekommen, prominente Personen seien geeignete Schauspieler?

  • Warum müssen die Nati-Spieler oft so hohle Sätze aufsagen? Wenn die Firmen schon so viel Geld ausgeben, warum nicht noch ein paar Franken mehr in die Ideenfindung investieren?

  • Wo sind die originellen Spots hin? In den Werbepausen bei SRF gibt es nahezu keine zu sehen. Dabei ginge es auch anders, wie ausgerechnet eine Schweizer Firma im deutschen Fernsehen beweist (siehe ganz unten).

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In der Halbzeitpause geht es im ähnlichen Stil weiter. Zuerst darf der echte Schauspieler Chris Evans in einem Auto herumkurven, bevor wieder das Laienensemble der Schweizer Nati an der Reihe ist, diesmal auch drei Frauen: «Jungs, chunnts guet?», fragt Alisha Lehmann im Fussballdress. Gemeinsam mit Lia Wälti und Coumba Sow telefoniert sie euphorisiert mit Noah Okafor, Dan Ndoye und – wer sonst – Yann Sommer. 

«Jungs, chunnts guet?»: Drei Nati-Spielerinnen (oben rechts im Bild) rufen und jubeln ihre männlichen Kollegen an.

Nach dem Abpfiff folgt Thomas Bucheli, der Kollegin Sandra Boner mit einem Riesenlaubbläser eine Sturmfrisur auf den Kopf bläst und für die Meteo-App wirbt. Das ist wenigstens ein bisschen lustig, wenngleich abgekupfert von den Zweifel-Chips-Spots, die recycelt eingespielt werden, genau wie jene von Galaxus und Migros, die auch schon bei der letzten Fussball-EM zu sehen waren. Aber lieber aufgewärmt und lustig statt neu und lahm.

Und wenn man kurz vor dem Ende der Fussballübertragung denkt, die Sache sei ausgestanden, folgt der absolute Tiefpunkt. 

Sie möchten unbedingt lustig sein: Annette Fetscherin und Sven Ivanić.

Ein hauseigener SRF-Spot, in dem Moderatorin Annette Fetscherin und Comedian Sven Ivanić das Comedy-Format «Das VAR’s» anpreisen – im Overacting-Stil, wie man ihn von Dorftheatern kennt. Um das wieder aus dem Kopf zu kriegen, empfiehlt sich der herrlich ironische Galaxus-Spot mit Lukas Podolski, der leider nur in der deutschen Variante läuft. Bitte nachahmen. Vielleicht hat ja Yann Sommer Lust.

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