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EM-Glotzblog
«Food War» zwischen Fans: Madonna, nicht die Spaghetti!

EM-Glotzblog «Food War» zwischen Fans: Madonna, nicht die Spaghetti! Albaner brechen Pasta, Österreicher Baguettes: Wie der kulinarische Clash an der EM den Fans einen friedlichen Kulturvergleich ermöglicht.
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Dass an einem grossen Fussballturnier zwischen den Fanlagern nicht unbedingt die Herzen, sondern auch mal Stühle oder gar die Fäuste fliegen, ist auch uns Glotzbloggern hinlänglich bekannt. Es sind die wüsten Bilder am TV, die, die man an dieser EM glücklicherweise noch kaum zu Gesicht bekommen hat.

Vielmehr, und wir wollen uns hüten, hier eine Zeitenwende des Fantums zu verschreien, ist in diesen ersten Turniertagen ein Kleinkrieg der liebevollen Art zu beobachten. «Food Wars» dominieren die Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen, mein Essen ist besser als deines oder, um es in den Worten des Schweizer Fans zu sagen, der sich am Samstag zwischen Ungarn und der Schweiz mit einem Pappschild im Kölner Stadion positionierte: «Fondue is better than Goulash.»

Angefangen hat alles mit der Pizza Hawaii

Nach dem Schweizer Spiel am Samstagabend kam es sogar zum Essenskrieg auf offener Strasse. Anhänger der albanischen Mannschaft näherten sich ihren italienischen Kollegen mit einer Packung Spaghetti im Anschlag – und zerbrachen sie ohne Erbarmen vor den Augen der selbst ernannten Kulinarik-Könige Europas.

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Der Fussballfan lernt schnell. Vor Österreich-Frankreich gingen Baguettes zu Bruch, das Pappschild im Stadion verkündete später: «Schnitzel better than Baguette». Nationalismus in kleinen Portionen, der Trend geht ohnehin zum Microdosing. Genug, um darüber zu schmunzeln, und zu wenig, als dass es wehtun würde.

Die Auseinandersetzung der Fussballfans mit ihrer kulinarischen Identität fing bei der letzten EM vor vier Jahren an. Im Halbfinal im Londoner Wembley-Stadion brachte ein italienischer Tifoso ein Schild mit, das die Mutter aller kulinarischen Kulturfragen behandelt. «Stop putting pineapple on Pizza», forderte er von der Welt und nicht unbedingt vom damaligen Gegner Spanien – hört auf, Ananas auf Pizza zu legen! Die Debatte dreht, seit ein griechischer Immigrant in den 70er-Jahren in Kanada die «Pizza Hawaii» erfand. Man kann, man soll sich darüber gerne ewig streiten.

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Er sei politisch noch nie so beleidigt worden, kommentierte ein französischer Fan unter das Baguette-Video, «das ist schlimmer, als auf die Flagge zu stehen», schrieb ein anderer. Der politische Kontext kommt in diesem kulinarischen Fanclash ausschliesslich verniedlicht und ironisiert zum Zug. In Zeiten, in denen der Fussball auch von politischer Seite so gezielt mit Emotionen bewirtschaftet wird und die Uefa bei der Spielplangestaltung mehr denn je Rücksicht auf politische Sprengkraft nehmen muss (ein Achtelfinal zwischen Albanien und Serbien etwa ist als eine der wenigen Kombinationen nicht möglich), hat das eine wunderbar entspannende Wirkung.

Es gab und wird auch immer andere Szenen geben. Am ersten EM-Wochenende gingen in Hamburg ein paar wenige serbische und englische Fans aufeinander los, auf verwackelten Aufnahmen soll zu sehen sein, dass sich der serbische Präsidentensohn Danilo Vucic von seinen Bodyguards gerade noch so davon abhalten liess, in der Prügelei mitzumischen.

Es gilt als gesichert, dass sich in die Pfanne statt auf die Nase hauen deutlich weniger unangenehme Folgen hat. Man kann sich noch so einige Küchenduelle vorstellen. Am Mittwoch spielen die Schweizer gegen Schottland: «Rösti is better than Haggis», schlug der frühere Grossbritannien- und heutige Osteuropa-Korrespondent Peter Balzli in der SRF-Spielbesprechung «Sykora/Gisler» am Samstagabend vor. Wobei: Ist nicht einfach alles besser als Haggis?

Der EM-Glotzblog berichtet während des gesamten Turniers über Kuriositäten aus dem TV-Erlebnis Fussball-EM.