EM-GlotzblogDie Abenteuer von Ya-shah-ree
Ein Leitfaden der Uefa bietet Hilfe bei der Aussprache der vermeintlich kompliziertesten aller 628 Spielernamen. Die Auswahl bei der Schweiz hinterlässt Fragen.
Ohne weiteres könnten wir nun behaupten, dass Ay-bisher ein kirgisisches Schafsmilchgetränk ist. Oder das Wahlresultat eines kaum bekannten Gemeinderats (wiedergewählt). Aber Ay-bisher kennen Sie alle, er hat für die Schweiz zum 2:0 gegen Ungarn getroffen und strahlte bestimmt auch Ihnen von irgendeiner Titelseite entgegen. Manche nennen Ay-bisher auch Aebischer, Michel Aebischer, aus Heitenried im Kanton Freiburg, Mittelfeldspieler im Schweizer Nationalteam.
Auch ist Ya-shah-ree keine Comicfigur mit indigenen Wurzeln und Froyler kein Hundefutter. Die Uefa will einfach sichergehen, dass sich diese Spieler (Jashari und Freuler) korrekt wiedergegeben fühlen – was für ein Service am Wohlergehen unserer Fussballer!
Der ewig miss-gesprochene Xherdan Shaqiri
Seit einigen Jahren stellt der europäische Verband für die meisten seiner Wettbewerbe einen phonetischen Guide zur Verfügung – TV- und Radioreporter von Lissabon bis Tallinn danken es ihm. Darin übersetzt die Uefa aus jedem Kader vermeintliche Zungenbrecher in englische Lautsprache. Die türkische Startelf ist mehr oder weniger in corpore aufgeführt (mit dem Verweis, dass es schwierig sei, das überhaupt irgendwie auf Papier zu bringen), ebenso die slowenische oder tschechische oder serbische Mannschaft.
Mit dem 2016 vor allem Richtung Osten erweiterten Teilnehmerfeld wurde auch das klangliche Spielerlexikon der Uefa immer umfangreicher. Für den linguistischen Connaisseur wartet der Ratgeber mit phonetischen Feinheiten auf. Das dänische «aa» ist eher ein «o», ein slowenisches «c» eher ein «ts» und für den albanischen Kader gibt es den wertvollen Hinweis, dass die Buchstaben X und Q eigentlich kaum klingen, wie das X und Q, das wir uns gewohnt sind (der in der Schweiz seit jeher falsch verlautete Xherdan Shaqiri lässt grüssen).
Nun denn, jetzt müssten Sie ja gerüstet sein und ein paar Dinge wissen. Dass «Dye-oh Oopama-cah-no» kein Sommerhit von Las Ketchup, sondern ein französischer Innenverteidiger ist. Dass «Eel-kai Gun-do-wan» nicht als Jedi-Ritter, sondern als Captain bei den Deutschen amtet. Dass mit «J-wow Fay-licks» nicht die jüngst K-Pop-Sensation, sondern ein portugiesischer Mittelfeldspieler gemeint ist. Und dass das Pièce de Résistance unter den TV-Kommentatoren an dieser EM der georgische Mittelfeldspieler Chwitscha Kwarazchelia ist (Kva-rats-kay-lee-a, wie denn sonst?).
Und natürlich wollen wir noch das Geheimnis lüften, welche Schweizer Spieler die Uefa denn für die Kommentatoren als phonetisch besonders übersetzenswert erachtete. Da wären nicht nur Michel Ay-bisher, Ardon Ya-shah-ree und Remo Froyler, sondern auch Fabian Share, Granit Jacka und Silvan Vidmer. Nun denn, wenns nur die sind. Der junge Neuenburger Zachary Athekame spielt ja erst in der U-21.
Der Glotzblog berichtet während des gesamten Turniers über Kuriositäten aus dem TV-Erlebnis Fussball-EM.
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