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Streit um Elektrofahrzeuge
EU straft E-Autos aus China mit hohen Zöllen ab – Schweiz nicht direkt betroffen

A model performs a live-streaming near a BYD Sea Leopard DM-i car model during the Auto China 2024 in Beijing, Sunday, April 28, 2024. Global automakers and EV startups unveiled new models and concept cars at China's largest auto show, with a focus on the nation's transformation into a major market and production base for digitally connected, new-energy vehicles. (AP Photo/Andy Wong)
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Die EU-Kommission droht mit hohen vorläufigen Strafzöllen auf E-Autos aus China. Das teilte die Behörde am Mittwoch mit. Ob die Zölle von bis zu 38,1 Prozent tatsächlich gezahlt müssen, hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann. Sie würden dann rückwirkend vom 4. Juli an einbehalten werden, sollte sich die EU darauf verständigen langfristig höhere Zölle zu erheben.

Konkret steht für den Hersteller BYD ein Zoll von 17,4 Prozent, für Geely 20 Prozent und für SAIC 38,1 Prozent im Raum. Für andere Hersteller sind 21 Prozent vorgesehen, und für Firmen, die bei der Untersuchung nicht kooperiert hatten, würde ein Zoll in Höhe von 38,1 Prozent fällig.

Die EU-Kommission untersucht seit dem vergangenen Herbst, ob E-Autos in China von wettbewerbsverzerrenden Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte bei Bekanntgabe der Untersuchung: «Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt.»

«Nicht im Interesse der Schweiz»

Allfällige EU-Strafzölle gegen chinesische E-Autos haben nach Ansicht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) keine direkte Auswirkung auf den Schweizer Automarkt. Im Gegensatz zur EU und einigen anderen Ländern wendet die Schweiz keine handelspolitischen Schutzmassnahmen an.

«Wir erachten solche Massnahmen grundsätzlich als nicht im volkswirtschaftlichen Interesse der Schweiz gelegen», schrieb das Seco am Mittwoch in einer Stellungnahme. Die Schweiz erhebe seit Anfang dieses Jahres auf importierte Industriegüter wie etwa Motorfahrzeuge keine Zölle mehr. Wegen des Freihandelsabkommen mit China seien allerdings schon zuvor keine Zölle mehr für chinesische Industrieprodukte erhoben worden.

«Sofern chinesische Fahrzeuge direkt in die Schweiz importiert werden (d.h. ohne zuvor in den EU-Binnenmarkt eingeführt worden zu sein), können sie auch im Falle einer Verhängung von Schutz- bzw. Ausgleichszöllen gegenüber chinesischen Herstellern durch die EU weiterhin zollfrei in die Schweiz importiert werden», erklärte das Staatssekretariat.

Höhere Nachfrage erwartet

Die Nachfrage nach chinesischen Autos dürfte grundsätzlich weiter steigen, sagte der Präsident des Verbandes der freien Schweizer Autohändler, Roger Kunz. , denn sie seien in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit vielen anderen Herstellern überlegen.

Kunz, der gemäss eigenen Angaben mit seinem Unternehmen der erste Importeur von chinesischen Autos in der Schweiz war, bekommt mehr Konkurrenz. Auch Emil Frey und Astara (Stellantis, Hyundai) würden dieses Jahr den Vertrieb von Autos aus dem «Reich der Mitte» aufnehmen. Damit kommen auch Fahrzeuge des grossen E-Autoherstellers BYD hierzulande auf den Markt.

In der Schweiz liegt der Marktanteil von chinesischen Autos immer noch unter 1 Prozent, während er in gewissen EU-Ländern bereits bis zu 10 Prozent betrage. Deshalb dürfte die EU-Kommission kalte Füsse bekommen haben, was zur Verhängung der Strafzölle geführt habe, glaubt Kunz. «Nach unserer Auffassung ist das eine Marktabschottung der EU. Ob das Erfolg hat, ist zu bezweifeln. Denn China könnte zu Retorsionsmassnahmen ergreifen.»

Auto-Schweiz: Strafzölle schaffen nur Verlierer

Der Importeurverband Auto-Schweiz sieht derweil die Strafzölle der EU mit Sorge: Damit verschärfe sich das Risiko eines globalen Handelskonflikts. «Ein solcher schafft am Ende nur Verlierer», schrieb Auto-Schweiz in einer Stellungnahme.

Gerade die Konsumenten würden sich am Schluss mit einer kleineren Produkteauswahl und höheren Preisen konfrontiert sehen. «Die europäische Automobilwirtschaft, die für rund drei Viertel der Personenwagen-Importe in die Schweiz verantwortlich ist, braucht keine Schutzmauern vor China, sondern generell innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen», sagte Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder.

China übt Kritik

Chinas Aussenministerium kritisierte die Untersuchung der EU als Protektionismus. Die EU suche eine Ausrede, um Zölle gegen importierte Autos aus China zu erheben, was gegen internationale Handelsregeln verstosse, sagte Sprecher Lin Jian in Peking. Zuletzt werde das den eigenen Interessen Europas schaden. Am Vortag hatte Lin bereits angekündigt, dass China nicht tatenlos zusehen und seine Interessen schützen werde.

DPA/AWP/nlu