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Weltweite Reaktionen auf Bankenfusion
Ein Punkt im CS-Deal der UBS sorgt für Zittern an den Börsen

«Es ist ein historischer Tag, von dem wir gehofft hatten, dass er nicht kommen würde», sagt UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher zur Übernahme der CS.
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Die Zwangsheirat von UBS und Credit Suisse löst zu Wochenbeginn kein Jubeln aus. Vielmehr kehrte die Ernüchterung über den fragilen Zustand der Banken und den erneuten Zwang zum staatlichen Eingriff in eine von jahrelangem Missmanagement zerstörte Bank zurück.

Die Märkte in Asien geben am Montagmorgen zwar nach, reagierten aber relativ gelassen. Doch die Zugeständnisse der Schweizer Behörden an die UBS dürften das Gefüge an den Obligationenmärkten durcheinanderbringen und Anleger in sicherere Anlagen treiben. Der Preis für Kredite aller Art wird steigen und die US-Wirtschaft bremsen. Alle Augen sind deshalb auf die amerikanische Notenbank gerichtet, die diese Woche entscheiden muss, ob sie ihre rasante Zinspolitik bremsen will. (Alle News finden Sie im CS-Ticker

Erleichterter Zugriff auf den US-Dollar

In einem ersten Schritt vereinbarten sechs Notenbanken, darunter die Schweizerische Nationalbank, noch am Sonntag, den Zugriff auf den US-Dollar zu erleichtern. Geschaffen wird eine Art Überdruckventil, das Banken weltweit erlauben soll, sofort Barmittel zu erleichterten Bedingungen zu beschaffen.

Die amerikanische Fed, die Bank of Canada, die Bank of England, die Bank of Japan, die Europäische Zentralbank und SNB wollen bis April häufiger sogenannte Swap-Operationen anbieten, mit denen Banken Zugang zur Finanzierung in US-Dollar erhalten. Statt wöchentlich wird dieses Notventil nun täglich geöffnet. (Mehr dazu: CS am Ende, UBS riesig – was bedeutet das für Kundinnen und Kunden?)

Das Programm ermöglicht es den Banken, Anleihen und andere Vermögenswerte zum vollen Nominalwert als Sicherheiten zu hinterlegen, obwohl sie als Folge der US-Notenbankpolitik an Wert verloren haben. Ohne diesen Eingriff könnten sich die Turbulenzen leicht verschlimmern, so fürchten die Notenbanker, dann nämlich, wenn die Anleger ihr Geld nicht leicht verschieben können – was in Stresssituationen aufgrund eines Mangels an Dollar-Finanzierung öfter geschieht.

Bundesrat lehnte Angebot der Saudis ab

Die Aktion der Notenbanken verdeutlicht, dass die Turbulenzen auf den Märkten auch nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS nicht ausgestanden sind. Ein Grund sind die anhaltenden Probleme rund um die US-Regionalbanken, von denen die Silicon Valley Bank und die Signature Bank vergangene Woche zwangsweise geschlossen wurden. Die Regierung Biden rief am Wochenende selbst den legendären Warren Buffett, einen den Demokraten nahestehenden Investor, zur Beratung nach Washington. Details der Aussprache wurden zunächst nicht bekannt. Buffett spielte bereits in der Finanzkrise 2008 eine wichtige Rolle, als er unter anderem Goldman Sachs mit seinen Krediten aus dem Schlamassel half.

Ein weiterer Grund für die Wirren sind die Bedingungen, zu denen die UBS Anleihen der Credit Suisse ablehnte. Das zeigte sich in aller Schärfe, als der Bundesrat noch am Sonntag eine alternative Offerte zur Rettung der CS ablehnte. Eine Investorengruppe, zu der die saudische Nationalbank gehörte, hatte gemäss informierten Kreisen einen letzten Versuch unternommen, das Kreditinstitut am Leben zu erhalten.

Die Gruppe unterbreitete gemäss dem «Wall Street Journal» dem Bundesrat einen konkurrierenden Vorschlag für eine Finanzspritze von rund 5 Milliarden Dollar für die Credit Suisse. Doch im Unterschied zur Übernahme durch die UBS sollten die Anleihegläubiger und Aktionäre kein Geld verlieren. (Lesen sie unseren Leitartikel: Die Übernahme durch die UBS ist ein historischer Skandal

Der Bundesrat lehnte das Angebot rundweg ab, so die mit der Sachlage vertrauten Personen. Die Saudi National Bank war 2022 nach einem Aktienkauf in Höhe von 4,2 Milliarden Dollar mit einem Anteil von 9,9 Prozent zur grössten Aktionärin der Credit Suisse geworden. Allerdings waren die Saudis letzte Woche auch am rasanten Niedergang der Bank mitschuldig, als sie kategorisch eine Kapitalspritze ablehnten und so den Abfluss von Einlagen beschleunigten.

«Die Übernahme ist für die UBS-Aktionäre attraktiv.»

Colm Kelleher, Präsident UBS-Verwaltungsrat 

Die Aufregung der Saudis und anderer Grossaktionäre zeigte dennoch Wirkung. Ein erster Vorschlag der UBS, nur eine Milliarde Franken zu zahlen, wurde auf drei Milliarden Franken angehoben, die in UBS-Aktien bezahlt werden sollen. Das ist immer noch 5 Milliarden weniger als der Marktwert Ende letzter Woche. Der Verlust für die Saudis ist wie für alle anderen Investoren zwar enorm, doch sie verlieren nicht alles – im Gegensatz zu den Aktionären der zwei geschlossenen US-Regionalbanken.

Dafür sorgte der Deal auf dem Anleihenmarkt für Aufruhr. Dies deshalb, weil die Besitzer von «Additional-Tier-1»-Anleihen der Credit Suisse im Wert von 17 Milliarden Dollar zu einem totalen Abschreiber gezwungen wurden. Damit wird die übliche Rangfolge, in der die Besitzer eines Unternehmens im Konkursfall entschädigt werden, auf den Kopf gestellt. Aktienanleger stehen immer am Schluss in der Reihe und verlieren ihren ganzen Einsatz. Nicht so im Fall CS. Bern gab der Forderung der UBS nach und erzwang die Umwandlung der AT1-Anleihen in Eigenkapital, womit diese Geldgeber alles verlieren. Dafür wird die UBS um 17 Milliarden entlastet. Und die CS-Aktionäre erhalten eine UBS-Aktie für jeweils 22,48 Credit-Suisse-Aktien. Das ist nicht viel, aber erlaubt, sich an einer der grössten Vermögensverwaltungsbanken der Welt zu beteiligen.

«Die Übernahme ist für die UBS-Aktionäre attraktiv, aber wir müssen auch klar sagen, dass es sich für die Credit Suisse um eine Notrettung handelt», sagt UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher. «Es ist ein historischer Tag, von dem wir gehofft hatten, dass er nicht kommen würde.» (Mehr dazu: 80 Stunden Aufregung – Szenen eines historischen Wochenendes)

UBS sieht sich als Gewinnerin

Unter die Räder dürften zudem amerikanische Spekulanten kommen, die letzte Woche Anleihen der CS gekauft hatten. Nach Angaben der «New York Times» investierten Redwood Capital Management, ehemalige Gläubigerin des bankrotten chinesischen Immobilienunternehmens Evergrande sowie der 140-Summer-Fonds in diese riskanten Papiere. Die normalen CS-Anleihen wurden Ende vergangener Woche nur zu rund 60 Prozent des Nominalwertes gehandelt. Da sie nach Händlerangaben am Sonntag schon deutlich gestiegen sind, dürften die Spekulanten satte Gewinne machen. Für die Spekulanten war der Kauf der AT1-Anleihen zu einem Preis von nur 20 Prozent des Nominalwerts eine Art Lotterielos, das nun wertlos verfällt.

Händler in Asien warnten am Montagmorgen jedoch vor weiteren Verwerfungen. Die Tatsache, dass Obligationäre der CS enteignet wurden, werde die Märkte weltweit aufwirbeln: Anleger dürften in sichere Anlagen umsteigen. Der Druck auf Banken in Europa und den USA wird nachlassen, da die Finanzierung von Krediten teurer wird. «Das Ergebnis der Übernahme wird die Aufnahme von Eigenkapital erschweren, und das könnte sich negativ auf die Stabilität auswirken», sagte Evercore-Stratege Krishna Guhu. «Der Fokus wird sich nun auf andere schwächere europäische Banken sowie auf regionale US-Banken ausweiten.»

Die UBS sieht sich hingegen als Gewinnerin, obwohl oder gerade weil sie die Heirat mit der CS nicht wollte. Sie hatte alle Hebel in der Hand und setzte sich weitgehend durch. Zu erwarten sind nun massive Entlassungen im Bereich der Investmentbanken. Dagegen zeigte sich die UBS-Leitung sehr angetan vom Vermögensverwaltungsgeschäft der CS in Südostasien, Lateinamerika und den USA. Ihrem Ziel, sechs Billionen Dollar zu verwalten, ist die Bank mit der Übernahme entscheidend näher gekommen. «Dennoch verändern wir uns nicht stark», sagte UBS-Chef Colm Kelleher in der Nacht auf Montag an einer Telefonkonferenz mit Analysten. «Wir bleiben schweizerisch.»