Übernahme der GrossbankEnde der Credit Suisse macht international Schlagzeilen
Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes», schreibt der «Spiegel». Die «Financial Times» vermutet eine Wertsteigerung der UBS-Aktien.
Um 19.30 Uhr am Sonntagabend herrscht Gewissheit: Die CS ist am Ende. Die Nachricht über das Aus der Grossbank mit 166-jähriger Tradition verbreitet sich im Nu rund um die Welt. Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sei die bisher folgenreichste Konsequenz der Turbulenzen, die sich nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank Anfang dieses Monats ausgebreitet haben, schreibt die «New York Times». Aber die Probleme der CS seien grösstenteils hausgemacht, «verbunden mit jahrelangen Skandalen und finanziellen Fehltritten, die sie Milliarden von Dollar an Handelsverlusten und Strafen gekostet haben».
Die «Frankfurter Allgemeine» ortet das Problem vor allem bei der Finma. Das Blatt meint, die Banken-Aufseher in der Schweiz müssten in jedem Fall nachsitzen. «Die Geschehnisse rund um die Credit Suisse verfrachten den Satz, Banken sollten Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein, ins Museum, er hat ausgedient», schreibt die FAZ. Wie gross der Schaden für andere Banken ausfallen werde, werde sich erst zeigen.
«Denn die reihenweise fallenden, im Vergleich zu europäischen Banken weniger stark regulierten mittelgrossen US-Banken richten einen Schaden an, von dem man jetzt noch nicht weiss, ob er auf die Eurozone übergreift», so die FAZ. Immerhin: Noch stehe die Brandmauer.
«Ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes»
Auch das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» erwartet nicht, dass jetzt im globalem Bankensystem Ruhe einkehren wird. Wenn die «abgewirtschaftete Credit Suisse» sich vom Schweizer Erzrivalen UBS retten lassen müsse, sei das «der entwürdigende Schlusspunkt einer Talfahrt – und womöglich der Auftakt einer noch grösseren Krise.»
Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes, ohne dessen finanziellen Flankenschutz die UBS den Deal nicht gemacht hätte», schreibt der «Spiegel». Denn was rechtlich, regulatorisch und finanziell über den «lächerlichen Kaufpreis von drei Milliarden Franken – bei mehr als 40 Milliarden Franken Eigenkapital der Credit Suisse» – hinaus auf sie zukommt, sei ungewiss.
Die weltweit einflussreiche «Financial Times» schreibt, die Schweizer Behörden hätten keine wirkliche Wahl gehabt. «Letztendlich entschieden die eigenen Kunden der Credit Suisse über ihr Schicksal, nicht die Investoren.» Sie hatten in Scharen das Geld von der Bank abgehoben. «Vielleicht werden die Schweizer Behörden kritisiert, weil sie angeblich zu wenig getan haben, um den Bieterkrieg für nicht-schweizerische Gebote zu öffnen. Aber können wir ihnen wirklich die Schuld geben?», fragt die FT.
Die Fusion mit der UBS sei die naheliegende Lösung gewesen. «Selbst wenn man berücksichtigt, dass die UBS wahrscheinlich einige Vermögenswerte aus wettbewerbsrechtlichen verkaufen werden dürfte, wird diese Transaktion für die UBS-Aktionäre sehr wertsteigernd sein», schreibt die FT.
Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet am Sonntagabend prominent über das Ende der Schweizer Traditionsbank. Es sei noch nicht klar, ob der Deal ausreicht, um das Vertrauen in Kreditgeber auf der ganzen Welt wiederherzustellen. «Der erste Hinweis könnte kommen, wenn die Aktienmärkte in Asien, Australien und Neuseeland öffnen.» Immerhin: Erste Daten würden auf steigende Eurokurse hindeuten.
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