Sprengkandidat ohne Schweiz-BezugEin Amerikaner will der Swatch Group auf die Sprünge helfen
Der Investor Steven Wood besitzt mindestens 0,5 Prozent der Swatch-Aktien. Nun will er sich gegen den Willen der Inhaberfamilie Hayek in den Verwaltungsrat wählen lassen.

- Steven Wood lässt sich als Sprengkandidat für den Verwaltungsrat aufstellen.
- Laut Statuten der Swatch Group erfüllt Wood die Bedingungen.
- Der Verwaltungsrat lehnt Wood wegen fehlender Schweizer Verbindung ab.
- Woods Engagement beim Rüstungskonzern Leonardo gilt als zusätzliches Hindernis.
Ein Mann aus New York sorgt derzeit für Unruhe im Verwaltungsrat der Swatch Group: Steven Wood, Gründer und Geschäftsführer des Hedgefonds Greenwood Investors, will ins Aufsichtsgremium des Schweizer Uhrenkonzerns mit Marken wie Omega, Longines und Swatch einziehen.
Er trifft dabei auf massiven Widerstand. Die Swatch Group lehnt die Wahl von Wood in den Verwaltungsrat ab. Das geht aus der Einladung des Unternehmens zur Generalversammlung vom 21. Mai hervor.

Der Mann ist kein Unbekannter in der Welt der Finanzinvestoren. Mit seinem Fonds hält er einen kleinen, aber bedeutenden Anteil an Swatch: Mit mindestens 0,5 Prozent des Kapitals ist Wood berechtigt, den Antrag auf einen Sitz im Verwaltungsrat zu stellen.
So sehen es jedenfalls die Statuten der Gruppe vor, die von der Familie Hayek kontrolliert wird. Nayla Hayek ist Präsidentin des Verwaltungsrats. Ihr Bruder Nick Hayek ist Konzernchef, ihr Sohn Marc Hayek Markenverantwortlicher für die Luxusuhrenhersteller Breguet sowie Blancpain.
Woods Ziel: «Neue Impulse und internationale Perspektiven»
Für den Sprengkandidaten Wood ist die Sache klar: Als Aktionär will er mitreden, mitgestalten und die Interessen der Minderheitsaktionäre vertreten. In seinem Antrag betont er die Notwendigkeit, die Swatch Group für «neue Impulse und internationale Perspektiven» zu öffnen.
Das passt ins Bild eines aktivistischen Investors vor dem Hintergrund schwächelnder Aktienkurse bei der Swatch Group.
So beteiligt sich Greenwood Investors weltweit an unterbewerteten Firmen. Die Kundschaft umfasst überwiegend vermögende Privatpersonen sowie kleinere institutionelle Investoren. Eine Anfrage dazu, was er mit Swatch genau vorhat, liess Wood unbeantwortet.
Verwaltungsrat lehnt Woods Kandidatur geschlossen ab
Demgegenüber ist die Antwort aus Biel eindeutig – und sie fällt kühl aus. Der Verwaltungsrat lehnt Woods Kandidatur geschlossen ab. Die Gründe sind vielschichtig, aber sie kreisen um einen zentralen Punkt: die Schweizer Identität des Unternehmens. Swatch verweist darauf, dass Wood keinen Bezug zur Schweiz, zur hiesigen Industrie oder zur Kultur des «Swiss Made» habe.
«Die Unternehmenskultur der Swatch Group ist eng mit der Schweiz und ihren Werten verbunden», heisst es in der Einladung an die Aktionäre. «Wir legen grossen Wert darauf, dass Mitglieder des Verwaltungsrats entweder Schweizer Staatsbürger sind oder ihren Lebensmittelpunkt in der Schweiz haben.»
Hinzu kommt ein weiteres, heikles Detail: Wood sitzt auch im Verwaltungsrat des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo S.p.A. Für Swatch ein Reputationsrisiko, das man nicht eingehen will. «Wir lehnen die Wahl einer Person, die in einem internationalen Rüstungskonzern engagiert ist, aus Reputationsgründen strikt ab», so der Verwaltungsrat.
Familie Hayek hält fast 43 Prozent der Stimmen
Die Debatte um Woods Kandidatur wirft ein Schlaglicht auf die Grundsatzfrage, wie offen ein traditionsreiches Schweizer Unternehmen für ausländische Einflüsse und neue Aktionärsinteressen sein soll.
Bei der Swatch Group wird sich so schnell keine Antwort darauf finden. Die Firma ist in Familienhand: Die Familie Hayek hält mit rund einem Viertel des Kapitals fast 43 Prozent der Stimmen.
Damit ist die Wahl Woods praktisch ausgeschlossen.
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