Tipps vom Swatch-ChefNick Hayek lädt Donald Trump nach Biel ein
Mit Blick auf Trumps Strafzölle verzichtet der Chef der Swatch Group auf Konfrontation. Vielmehr möchte Nick Hayek dem US-Präsidenten die Schweizer Berufsbildung erläutern – am liebsten vor Ort.

- Nick Hayek setzt auf Charmeoffensive statt Konfrontation mit Trump.
- Die Swatch Group erzielt fast ein Fünftel ihres Umsatzes in Nordamerika.
- Angst vor US-Strafzöllen hat die Swatch Group nicht.
- Der Uhrenkonzern will dem US-Präsidenten das duale Bildungssystem zeigen.
Was bedeutet die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump für die Swatch Group? Diese Frage stellt sich derzeit das Management des Schweizer Uhrenkonzerns, zumal die Gruppe in Nordamerika fast ein Fünftel ihres Umsatzes erwirtschaftet.
Wie am Mittwoch an der Bilanzmedienkonferenz am Hauptsitz in Biel klar wurde, setzt Konzernchef Nick Hayek lieber auf eine Charmeoffensive statt auf Konfrontation. So wie es sonst ab und an seine Art ist: «Wenn Herr Trump zu uns kommen will und sehen möchte, was für eine Industriepolitik wir verfolgen, dann sind unsere Türen jederzeit offen.»
Schon im Januar hat die Firma bekannt gegeben, dass Gewinn und Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr im Vergleich zu 2023 gesunken sind.
Wie Hayek weiter ausführte, würde er dem US-Präsidenten vor allem die spezielle Lehrlingsausbildung in der Schweiz zeigen. Er meinte damit das sogenannte duale Bildungssystem mit Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule. Pro Jahr machen über 500 junge Berufsleute eine Lehre bei der Swatch Group.
«Damit bilden wir Nachwuchs aus, der sich mit dem Unternehmen identifiziert und der Firma sein Know-how bringt. Aber das kostet halt Geld», so Hayek.
Hayek: Börse schuld an Deindustrialisierung
Der 70-Jährige spielte damit darauf an, was aus seiner Sicht der wahre Grund für die Deindustrialisierung in den USA ist: kurzfristiges Profitdenken. Dies führe dazu, dass US-Firmen lieber in ausländischen Billiglohnländern produzierten statt im Inland. «Hinter diesem Denken steckt die Börse», sagte Hayek.
Wie Trump verstehe er sich als Verteidiger der Industrie. Grundsätzlich habe der US-Präsident recht, wenn er diesen Wirtschaftszweig erhalten wolle.
Trumps Methoden lassen Hayek dabei kalt. Mögliche US-Strafzölle auf Uhren bereiteten ihm kein Kopfzerbrechen, sagte Hayek. Die Swatch Group kämpfe seit Jahren mit Nachteilen, etwa mit dem starken Franken, Steuern auf Luxusgütern in China und mit der Mehrwertsteuer in praktisch allen Absatzmärkten.
Nick Hayek sieht Uhrenindustrie im Vorteil
Im Gegensatz zur Stahlindustrie, zu den Autoherstellern und zur Maschinenbranche sieht sich Hayek jedoch im Vorteil: «Ein US-Konsument kann eine Uhr immer noch im Ausland kaufen, wenn er im eigenen Land keinen Aufpreis für seine Lieblingsmarke wegen Strafzöllen bezahlen will.» Das sei bei Autos etwas umständlicher.
Bislang deutet im wichtigen Absatzmarkt USA nichts auf eine zurückhaltende Konsumentenstimmung hin. Marken der Swatch Group wie Omega, Tissot und Glashütte melden Wachstum in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres.
Laut Hayek könnte dies mit dem europäischen Blick auf die USA zu tun haben: «Eine deutliche Mehrheit der Wähler hat Trump gewählt. Offensichtlich sind die Amerikaner nicht besorgt, sondern optimistisch.»
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