Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Gesichtserfassung in Bahnhöfen
Dieser Reputationsschaden wäre zu vermeiden gewesen

Sie hätten nur die Menschenströme an den Bahnhöfen wie hier in Bern messen wollen, beteuern die SBB. Doch es bleiben Fragen offen. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die SBB reagieren auf den Aufschrei, den sie mit ihren vermeintlichen Überwachungsplänen losgetreten haben, und schrauben ihre Ansprüche an das neue Messsystem für Kundenfrequenzen herunter. In den Bahnhöfen sollen nur noch Geräte installiert werden, welche die Anzahl und die Wege der Menschen messen, die ein-, aus- und umsteigen oder dort einkaufen. Nicht aber ihr Alter, ihre Grösse und ihr Geschlecht.

Gut so. Die Verantwortlichen der Bundesbahnen wurden zwar nicht müde zu beteuern, sie wollten gar keine individuellen Daten erheben. Sie betonten, es gehe nur um die Sicherheit – also nicht etwa darum, die Kundinnen und Kunden auszuspionieren, sondern Engpässe zu beseitigen und dafür zu sorgen, dass die Billettautomaten, Sitzgelegenheiten und Lebensmittelläden dort stehen, wo sie gebraucht werden und niemanden stören. Doch überzeugen konnten sie damit nicht.

Wenn die SBB-Spitze wirklich so viel Wert auf Datenschutz legt, wie sie zigfach beteuerte, dann wäre etwas mehr Sensibilität angebracht gewesen.

Dass die Konzernleitung jetzt die Notbremse zieht, ist deshalb nur folgerichtig. Das Problem ist nur, dass nicht alle Zweifel zerstreut wurden. Es bleiben Fragen offen wie: Warum wollten die SBB überhaupt Alter und Geschlecht erheben, wenn sie angeblich gar nicht an individuellen Daten interessiert sind? Warum stand in der Ausschreibung, Ziel der Erhebung sei «eine höchstmögliche Abschöpfung der Shop-Passanten mittels Datenanalyse»? Ging es tatsächlich nicht um kommerzielle Zwecke, obschon ausdrücklich die Rede davon war, wie in den Bahnhofsläden «das Potenzial ausgeschöpft» und «die Performance gesteigert» werden kann?

Die Ausschreibung sei ungeschickt formuliert gewesen, rechtfertigt sich die SBB-Spitze. Das mag zutreffen. Wenn sie aber wirklich so viel Wert auf den Datenschutz legt, wie sie in den letzten Wochen zigfach beteuerte, dann wäre etwas mehr Sensibilität angebracht gewesen. Damit hätten sie einen Reputationsschaden in der Bevölkerung vermeiden können. So aber bleibt bei vielen ein schaler Nachgeschmack zurück.