Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Corona verstärkt Trend
Migros will noch mehr Bio und kleinere Lädeli

Während der Pandemie greifen Kundinnen und Kunden vermehrt zu Bioprodukten. Wie hier in der Migros-Filiale im Hertizentrum in Zug.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Seit drei Jahren lenkt Fabrice Zumbrunnen den grössten Detailhändler der Schweiz. Das vergangene Jahr dürfte den Migros-Chef bisher am stärksten gefordert haben. Trotz grosser Umsatzeinbussen im Reise- und Gastronomiegeschäft konnte die Migros den Umsatz 2020 um über 4 Prozent auf 29,9 Milliarden Franken steigern, wie Zumbrunnen am Dienstag an der Präsentation der Jahreszahlen sagte. Dazu beigetragen hat das wachsende Onlinegeschäft. Doch auch in anderen Bereichen treibt Corona Veränderungen voran.

Das Sortiment verändert sich

Mehr Lebensmittel, weniger Non-Food-Artikel. So lautet die Strategie der Migros: Dort, wo Bekleidung aus dem Sortiment verschwindet, finden Kundinnen und Kunden bald vermehrt Kochutensilien, Gesundheitsprodukte, aber auch Bioprodukte. «Wir sehen hier mehr Potenzial als im Kleidersegment, wo die Konkurrenz durch Onlinehändler gross ist», sagt Zumbrunnen.

Zudem werde bei den Lebensmitteln mehr Platz in den Regalen benötigt, unter anderem für Selbstabfüllstationen für Reis, Teigwaren oder Waschmittel, aber auch für Lebensmittel auf Pflanzenbasis wie beispielsweise vegetarische Burger oder Demeter-Produkte. Hier baut die Migros ihr Sortiment weiter aus. Denn neben M-Budget verzeichnen auch Bioprodukte steigende Umsätze während der Pandemie, wie der Migros-Chef bereits im Mai in einem Interview mit dieser Zeitung sagte. 2020 nahm der Absatz an Bioprodukten gegenüber dem Vorjahr um über 15 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken zu.

Nach der Einführung der Nachhaltigkeitsskala «M-Check», die Angaben zum CO₂-Fussabdruck von Lebensmitteln sowie Angaben zum Tierwohl macht, könnte bald der Nutriscore folgen. «Hier sammeln wir noch Erfahrungen und finden heraus, was sich der Kunde wünscht», sagt Zumbrunnen. Seit August letzten Jahres testet die Migros die Nährwertampel auf zwei ihrer Produktkategorien.

Expansion mit kleinen Läden

Im Vergleich zur Konkurrenz wuchs die Migros im Ausnahme-Jahr 2020 in ihrem Kerngeschäft weniger stark, als eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Die Supermärkte der zehn Migros-Genossenschaften verzeichneten ein Umsatzplus von 7,4 Prozent auf rund 12,5 Milliarden Franken. Coop hingegen konnte ein stärkeres Wachstum von über 14 Prozent auf rund 12 Milliarden Franken vorweisen. Der Abstand zwischen Leaderin Migros und ihrer grössten Konkurrentin schrumpfte stark. Mit ein Grund für diese Entwicklung dürften Lockdowns und Homeoffice-Pflicht gewesen sein. Denn die Menschen kaufen vor allem dort ein, wo sie wohnen. Ein Plus für Coop: Mit über 900 Supermärkten ist das Filialnetz grösser als das der Migros mit seinen 630 Standorten – viele davon sind grosse Märkte in Einkaufscentern.

Das soll sich nun ändern: Die Migros will mit kleinen Formaten wachsen. «90 Prozent unserer Expansionspläne haben mit der Eröffnung kleiner und mittelgrosser Läden zu tun», sagt Zumbrunnen. Den Trend in Richtung Nahversorgungen sehe er seit Jahren. Corona habe diesen nun noch verstärkt. «Mit Quartierläden und weiteren kleinformatigen Läden wollen wir diese Nähe ermöglichen», kündigt der Migros-Chef an.

Onlineboom führt zu Stellenausbau

Das Onlinegeschäft der Migros verzeichnete mit 45,5 Prozent ein Rekordwachstum auf fast drei Milliarden Franken. Allein für den Onlineshop Migros Online und bei Digitec Galaxus wurden im letzten Jahr über 1500 Stellen geschaffen. Die Migros will in diesem Bereich weiter investieren, denn auch nach den Lockerungen sei man online jeweils auf hohem Niveau weitergewachsen. «Wir haben fast jede Woche neue Rekordwerte», sagt Zumbrunnen. Investiert werde zum Beispiel in die Logistik sowie in halbautomatisierte Lager und neue Technologien. «Alles, was wir heute machen, stand auch vor Covid in unserer Strategie, wir werden unsere Ziele aber nun bereits 2022 oder 2023 erreichen.»

Insgesamt jedoch baute die Migros Stellen ab. Mit über 99’000 Mitarbeitenden sind es 2020 fast 7000 Stellen weniger als im Vorjahr. Als Hauptgrund führt die Migros hier jedoch nicht die Corona-Krise, sondern die Verkäufe von Depot und der Globus-Warenhäuser an.

Gastronomie sowie Reise- und Freizeitgeschäft leiden

Hart getroffen von der Corona-Pandemie wurden das Gastronomie- sowie das Reise- und Fitnessgeschäft des Konzerns. Gezeichnet durch Stornierungen, Umbuchungen und zu organisierende Rückreisen für Kunden verzeichnete die Hotelplan-Gruppe 2020 gar «das trübste Jahresergebnis» ihrer Geschichte: Mit 732 Millionen Franken setzte sie über 38 Prozent weniger um als im Vorjahr. Beim Pauschalreisen-Anbieter Vtours brach der Umsatz gar um 57 Prozent ein.

Geschlossen in der Gastronomie waren Migros-Restaurants und andere Formate wie Kaimug oder Hitzberger. Und auch der Sportbereich litt. Noch oder zwischenzeitlich geschlossen sind Tennis- und Golfplätze sowie Fitnessparks wie der Sport- und Erlebnispark Milandia. Weiterhin geschlossenen sind auch die 136 Migros-Fitnesscenter.

Härtefallhilfen hat die Migros-Gruppe deswegen aber nicht beantragt. «Wir sind finanziell genug stark aufgestellt, und selbst wenn wir die Kriterien für Härtefallhilfen in Bereichen wie Hotelplan erfüllen, wäre das nicht angebracht», sagt Zumbrunnen, «wir haben uns daher entschieden, keine zu beantragen.»