Generalversammlung der Credit Suisse Vor dem Showdown – Widerstand gegen CS-Präsident Lehmann wächst
Unüblich viele Anmeldungen von Anlegern und Medien: Frust und Emotionen dürften die heutige letzte GV der Bank prägen. Im Fokus steht die Wiederwahl von Axel Lehmann. Wir tickern live.
Die Credit Suisse verabschiedet sich. Zum letzten Mal findet am Dienstag im Zürcher Hallenstadion die Generalversammlung der ehemals zweitgrössten Bank der Schweiz statt (Wir tickern live ab 9 Uhr). Nach drei Jahren Corona-Pause hat sich bei Anlegerinnen und Anlegern einiges an Frust angestaut – ganz abgesehen vom Kollaps und dem anschliessenden Kauf der Bank durch die grosse Konkurrentin UBS.
Erwartet wird eine emotionale Veranstaltung. Die Anlegerinnen und Anleger hatten keine Möglichkeit, um über den Notkauf der Credit Suisse durch die UBS zu entscheiden. Mehr als ihrem Unmut Luft machen können sie aber nicht.
2022 war die ganze Veranstaltung in weniger als zwei Stunden erledigt. In diesem Jahr wird mit einer deutlich längeren Generalversammlung gerechnet. Nach der Übernahme durch die UBS haben sich mehr Personen als sonst für den Anlass angemeldet. Dazu kommen noch gut 60 Medienvertreterinnen und Medienvertreter aus dem In- und Ausland.
Bei der Rettung der CS hat der Bund zu Notrecht gegriffen. (Lesen Sie hier mehr dazu.) Es wurde vom geltenden Fusionsgesetz abgewichen. Einzig die Finanzmarktaufsicht musste dem Kauf zustimmen, nicht, wie es das Gesetz normalerweise vorsieht, die Generalversammlungen der beiden Gesellschaften.
Diskussionen um die Wiederwahl von Axel Lehmann
Den grössten Teil der Kritik abbekommen wird vor allem die aktuelle Führung der CS mit Bankchef Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann. Diese beiden haben sich in der Vergangenheit jedoch nicht immer als geschickte Kommunikatoren erwiesen. Das setzt sich mit der Einladung zur GV fort.
Die grossen Aktionäre der CS, wie etwa die Saudi National Bank oder der Staatsfonds aus Katar, haben sich im Vorfeld der GV nicht geäussert.
Seit dem Kollaps der Bank wurde diese nicht mehr aktualisiert und klingt teils obsolet. In seinem Brief an die Aktionärinnen und Aktionäre bezeichnet Lehmann das Jahr 2022 als entscheidenden Bruch mit der Vergangenheit der CS und als Beginn einer wichtigen Reise für die Bank: «Wir sind überzeugt, dass die neue Credit Suisse nachhaltigere Erträge erzielen wird, gestützt auf das Fundament eines starken Risikomanagements und eine solide und inklusive Kultur des kritischen Dialogs.»
Lehmann erfährt zudem seiner Wiederwahl gegenüber Widerstand. Der norwegische Staatsfonds hat angekündigt, dass er nebst anderen Mitgliedern des Verwaltungsrates auch gegen die Wahl von Lehmann als CS-Präsident stimmen wird. «Aktionärinnen und Aktionäre sollten das Recht haben, Wechsel im Verwaltungsrat zu verlangen, wenn dieser nicht in ihrem besten Interesse handelt», schreibt der Fonds.
Dividende gestrichen
Nach dem amerikanischen Stimmrechtsberater Glass Lewis stellt sich nun also auch ein internationaler Grossaktionär gegen Lehmann an der Spitze der Bank. Wie viele unzufriedene Anlegerinnen und Anleger die Kritiker auf ihre Seite ziehen können, muss sich zeigen. Glass Lewis vertritt wohl ein paar Prozent der Stimmen. Der norwegische Staatsfonds hat seinen Anteil an der CS im März auf rund 1 Prozent reduziert, wie Bloomberg schreibt. Die grossen Aktionäre der CS, wie etwa die Saudi National Bank oder der Staatsfonds aus Katar, haben sich im Vorfeld der Generalversammlung nicht geäussert.
Einige Punkte hat die CS nach ihrer Übernahme durch die UBS doch noch auf der Traktandenliste geändert. So wurde etwa die Dividende für das Jahr 2022 gestrichen. Ursprünglich war eine Ausschüttung von 5 Rappen pro Aktie vorgesehen gewesen. Doch für die Dauer der Staatshilfe hat der Bund der Bank Dividendenzahlungen verboten.
Zurückgezogen hat die Bank auch die Abstimmung über die umstrittene Sonderzahlung für die Restrukturierungen der Bank. Mitglieder der Geschäftsleitung hätten einen sogenannten Transformation- Award erhalten sollen, eine aufgeschobene Vergütung in Form von Aktien. Zwischen 30 und 70 Millionen Franken sollte dieser insgesamt kosten, je nach Kurs der CS-Aktien.
Keine Entlastung für den Verwaltungsrat
Hinfällig geworden ist auch die Abstimmung zur Entlastung der Geschäftsführung und des Verwaltungsrats für das Geschäftsjahr 2022 «aufgrund der beispiellosen Umstände, die die Bank in den vergangenen Wochen betrafen und die zum geplanten Zusammenschluss von der Credit Suisse und der UBS führten», wie die Bank mitteilt.
Diese sogenannte Decharge spielt eine Rolle bei möglichen Verwaltungsklagen gegen das Management. Ein Recht auf eine allfällige Klage erlischt zwölf Monate nach der Erteilung der Entlastung. Die Aktionärsvereinigung Actares begrüsst den Rückzug der Traktanden. Alle diese Punkte hätte sie abgelehnt, schreibt die Vereinigung: «Es bleibt nur noch zu hoffen, dass wenigstens die Integration in die UBS verantwortungsvoll über die Bühne geht.»
Für Aktionärinnen und Aktionäre von Grossbanken geht es am Mittwoch gleich weiter. Dann lädt die UBS zu ihrer Generalversammlung nach Basel. Hier steht weniger das vergangene Jahr im Fokus. Interessieren wird, ob die grösste Schweizer Bank bereits Angaben zur Integration der Credit Suisse macht. Besonders im Bezug auf die Arbeitsplätze. Bis zu 30’000 Stellen könnten bei den beiden Banken wegfallen. (Lesen Sie hier mehr dazu.)
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