Die Folgen der ZinswendeWer von der SNB-Leitzinssenkung profitiert – und wer nicht
Die Nationalbank hat überraschend den Leitzins gesenkt. Die Folgen für Mietende, Hypothekarschuldner, Wohnungskäuferinnen, Sparer und die Wirtschaft.
Der Franken wird schwächer, Exporteure profitieren
Überraschend am Entscheid der Schweizerischen Nationalbank war nicht die Zinssenkung oder deren Ausmass, sondern der Zeitpunkt. Die Finanzmärkte hatten die erste Zinssenkung erst im Juni erwartet. Der tiefere Zins auf Frankenanlagen macht den Franken für Investoren weniger attraktiv im Vergleich zum Euro oder Dollar.
Deshalb hat der Franken am Donnerstag abgewertet: gegenüber dem Euro um etwa 0,85 Prozent, gegenüber dem Dollar um 1,5 Prozent. Das ist sehr deutlich und zeigt, wie stark die Märkte vom Entscheid vom Direktorium um Thomas Jordan überrascht wurden.
Die Zinssenkung ist gut für Schweizer Exportunternehmen und den Tourismus. Exporteure profitieren vom billigen Franken, ihre Produkte werden für ausländische Kunden billiger. Und sie profitieren von der Aufwertung der Fremdwährungen, in denen sie ihre Einnahmen erzielen. Da sie in Franken bilanzieren, sind die Verkäufe in Franken umgerechnet mehr wert.
Die Hypothekarzinsen sinken
Wenn die Nationalbank den Leitzins senkt, sinken die kurzfristigen Zinsen sofort. Die Saron-Hypotheken werden also billiger. Bei den längerfristigen Hypotheken werden die Zinsen nur langsam und wenig zurückgehen. Denn die Zinssenkung war erwartet worden, nur der Zeitpunkt überraschte. Die langfristigen Hypotheken hängen von den langfristigen Zinssätzen ab, weniger vom Leitzins der SNB.
Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, erwartet, dass die jetzt eingeläutete Zinswende dazu führt, dass Wohneigentum im Vergleich zum Mieten wieder vorteilhaft wird. Das war im Tiefzinsumfeld seit Mitte der 2000er-Jahre lange Zeit der Fall gewesen. Mit den Zinserhöhungen ab 2022 wurde Mieten günstiger. Diese Phase geht nun vorbei. «Der Wohnkostenvorteil für Eigentümer kommt wieder zurück», sagt Hasenmaile.
Das dürfte mittelfristig die Nachfrage nach Wohneigentum erhöhen und den Preisen wieder Auftrieb geben.
Mieten steigen nicht mehr weiter
Für Mieterinnen und Mieter ist die Zinssenkung eine gute Nachricht. Der hypothekarische Referenzzinssatz, der im vergangenen Jahr zweimal nacheinander gestiegen ist, wird sehr wahrscheinlich nicht mehr weiter ansteigen – und könnte gegen Ende 2025 wieder sinken. Damit dürfte der durch den Referenzzinssatz bedingte Mietzinsanstieg, der viele Haushalte ab April erwartet, vorläufig der letzte bleiben.
Sparer bekommen weiterhin wenig
Obwohl der Leitzins auf 1,75 Prozent gestiegen war, haben die Banken den Zins auf den Sparkonten nur stark verzögert und geringfügig erhöht. Im Durchschnitt zahlen die Banken gerade mal 0,76 Prozent Zins auf Sparkonten. Mit der Leitzinssenkung schwindet auch die Hoffnung auf höhere Entschädigungen für Sparerinnen und Sparer.
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