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13 Millionen Tausendernoten weniger
Die Schweiz erlebt einen nie gesehenen Bargeld-Schwund

Detailansicht der neunten Schweizer Banknotenserie, aufgenommen am  7. November 2019 in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Heute sind ein Viertel weniger Tausendernoten im Umlauf als im Mai 2022. Auch die 100er- und 200er-Noten waren in letzter Zeit viel weniger gefragt. Einen so starken und über Monate anhaltenden Rückgang bei grossen Noten gab es seit 2000 noch nie. 

Der Tausender ist die wertvollste in Gebrauch stehende Banknote der Welt und zur Wertaufbewahrung entsprechend begehrt. Die Anzahl der im Umlauf befindlichen 1000er-Noten hatte sich seit der Finanzkrise auf über 50 Millionen Stück mehr als verdoppelt. Doch seit Aufhebung der Negativzinsen ist das gehortete Geld zum grossen Teil wieder an die Nationalbank zurückgeflossen.

Der Hauptgrund sind steigende Zinsen. Wer Bargeld hält, trägt nicht nur Aufbewahrungs- und Sicherheitskosten, sondern es entgehen ihm auch Renditen auf Anlagen wie Aktien oder Anleihen.

Das ist aber nicht der einzige Grund für den Bargeld-Schwund. Der Trend zum Bezahlen mit Karten und Apps hat sich seit der Pandemie beschleunigt. Die Debitkarte hat das Bargeld als beliebtestes Zahlungsmittel in den Läden abgehängt, wie die aktuellsten Daten des Swiss Payment Monitor, einer Untersuchung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Universität St. Gallen, zeigen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Bezahl-Apps, vor allem Twint, ebenfalls am Bargeld vorbeiziehen. 

«Bargeld wird nicht verschwinden», antwortete Martin Schlegel, Vizepräsident der SNB, kürzlich auf eine Journalistenfrage. Aber ein Rückgang der Bargeldnutzung könne zu einer tieferen Bargeldakzeptanz führen. 

Bargeld ist für die Banken teuer, und mit anderen Zahlungsmitteln lassen sich im Gegensatz zu diesem zusätzliche Geschäfte machen. Die Zahl der Bankfilialen und Bancomaten ist seit Jahren klar rückläufig. 

Das könnte eine sich selbstverstärkende Abwärtsspirale in Gang setzen. Infolge eines Abbaus von Geldautomaten sowie Bank- und Postschaltern würde ein Viertel der Unternehmen weniger Bargeld nutzen, hat die Zahlungsmittelumfrage der Nationalbank ergeben. Das würde dazu führen, dass weniger Unternehmen Bargeld akzeptierten. 

Die Nationalbank hat eine Expertengruppe eingesetzt und mit der Eidgenössischen Finanzverwaltung im letzten Herbst einen runden Tisch gestartet, um mit Banken, Detailhändlerin und anderen Interessengruppen mögliche Gegenmassnahmen zu diskutieren. 

In absehbarer Zeit gelangt die Volksinitiative der Freiheitlichen Bewegung Schweiz, «Bargeld ist Freiheit», sowie ein direkter Gegenvorschlag zur Abstimmung, welche den Erhalt des Bargelds sichern sollen. Eine weitergehende Initiative – «Wer mit Bargeld bezahlen will, muss mit Bargeld bezahlen können!» – haben dieselben Initianten bereits auf den Weg gebracht. 

Gemäss Swiss Payment Monitor unterstützen derzeit sechs von zehn Befragten eine Annahmepflicht, dass also überall mit Bargeld bezahlt werden kann.