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Jahresergebnis 2023
Nationalbank macht 3 Milliarden Verlust – warum die Kantone noch länger leer ausgehen werden

ARCHIVE --- Gold im Tresor der Schweizerischen Nationalbank, aufgenommen am 21. Februar 2001 in Bern. Zwischen Mai 2000 und Ende September 2003 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) 886 Tonnen Gold verkauft. Diese Verkaeufe haben der SNB bisher 13,5 Mrd. Franken in die Kassen gespuehlt. Bis Ende September des naechsten Jahres will sie weitere 284 Tonnen verkaufen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird das sogenannte Abkommen von Washington, in welchem sich 15 Zentralbanken verpflichtet haben, innerhalb von fuenf Jahren nicht mehr als 2000 Tonnen Gold auf den Markt zu werfen, abgelaufen sein. Dies erklaerte SNB-Sprecher Werner Abegg am Montag, 17. November 2003, gegenueber der Nachrichtenagentur sda. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)
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Es konnte fast nur besser kommen. Denn im vorletzten Jahr schrieb die Schweizerische Nationalbank einen Verlust von 132,5 Milliarden Franken. Der Grund dafür: massive Wertverluste auf ihren Fremdwährungspositionen.

2023 lief es besser. Die Nationalbank hat nach provisorischen Berechnungen einen Verlust von 3 Milliarden Franken erlitten. Damit entfällt die Ausschüttung an Bund und Kantone erneut, wie sie am Dienstag Morgen mitteilte.

Dabei gab es bei den Fremdwährungspositionen einen Gewinn von rund 4 Milliarden, auf dem Goldbestand einen Bewertungsgewinn von 1,7 Milliarden und auf den Frankenpositionen einen Verlust von 8,5 Milliarden Franken.

Nach neun Monaten hatte die Nationalbank ein Plus von 1,7 Milliarden verbucht, im vierten Quartal kam ein Minus von rund 4,7 Milliarden dazu.

Auch eine Dividende an die Aktionärinnen und Aktionäre wird nicht entrichtet. Nach Zuweisung an die Rückstellungen für Währungsreserven von 10,5 Milliarden Franken und nach Berücksichtigung der negativen Ausschüttungsreserve von 39,5 Milliarden resultiert ein Bilanzverlust von rund 53 Milliarden Franken.

Die definitiven Zahlen zum Jahresabschluss werden am 4. März veröffentlicht.

The logo of the Swiss National Bank SNB pictured at the Federal square (Bundesplatz) in Bern, Switzerland, Thursday, March 16, 2023. Credit Suisse is borrowing up to 50 billion francs from the Swiss National Bank (SNB), according to a statement on 16 March 2023. This is intended to strengthen the group, whose shares have crashed on the stock exchange.(KEYSTONE/Peter Schneider)

Die Expertinnen und Experten hatten einen geringfügigen Gewinn – eine sogenannte schwarze Null – erwartet. Dies, da die Gewinne auf den Anlagen an den Finanzmärkten und bei den Goldreserven die Verluste auf den Währungsreserven in etwa ausgleichen sollten.

Was passiert mit den Gewinnen der Nationalbank?

Die Nationalbank weist einen Teil ihres Gewinns zunächst den Rückstellungen für Währungsreserven zu. Der Rest fliesst in die sogenannte Ausschüttungsreserve. Ist diese über null, so kann die Nationalbank Gelder an Bund und Kantone ausschütten. Gemäss einer Vereinbarung mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement beträgt der Grundbetrag dabei 2 Milliarden Franken. Für jede 10 Milliarden an zusätzlichem Gewinn wird eine weitere Milliarde hinzugefügt. Maximal erhalten Bund und Kantone in einem Jahr 6 Milliarden Franken von der Nationalbank.

Wieso schwanken die Jahresergebnisse seit einigen Jahren so stark?

Das liegt daran, dass Nationalbank während der Finanz- und Eurokrise viele Devisen gekauft hat. Dadurch ist ihre Bilanz auf über 800 Milliarden Franken gewachsen. Bereits kleine Schwankungen am Finanzmarkt können deshalb grosse Buchgewinne oder -verluste bei der Nationalbank nach sich ziehen.

Warum hat die Nationalbank vor einem Jahr einen Rekordverlust gemacht?

Das liegt einerseits daran, dass 2022 ein schlechtes Anlagejahr war. Rund um die Welt sind die Aktien- und Anleihekurse eingebrochen. Zweitens verloren die ausländischen Anlagen an Wert, weil beispielsweise der Euro gegenüber dem Franken an Wert verloren hat. Wegen diesem Verlust ist die Ausschüttungsreserve der Nationalbank noch immer im negativen Bereich.

Wann kann die Nationalbank wieder Gewinne ausschütten?

Per Ende Dezember 2023 war die Ausschüttungsreserve mit 39,5 Milliarden Franken im Minus. Bevor die Nationalbank wieder Ausschüttungen vornehmen kann, muss dieses Minus wieder mit Gewinnen aufgefüllt werden. Es ist ungewiss, ob dies bald passiert.

Adriel Jost, Ökonom am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik in Luzern sagt, dass die Nationalbank aufgrund des aktuellen Verlusts im laufenden Jahr einen Gewinn von rund 65 Milliarden erzielen müsste, um wieder Ausschüttungen zu ermöglichen. Das ist nicht einfach – auch wenn die Börsen mitspielen. «Es wird wohl eine Weile lang keine Ausschüttungen mehr geben», sagt Jost. Auch in guten Anlagejahren sei es für die Nationalbank nicht einfach, grosse Gewinne auf ihren Devisenanlagen zu schreiben.

Auch UBS-Ökonom Alessandro Bee setzt die Schwelle hoch an: «Wenn wir ins Jahr 2024 schauen, dann müsste die Nationalbank einen Gewinn von über 50 bis 100 Milliarden erreichen, um eine Ausschüttung vorzunehmen.» Das ist deutlich mehr als die UBS-Expertinnen und Experten erwarten. «Wir schätzen das jährliche Gewinnpotenzial der Nationalbank auf 10 bis 15 Milliarden», sagt Bee. Daher sei es nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich, einen Gewinn von 50 Milliarden oder mehr zu erzielen. Deshalb dürften die meisten Kantone auch im nächsten Jahr nicht mit einer Ausschüttung rechnen, so die Schlussfolgerung von Bee.

Welche Folgen hätte ein weiterer Verlust wie im vorletzten Jahr?

Da es auch in guten Anlagejahren für die Nationalbank nicht einfach sei, grosse Gewinne auf ihren immer noch riesigen Devisenanlagen zu schreiben, sei es für sie auch schwierig, ihr Eigenkapital wieder zu stärken. «Was passiert erst in einer nächsten Krise?» fragt Adriel Jost. «Ein weiterer grosser Verlust wäre für die Nationalbank nicht einfach wieder zu kompensieren.» Rote Zahlen bei der Nationalbank könnten an ihrer Glaubwürdigkeit nagen und damit das Vertrauen in den Franken gefährden.