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SNB-Kehrtwende in der Geldpolitik
Jordan senkt den Leitzins überraschend auf 1,5 Prozent

Swiss National Bank's (SNB) Chairman of the Governing Board Thomas Jordan informs about his announced resignation, in Zurich, Switzerland, Friday, March 1, 2024. Jordan will step down at the end of September 2024. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) überrascht erneut: Als eine der ersten Notenbanken senkt sie ihre Leitzinsen wieder. Die Notenbank senkt den sogenannten SNB-Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent.

Dies ist eine Überraschung. In den letzten dreissig Jahren hat die Nationalbank in einer ähnlichen wirtschaftlichen Ausgangslage nie die Zinsen gesenkt. Und so ging aucheine Mehrheit der Ökonomen in einer Umfrage dieser Redaktion davon aus, dass die Nationalbank den Leitzins an ihrer jetzigen Lagebeurteilung unverändert belassen würde.

Inflationsprognose gesenkt

Die Zinssenkung sei möglich geworden, weil die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre wirksam gewesen sei, erklärte die Notenbank vor den Medien. Die Teuerung liege nun seit einigen Monaten wieder unter 2 Prozent. Damit liege sie im Bereich, den die Nationalbank mit Preisstabilität gleichsetze. Für 2024 erwartet sie neue eine Inflation von 1,4 Prozent. Für die Folgejahre geht die Nationalbank davon aus, dass sie noch weiter sinken wird.

Der Inflationsausblick der Nationalbank ist bedeutsam. Er lässt weitere Zinssenkungen erwarten. «In der langen Historie der SNB-Zinssenkungszyklen ist zu sehen, dass wenn die Währungshüter erst einmal mit Leitzinssenkungen begonnen haben, weitere Reduktion des Schlüsselzinses folgten», schreibt Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank, in einem Kommentar.

Zur tieferen Teuerung beigetragen haben zuletzt vor allem die importierten Waren. Die Inlandteuerung ist demgegenüber nur knapp im Zielbereich, der zwischen 0 und 2 Prozent liegt. Dies erachtet die Nationalbank aber nicht als problematisch. Denn ein wichtiger Treiber der Inlandteuerung seien die Mietpreise. Sie sind wegen dem höheren Referenzzinssatz zuletzt gestiegen. Weil der Referenzzinssatz nicht weiter steigen wird, dürfte aber auch die Teuerung der Mietpreise in den kommenden ein bis zwei Jahren nachlassen.

Wirtschaft soll weiter wachsen

Beim Wirtschaftswachstum ist die Nationalbank für das laufende Jahr leicht optimistischer geworden. Sie prognostiziert nun für die Schweiz ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von rund 1 Prozent. In ihrer vorherigen Prognose erwartete sie zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Allerdings ortet die SNB für die weltweite Konjunktur nach wie vor «bedeutende Risiken». Es sei nicht auszuschliessen, dass sich die Weltwirtschaft schwächer entwickle als angenommen.

Vor diesem Hintergrund dürfte hinter der jetzigen Zinssenkung auch ein konjunkturelles Motiv stehen. Tiefere Zinsen schwächen in der Regel den Franken. Davon profitiert besonders die Exportindustrie, die zurzeit mit Absatzschwierigkeiten kämpft. An der Börse verlor der Franken unmittelbar nach der Verkündung an Wert. Der Euro zu stieg von 96,8 auf 97,7 Rappen.

Anders als in der Schweiz halten sich weltweit die grossen Notenbanken mit einer geldpolitischen Lockerung noch zurück. So hat die US-Notenbank Federal Reserve ihre Zinspause am Vorabend verlängert: Eine erste Senkung wird dort frühestens im Juni erwartet. Und auch die Europäische Zentralbank dürfte den allgemeinen Erwartungen zufolge ihre Zinsen erst im Juni senken.

Weitere Zinssenkungen möglich

Das eröffnet im Jahresverlauf weiteren Spielraum für die Nationalbank, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. «Die Aussicht auf den baldigen Start einer Zinslockerung auch bei der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve, dürfte die Nationalbank die Zinsen noch weiter senken lassen», schreibt Fredy Hasenmaile, Chefökonom der Bank Raiffeisen. «Eine Senkung auf rund 1 Prozent bis ins nächste Jahr erscheint uns angemessen.»

Der jahrelangen Negativzins-Ära hatte die Nationalbank im Juni 2022 ein Ende gesetzt. Seitdem war sie auf Erhöhungskurs: Den Leitzins von damals -0,75 Prozent hievte sie in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent. Vom vergangenen September bis im Dezember liess sie ihn dann zwei Mal unverändert.

SNB-Präsident Thomas Jordan hatte Anfang März seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er verlässt die Notenbank per Ende September. Bis dahin stehen noch zwei weitere Zinsentscheide ins Haus.

SDA/sme