Überraschung bei der NationalbankSNB-Chef Thomas Jordan tritt zurück
Der Chef der Schweizer Nationalbank, Thomas Jordan, gibt sein Amt noch dieses Jahr ab. Die Nachfolge ist offen.
Chefwechsel bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB): Präsident Thomas Jordan tritt auf Ende September 2024 zurück, wie die SNB am Freitag in einem Communiqué bekannt gab.
In der Mitteilung wird Jordan «für seinen langjährigen und herausragenden Einsatz im Interesse einer stabilitätsorientierten Geld- und Währungspolitik und für seine hervorragenden Dienste für die Nationalbank und das Land» gedankt. Seine Zeit an der Spitze der SNB sei «in eine Periode mit aussergewöhnlich vielen Herausforderungen» gefallen. Dazu gehörten die Aufhebung des Franken-Mindestkurses Anfang 2015, der Einbruch der Weltwirtschaft während der Corona-Pandemie 2020, die mit dem Krieg in der Ukraine eingetretene Inflation oder das Ende der Credit Suisse im letzten Jahr.
Thomas Jordan habe die Nationalbank und ihre Geldpolitik ein Vierteljahrhundert stark geprägt, wird die Präsidentin des Bankrats, Barbara Janom Steiner, zitiert. Die SNB geniesse dank der überzeugenden Geld- und Währungspolitik national und international einen ausgezeichneten Ruf.
Jordan war seit 1997 im Dienste der Nationalbank. Seit 2007 als Mitglied des Direktoriums. 2010 wurde er Vizepräsident und 2012 schliesslich als Nachfolger von Philipp Hildebrand Präsident der SNB. (Lesen Sie weiter zum Thema: Credit Suisse – Haben die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht gelogen?)
Der abtretende SNB-Chef erklärte: «Nach der Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen der letzten Jahre ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, von meinem Amt zurückzutreten.» Am Freitagnachmittag tritt Thomas Jordan vor die Medien. Die Konferenz findet um 14 Uhr statt. Wir berichten live.
Nur einer war länger im Amt als Jordan
Jordan ist einer der am längsten amtierenden Präsidenten der SNB. Seine Amtsdauer wird etwas mehr als 12 Jahre und 5 Monate betragen, das wird einzig von Gottlieb Bachmann übertroffen, der die Nationalbank von Juli 1925 bis März 1939 knapp 14 Jahre lang präsidierte.
Jordans Vorgänger Philipp Hildebrand trat nach zwei Jahren ab, er stolperte über den Vorwurf, Insider-Wissen bei privaten Devisengeschäften ausgenutzt zu haben. Davor war Jean-Pierre Roth neun Jahre lang Chef der SNB. Die meisten Präsidenten der Nationalbank waren zwischen acht und zehn Jahren im Amt.
Nachfolger aus dem Direktorium möglich
Angaben zu einem Nachfolger machte die SNB in ihrer Mitteilung keine. Ein Blick in die Vergangenheit lässt aber zumindest mögliche Kandidaten erkennen: Seit 1974 stammten alle Präsidenten stets aus dem Direktorium. Nur zweimal in der Geschichte der SNB kamen Personen zum Zug, die nicht in diesem Führungstrio sassen: 1947 und 1966 stiessen mit Paul Keller und Edwin Stopper zwei Männer aus dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement direkt an die Spitze der SNB.
Im aktuellen Direktorium ist Martin Schlegel der Vizepräsident und damit ein möglicher Nachfolger. Schlegel ist 47 Jahre alt und seit 2009 bei der SNB tätig, seit August 2022 ist er Jordans Vize. Er ist mit seiner langen Vergangenheit bei der SNB unter Jordan damit quasi der Kronfavorit.
Das dritte Mitglied des Direktoriums ist seit genau zwei Monaten Antoine Martin. Der Waadtländer war zuvor seit 2005 für die Federal Reserve Bank of New York tätig, eine der wichtigsten der zwölf Regionalbanken, die in den USA die Notenbank Fed bilden. Er folgte auf Andréa Maechler, welche die SNB im August 2023 nach acht Jahren im Direktorium verliess. Die 55-Jährige ist jetzt bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel tätig.
SDA/aeg/van/anf
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