Kolumne «Dorfgeflüster»Der unaufhaltsame Aufstieg von Thalwil
Gemeindepräsident Märk Fankhauser bringt Thalwil als neuen Bezirkshauptort ins Spiel. Wie kommt es dazu?
Eine Bundesfeier ist der richtige Rahmen für grosse Ankündigungen. Der Ort ist dekoriert mit Fahnen und Lampions, und die Stimmung der Gäste bei Bier und Bratwurst ist locker-entspannt. Wer in diese Atmosphäre hinein patriotisch gefärbte Ambitionen platziert, darf mit Zustimmung rechnen.
Diese Gelegenheit liess sich Thalwils Gemeindepräsident Märk Fankhauser nicht entgehen. Er darf mit Fug und Recht als Politfuchs bezeichnet werden. Er bringt umstrittene Anliegen durch (Beibehaltung der Gemeindeversammlung). Und sollte es doch schiefgehen (Seeufer-Gestaltung), kann er die Niederlage schönreden.
Fankhauser nutzte also die feierlich aufgeladene Stimmung an der diesjährigen Bundesfeier, um seine Gemeinde neu zu positionieren. Augenzwinkernd sagte er, «Thalwil ist der heimliche Hauptort des Bezirks».
Verpackt hat er dieses Statement in die Dankesworte an Gastrednerin Vreni Spoerry. Die Aussage war zwar charmant umrahmt mit Dankesworten und wurde begleitet mit dem Überreichen von Blumen und Präsent – notabene eine Toblerone-Schokolade mit dem Aufdruck «I love Thalwil». Die Worte hatten aber durchaus Sprengkraft, kommt Alt-Ständerätin Vreni Spoerry schliesslich aus dem immer noch offiziellen Bezirkshauptort Horgen, wo sie Gemeinderätin war.
Vreni Spoerry nahm es mit Humor und rettete damit die guten aussenpolitischen Beziehungen von Horgen und Thalwil. Man fragt sich jedoch, woher der Übermut des Gemeindepräsidenten rührt. Hat es etwa damit zu tun, dass Thalwil dank dem geplanten Hochwasserstollen künftig als Retterin der Weltstadt Zürich fungiert? Weil sich in Thalwil immer wieder Promis unters Volk mischen (kürzlich gesichtet: Roger Federer, Baschi)? Oder weil Fankhauser kürzlich in der Talksendung von Tele Top Thalwils Vorzüge hervorheben konnte? Wir warten gespannt auf die Antwort.
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