Kolumne «Dorfgeflüster»Langnaus neueste Touristenattraktion
Das Hochwasser hat auch Profiteure hervorgebracht. Die Gemeinde Langnau könnte ein solcher sein, wenn sie denn schnell handelt.
Seit jeher galt in Langnau der Tierpark Langenberg als grösste Attraktion. Von weit herum kamen Familien, um einen Blick auf den Bären, den Wolf oder den Luchs zu erhaschen. Nun aber scheint eine andere Attraktion dem Tierpark den Rang abzulaufen: Langnaus neuer Touristenmagnet ist der Schwemmholzrechen an der Sihl. Beim Hochwasser von letzter Woche hat es diesen erstmals richtig gebraucht – tonnenweise angeschwemmter Baumstämme und Äste sind in ihm hängen geblieben.
Wie sich die Situation vor Ort konkret präsentiert, interessiert offenbar nicht nur den Erfinder des Schwemmholzrechens, sondern auch viele andere. Auf dem sonst menschenverlassenen Trottoir der Sihltalstrasse gehen sie nun auf und ab, schiessen Fotos von der Ausbeute des Rechens und sind von dessen Funktionalität schlichtweg begeistert.
Stellt sich also die Frage: Wie könnte die Gemeinde Langnau vom derzeitigen Touristenboom im Sihltal profitieren? Beim Schwemmholzrechen Eintritt zu verlangen, lässt sich wohl kaum bewerkstelligen. Auch Parkgebühren einziehen ist schwierig, dazu fehlt es vor Ort an Parkplätzen. Die Lösung wäre ganz anders und deutlich sympathischer: einen Wurststand installieren! Der Laden wäre eine Goldgrube. Und die Einnahmen flössen auf direktem Weg in die Gemeindekasse – wie das Schwemmholz in den Rechen. Der Rechen-Grill wäre mit Sicherheit bald so bekannt wie der Heli-Grill am Flughafen.
Der einzige Haken an der Sache: Sobald das angeschwemmte Holz wegtransportiert worden ist und der Rechen wieder nackt dasteht, verliert er im Nu an Attraktivität. Darum ist jetzt, liebe Gemeinde Langnau, schnelles Handeln gefragt. Gemäss den Modellberechnungen der Hochwasserspezialisten kommt eine solche Gelegenheit nur alle zehn Jahre.
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