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Meinung

Kommentar zum Gaza-Krieg
Der tragische Tod von Shaaban al-Dalou

Der junge Palästinenser Shaaban al-Dalou fleht die Welt verzweifelt an, ihm dabei zu helfen, aus Gaza zu fliehen. Nun ist er tot.
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Nun ist er also gekommen, der lang erwartete und gefürchtete Gegenschlag der Israelis gegen den Iran. Gerächt hat sich Israel dafür, dass das Mullah-Regime Hunderte von Raketen auf Israel schoss. Die Mullahs wollten sich rächen, weil sie gedemütigt wurden. Gedemütigt, weil es dem israelischen Geheimdienst gelang, mitten in Teheran den Hamas-Führer Ismail Haniya zu töten.

Israels Gegenschlag zum Gegenschlag war relativ milde, sodass statt des Beginns eines grossen Krieges wenigstens eine kleine Hoffnung für eine Entspannung im Nahen Osten aufkeimt. Das wäre auch bitter nötig. Rund 50’000 Menschen, davon die meisten Zivilpersonen, Männer, Frauen und Kinder, mussten ihr Leben lassen, seit die Hamas am 7. Oktober 2023 mit ihrem brutalen Massaker die Orgie der Gewalt lostrat.

Der darauf folgende Krieg war ein Krieg der Schicksalsgeschichten und der Bilder. Erst stellte die Hamas selber Bilder ihres Massakers ins Netz. Die Verantwortlichen waren offenbar noch stolz darauf, dass sie zeigen konnten, wie sie junge Israelinnen vergewaltigten, verschleppten und wehrlose Menschen erschossen. 100 Geiseln halten sie bis heute in ihrer Gewalt. Später setzten die Israelis ebenfalls Bilder des Massakers ein, um die Welt aufzurütteln und Verständnis für die harte Vergeltung zu wecken.

Was der Krieg auf der Gegenseite auslöst, das zeigt die Geschichte von Shaaban al-Dalou, die im Moment in den sozialen Medien, aber auch bei der seriösen «New York Times» die Runde macht. Ein 19-jähriger Junge, der seit einem Jahr leidenschaftliche Appelle in den sozialen Medien postete, Videos aus dem kleinen Plastikzelt seiner Familie veröffentlichte und sogar eine Go-Fund-Me-Seite startete, um die Welt um Hilfe zu bitten und aus dem Gazastreifen herauszukommen. Seine Heimat, in der er Arzt oder Ingenieur hätte werden wollen, sei zur Hölle geworden. Doch er konnte nicht fliehen, und die ganze Welt wurde Zeuge, wie er zum Symbol des Kriegsgrauens für die Menschen in Gaza geworden ist. Ein Video zeigt ihn nach einem Bombenangriff in Gaza hilflos mit den Armen winken und von Flammen umhüllt sterben.

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Und warum gibt es trotzdem ein leises Hoffnungszeichen? Weil Israel ein gutes Jahr nach dem Massaker seinen Kriegszielen so nahe ist wie nie zuvor. Die meisten Anführer der Hamas sind tot, genauso wie diejenigen der Hizbollah im Libanon. Noch immer gehen zwar Raketen auf Israel nieder, doch es sind immer mehr Akte der Verzweiflung, nicht mehr Gesten der Stärke, die die beiden Terrormilizen aussenden. Das geht so weit, dass selbst israelische Militärs davon reden, auch der Einsatz im Libanon könnte bald zu Ende sein.

Darum gibt es jetzt auch wieder Verhandlungen über einen Waffenstillstand in Gaza, wobei die Unterhändler aus Katar die Hamas vertreten, denn diese hat kaum mehr lebende Anführer. Die einzige Geste, die es jetzt noch braucht, ist die Freilassung der Geiseln. Wenn diese kommt, dann wäre es Zeit für Israel, die Waffen ruhen zu lassen, denn einen besseren Zeitpunkt für eine Waffenruhe als jetzt wird es nicht mehr geben.

Dann braucht es einen Plan dafür, was in Gaza, aber auch im Libanon künftig geschehen soll. Ein Zurück zu den Zuständen vor dem Massaker darf es nicht geben, sonst erstarken die Terroristen wieder, und in ein paar Jahren kommt der nächste Krieg. Da ist auch die Schweiz gefordert, denn es wird viel Geld für einen Wiederaufbau brauchen, der den jungen Menschen in Beirut und Gaza eine Perspektive bietet, sodass sie sich nicht wieder den Maulhelden des Heiligen Kriegs gegen Israel anschliessen.