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Newsticker zum Krieg in Nahost
Huthi melden 38 Tote bei US-Luftangriffen auf ÖlhafenIsraelische Angriffe töten 14 Kinder und neun ErwachseneBericht: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

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Alle Artikel zu Nahost: News und Hintergründe in der Übersicht

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USA wollen 600 Soldaten aus Syrien abziehen

Die USA wollen nach Angaben aus Regierungskreisen etwa 600 Soldaten aus Syrien abziehen. Damit blieben weniger als 1000 Militärangehörige zurück, die in dem Land gemeinsam mit kurdischen Verbündeten gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat vorgehen. Der von einer Gewährsperson bestätigte Rückzugsplan wurde zuerst von der Zeitung «The New York Times» gemeldet.

Die US-Soldaten haben eine wichtige Rolle beim Einsatz gegen den IS und als Puffer zwischen den kurdischen Verbündeten und der Türkei gespielt. Die Türkei beschuldigt die kurdischen Kämpfer der Verbindungen zu Terrorgruppen. US-Präsident Donald Trump hatte während seiner ersten Amtszeit versucht, sämtliche US-Soldaten aus Syrien abzuziehen, doch gab es dagegen Widerstand aus dem US-Verteidigungsministerium. Ein vollständiger Rückzug wirke so, als lasse man die Verbündeten im Stich, hiess es im Pentagon damals. Der frühere Verteidigungsminister Jim Mattis trat zurück.

Mit dem Abzug der 600 Militärangehörigen wäre die US-Truppenstärke in Syrien wieder in etwa so hoch, wie sie es jahrelang nach dem Sieg gegen den IS war. Die USA hatten etwa 900 Soldaten in dem Land, um zu verhindern, dass die Terrorgruppe wieder an Kraft gewinnt. Die Zahl der US-Soldaten wurde nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 auf mehr als 2.000 angehoben. Mit dem Iran verbündete Extremisten nahmen zu der Zeit als Reaktion auf die israelische Vergeltungsoffensive im Gazastreifen US-Soldaten in der Region ins Visier. (DPA)

Bericht: Mehr als 20 Tote bei zwei Angriffen Israels in Gaza

Bei zwei israelischen Angriffen im Gazastreifen hat es einem palästinensischen Bericht zufolge mehr als 20 Todesopfer gegeben. Bei einem Drohnenangriff auf ein Haus im Norden des Gazastreifens seien elf Menschen getötet worden, unter ihnen zwei Minderjährige, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden. Genauere Angaben zu den Opfern gab es zunächst nicht.

Bei einem zweiten Angriff im Süden des Küstengebiets wurden dem Bericht zufolge zehn weitere Palästinenser getötet. Ein israelischer Kampfjet habe das Haus einer Familie in Bani Suhaila im Osten von Chan Junis bombardiert, hiess es.

Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen. (DPA)

Israels Armee erschiesst mutmassliche Steinewerfer im Westjordanland

Israelische Soldaten haben Armeeangaben zufolge im besetzten Westjordanland auf drei Palästinenser geschossen, die Steine auf fahrende Autos geworfen haben sollen. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah gab bekannt, ein 17-Jähriger und ein 19-Jähriger seien getötet worden. Israel habe die Behörde über den Tod der beiden informiert, hiess es weiter. Die Armee teilte mit, zwei der mutmasslichen Steinewerfer seien «eliminiert» und der Dritte verletzt worden. Palästinensischen Berichten zufolge erlitt der 20-Jährige eine Schusswunde am Knie.

Der Vorfall ereignete sich am Donnerstagabend in der Nähe des Dorfs Usarin im Norden des palästinensischen Gebiets. Das Militär begründete die Schüsse auf die Palästinenser damit, dass sie das Leben der Autoinsassen gefährdet hätten. Auch israelische Siedler nutzen Strassen in der Gegend.

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, die beiden Palästinenser seien während eines Militäreinsatzes in Usarin getötet worden. Die israelische Armee sei in das Dorf eingedrungen und habe heftig geschossen. Es habe Zusammenstösse mit Anwohnern gegeben.

Die ohnehin gespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden dort nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten 906 Palästinenser getötet. Zugleich gibt es verstärkt Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen palästinensische Zivilisten. (DPA)

Huthi melden 38 Tote bei US-Luftangriffen auf Ölhafen

Bei US-Luftangriffen auf den Ölhafen Ras Issa unter Kontrolle der jemenitischen Huthi-Rebellen sind nach deren Angaben 38 Menschen getötet worden. 102 weitere seien verletzt worden, hiess es in der Nacht zum Freitag. Das US-Militär bestätigte die Angriffe, nannte aber keine Opferzahlen. Wenn die Berichte stimmen, handelt es sich um einige der bislang tödlichsten Luftangriffe im Jemen, die von der Regierung von US-Präsident Donald Trump ausgingen. Seit Mitte März hat es hunderte Angriffe der USA gegeben.

Der Nachrichtensender der Huthi, Al-Massirah, zeigte nach den jüngsten Angriffen schaurige Szenen vom betroffenen Ölhafen. Leichen lagen in der Gegend verteilt. Unter den Toten der Angriffe seien auch Sanitäter und Zivilisten, hiess es. Die Huthi verurteilten das Vorgehen der USA laut der von ihnen kontrollierten Nachrichtenagentur Saba als «eklatanten Verstoss gegen die Souveränität und Unabhängigkeit des Jemens». Angegriffen worden sei «eine wichtige zivile Einrichtung».

Das US-Militär teilte mit, es seien Massnahmen ergriffen worden, «um diese Treibstoffquelle für die vom Iran unterstützten Huthi-Terroristen zu beseitigen und ihnen illegale Einnahmen zu entziehen, die seit mehr als zehn Jahren Huthi-Bemühungen finanziert haben, die gesamte Region zu terrorisieren». Die Angriffe hätten nicht auf Jemenitinnen und Jemeniten abgezielt, die den Frieden anstrebten. Das Militär wollte eine Anfrage der Nachrichtenagentur zu dem Bericht über getötete Zivilisten nicht kommentieren.

Der Hafen Ras Issa besteht aus drei Öltanks und liegt am Roten Meer. Satellitenbildern der Nasa war zu entnehmen, dass es am Freitagmorgen ein riesiges Feuer dort gab.

Die Huthi hatten zuletzt damit gedroht, erneut von ihnen als israelisch bezeichnete Schiffe ins Visier zu nehmen, um die israelische Blockade von Hilfslieferungen für den Gazastreifen zu vergelten. Zwischen November 2023 und Januar 2025 nahmen die Huthi mehr als 100 Handelsschiffe mit Raketen und Drohnen ins Visier. Die Huthi starteten auch Angriffe auf US-Kriegsschiffe. Die Trump-Regierung will mit ihren Luftangriffen auf die Huthi auch den Druck auf den Iran wegen dessen Atomprogramm erhöhen. Eine zweite Verhandlungsrunde über das Atomprogramm zwischen dem Iran und den USA ist für (morgigen) Samstag in Rom geplant. (DPA)

Israelische Angriffe töten 14 Kinder und neun Erwachsene

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Krankenhausangaben mindestens 23 Menschen getötet worden, unter ihnen eine zehnköpfige Familie. Dabei handle es sich um fünf Kinder, vier Frauen und einen Mann, die in Chan Junis im Süden schwere Verbrennungen erlitten hätten, teilte das Nasser-Krankenhaus am Donnerstag mit. Bei Angriffen im nördlichen Gazastreifen wurden nach Angaben des indonesischen Krankenhauses 13 Menschen getötet, darunter neun Kinder.

Das israelische Militär äusserte sich zunächst nicht. Es versichert immer wieder, Zivilisten schonen zu wollen. Weil aber die militant-islamistische Hamas in Wohngebieten operiere, sei diese letztlich für Tote unter der Zivilbevölkerung verantwortlich. (DPA)

Bericht: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge Israel die Unterstützung für einen Angriff auf Atomanlagen im Iran verweigert. Stattdessen habe Trump sich für Verhandlungen mit Teheran ausgesprochen, berichtete die «New York Times» am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte.

Für die Angriffe auf iranische Nuklearanlagen seien mehrere Szenarien im Gespräch gewesen. Fast alle hätten die Unterstützung des US-Militärs erfordert – um Israel vor Vergeltungsmassnahmen des Irans zu schützen, aber auch um den Erfolg der Pläne sicherzustellen. Schliesslich sei ein Plan für einen Bombenangriff erarbeitet worden, der dem Bericht zufolge Anfang Mai beginnen und mehr als eine Woche dauern sollte.

Hintergrund sind Befürchtungen, die Islamische Republik könnte nach Atomwaffen streben. Teheran dementiert das.

Skepsis innerhalb Trumps Regierung

Die israelische Regierung habe damit gerechnet, dass Trump die Pläne unterstützen würde, hiess es weiter. Doch mehrere Mitglieder der US-Regierung seien skeptisch gewesen, darunter Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard, die vor einem grösseren Konflikt mit dem Iran gewarnt habe. Auch Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance hätten Zweifel gehabt.

Trump habe Netanjahu schliesslich seine Entscheidung gegen einen Angriff bei einem Treffen am 7. April im Oval Office mitgeteilt. Bei einer Pressekonferenz im Anschluss kündigte Trump Gespräche zwischen den USA und dem Iran an. (DPA)

UN: Halbe Million Menschen im Gazastreifen vertrieben

Die wieder aufgeflammten Kämpfe zwischen Israels Armee und der islamistischen Hamas im Gazastreifen treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Die Zahl der seit Mitte März vertriebenen Palästinenser sei inzwischen auf schätzungsweise eine halbe Million angestiegen, teilte eine Sprecherin der Vereinten Nationen in New York unter Berufung auf das UN-Nothilfebüro (OCHA) mit. Zuletzt waren die UN noch von rund 400’000 Vertriebenen ausgegangen.

Israels Armee ruft regelmässig Palästinenser dazu auf, bestimmte Gebiete in dem abgeriegelten Küstengebiet zu verlassen, in denen sie militärisch gegen die Hamas vorgehen will. Insgesamt leben im dicht besiedelten Gazastreifen mehr als zwei Millionen Menschen.

Es mangelt an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten

Es fehle in dem Küstengebiet an grundlegendsten Mitteln zur humanitären Versorgung, erklärte die UN-Sprecherin. Zelte seien nicht mehr verfügbar, viele Familien erhielten lediglich Decken und Planen. Notunterkünfte seien überfüllt, es mangele an Nahrung, Wasser und Medikamenten. Seit etwa eineinhalb Monaten lässt Israel keine lebenswichtigen humanitären Hilfsgüter mehr in den abgeriegelten Küstenstreifen, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der Hamas und anderer islamistischer Terroristen in Israel am 7. Oktober 2023 wurden UN-Angaben zufolge rund 90 Prozent der Bewohner des Gazastreifens vertrieben – viele von ihnen gleich mehrfach. (DPA)

Netanyahu erörtert Geisel-Frage mit seinen Unterhändlern

In den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine weitere Waffenruhe im Gaza-Krieg hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit den Unterhändlern und Leitern der Sicherheitsbehörden die Geisel-Frage erörtert. Der Regierungschef habe angeordnet, weiter auf die Freilassung der Geiseln hinzuarbeiten, teilte Netanyahus Büro mit. Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 24 lebende Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten.

Unterdessen prüft die Hamas Medienberichten zufolge weiter den jüngsten israelischen Vorschlag für die Freilassung der verbliebenen Geiseln und eine neue Waffenruhe. Die Positionen sind allerdings verhärtet. Während die palästinensische Terrororganisation darauf besteht, dass sich Israel nach der Freilassung der letzten Geiseln militärisch aus dem Gazastreifen zurückzieht und den Krieg beendet, will die israelische Regierung die Hamas entwaffnen und eine dauerhafte militärische Präsenz in Teilen des Küstengebiets aufrechterhalten.

Die letzte Waffenruhe-Phase endete vor knapp einen Monat, nachdem sich Israel und die Hamas nicht auf die Modalitäten für die nächste Phase hatten einigen können. Die israelischen Streitkräfte nahmen ihre massiven Angriffe im Gazastreifen daraufhin wieder auf. Verwandte von Geiseln werfen Ministerpräsident Netanyahu vor, das Leben ihrer Angehörigen mit dem Militäreinsatz in Gefahr zu bringen.

Neue Luftangriffe: Baby unter den Opfern

Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen sind am Mittwoch erneut zahlreiche Menschen getötet worden. Das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete 22 Tote. Wie Reporter der Nachrichtenagentur AP bestätigten, war eines der Opfer ein Baby, das noch im April ein Jahr alt geworden wäre. Die bei dem Angriff verletzte Mutter lag in einem blutigen blau-weissen Kleid im Krankenhausbett und umarmte noch einmal die kleine Ahlam, bevor sie weggebracht und beigesetzt wurde, wie die AP-Reporter beobachteten.

Nashat Seiam und Verwandte beten während der Beerdigung seiner Enkelin Ahlam, die bei einem israelischen Luftangriff getötet wurde, in Khan Younis, Gaza.

Ahlams Grossvater Nashat sagte, er sei am Mittwoch von einem lauten Knall aufgewacht und auf das Hausdach in Khan Younis gestürmt, wo sein Sohn Mohammed und dessen Familie ein Zelt aufgestellt hatten. «Ich habe sie so gefunden», habe der schluchzende Sohn mit dem toten Kind im Arm ihm gesagt.

Das israelische Militär betont immer wieder, dass es nur Extremisten angreife. Es macht die Hamas für die zivilen Opfer verantwortlich, weil die Gruppe sich in Wohngegenden verschanze. Ahlams Grossvater Nashat sagte, in dem bombardierten Haus und der näheren Umgebung hätten sich keine Extremisten aufgehalten. Die israelischen Streitkräfte kommentierten den Angriff zunächst nicht.

Ahlams Familie sei von Rafah nach Khan Younis geflohen, nachdem Israel Mitte März die Waffenruhe beendet und die Angriffe wieder aufgenommen hatte, sagte der Grossvater. «Wohin du auch gehst, der Tod wird dich einholen. Es gibt kein Entkommen.»

Ahlams Tante Nermin Sughrub zeigte auf ihrem Handy Fotos ihrer kleinen Nichte. «Wenn die Welt heute nicht aufwacht, wann dann?», sagte sie. «Jeden Tag – Massaker. Jeden Tag – Kinder.»

DPA

Bericht: Palästinenser haben keine Angst mehr vor Hamas

Tausende Palästinenser haben im nördlichen Gazastreifen gegen die islamistische Hamas und den fortwährenden Krieg gegen Israel protestiert. Augenzeugen sprachen von einer der grössten Protestaktionen seit Jahren in dem Küstenstreifen. Menschen aller Altersgruppen schlossen sich der Kundgebung in Beit Lahia an, darunter auch viele Kinder und Ältere.

Die Demonstranten hielten Schilder mit der Aufschrift «Stoppt die Aggression», «Wir wollen in Freiheit leben» und «Nein zum Terror, ja zum Frieden» in die Höhe. Andere hissten weisse Flaggen und forderten ein Ende des Kriegs, der seit mehr als eineinhalb Jahren im Gazastreifen tobt. Bei ihrem Militäreinsatz geht Israels Armee gegen die islamistische Hamas vor, deren Herrschaft sie zerschlagen will.

Einige Teilnehmer des Protests forderten eine nationale Einheit der Palästinenser und eine neue palästinensische Führung. Andere forderten internationalen Schutz für Zivilisten in Gaza und ein Ende der Blockade, die den Gazastreifen von Hilfsgütern abgeschnitten hat.

«Wir haben einen Fehler gemacht, indem wir geschwiegen haben»

«Wir haben einen Fehler gemacht, indem wir geschwiegen haben», sagte Abu Mahmud, ein pensionierter Ingenieur. «Aber der Krieg hat alles verändert.» Es sei nun an der Zeit, die Stimmen zu erheben.

Der 41-jährige Mohammed sagte: «Dies ist nicht nur ein Protest, dies ist ein Hilferuf Tausender Menschen. Wir sind es leid, dass die Hamas in unserem Namen spricht, während wir unsere Kinder begraben. Wir wollen Frieden. Wir wollen ein Leben.»

Menschenmenge auf einer belebten Strasse, viele machen Fotos mit ihren Handys. Gebäudefassaden im Hintergrund.

Einwohner berichteten, es seien Hamas-nahe Kräfte in Zivil zu sehen gewesen, diese hätten aber vorerst nicht eingegriffen. «Sie können nicht alle festnehmen», sagte Samid, ein junger Mann, der sich mit Freunden den Protesten angeschlossen hat. «Dies ist anders als vorher, es sind jetzt zu viele Menschen.» Die Leute hätten keine Angst mehr. «Wir haben schon alles verloren.» Mustafa, ein anderer Demonstrant, sprach von einem Warnsignal an die Hamas, «das nicht mehr ignoriert werden kann».

Die neuen Demonstrationen würden eine eine erneute Welle des Widerstands markieren, schreibt die israelische Nachrichtenplattform «Ynet». Bei früheren Protesten seien Familienangehörige hingerichtet worden. Der Krieg habe nun dazu geführt, dass die Menschen keine Angst mehr hätten, sich gegen die Hamas aufzulehnen.

DPA/oli

Israel will eroberte Gebiete auf Dauer besetzen

Israel will alle eroberten Gebiete im Gazastreifen, im Libanon sowie in Syrien dauerhaft unter militärischer Kontrolle behalten. Die Armee werde in den besetzten «Sicherheitszonen» bleiben und einen Puffer zwischen feindlichen Kämpfern und Israel bilden – «in jeder vorübergehenden oder dauerhaften Realität» im Gazastreifen, wie Verteidigungsminister Israel Katz nach Angaben seines Büros sagte. Dies gelte auch für eroberte Gebiete im Libanon und in Syrien.

Anders als in der Vergangenheit werde die Armee keine Gebiete mehr räumen, sagte Katz über den Gazastreifen, in dem die israelische Armee seit gut eineinhalb Jahren die islamistische Hamas bekämpft und zerschlagen will. Die Ankündigung einer langfristigen Militärpräsenz in Teilen des grossflächig zerstörten Küstengebiets ist nicht neu. Sie ist bereits jetzt der wohl grösste Streitpunkt bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Denn die Terrororganisation pocht auf einen Abzug der israelischen Truppen als Voraussetzung dafür, weitere Geiseln freizulassen, die sie im Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt hat.

Nach Angaben der Vereinten Nationen stehen inzwischen rund zwei Drittel des auch für humanitäre Hilfe abgeriegelten Gazastreifens unter Israels Evakuierungsbefehl oder werden von der Armee als Sperrzone betrachtet. Das gelte für fast 70 Prozent des Gazastreifens, schrieb UNO-Generalsekretär António Guterres auf X.

Geisel-Angehörige: Katz’ Plan ist Illusion

Israel verspricht sich offenbar Erfolg von seiner harten Linie: Der Druck auf die Hamas, einem Abkommen zuzustimmen, sei enorm, teilte Katz weiter mit. Erstmals habe auch Ägypten die Entwaffnung der Hamas zur Bedingung für ein umfassendes Abkommen und das Ende des Krieges gemacht. Eine offizielle Bestätigung aus Kairo gab es dafür zunächst nicht.

Angehörige der verschleppten Geiseln äusserten in einer Erklärung aber Zweifel am Erfolg der israelischen Strategie im Gazastreifen. Katz› Plan sei eine Illusion, teilte das Forum der Geisel-Familien mit. Israel gebe der Eroberung von Gebieten Vorrang vor dem Schicksal der Geiseln. Die Angehörigen forderten erneut einen Deal mit der Hamas, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen, auch wenn ein Abkommen das Ende des Krieges bedeute.

Laut Bericht ein Drittel eingenommen

Das «Wall Street Journal» meldete, inzwischen habe Israels Militär etwa ein Drittel des Gazastreifens eingenommen. Insgesamt leben in dem dicht besiedelten Gebiet am Mittelmeer mehr als zwei Millionen Menschen.

Katz sagte, Hunderttausende Einwohner seien zur Flucht aufgefordert worden. Zudem wurden laut dem israelischen Verteidigungsminister «zig Prozent des Gebiets zu Sicherheitszonen» erklärt. Israel will eigenen Angaben zufolge eine grössere Pufferzone entlang seiner Grenze im Gazastreifen schaffen. Weitere von Israel kontrollierte «Sicherheitszonen» gibt es zwischen dem Süden und dem Norden des Palästinensergebiets sowie zwischen den südlich gelegenen Städten Rafah und Khan Younis.

Der Lebensbereich für die Menschen im Gazastreifen wird dadurch immer kleiner. Das UNO-Menschenrechtsbüro beklagte jüngst, Palästinenser würden gewaltsam in immer kleiner werdende Gebiete gedrängt, in denen sie kaum oder gar keinen Zugang zu Wasser, Nahrung und Unterkünften hätten. Das UNO-Menschenrechtsbüro befürchtet zudem eine dauerhafte Vertreibung der Zivilbevölkerung aus Gebieten für die Schaffung einer Pufferzone. Israelischen Menschenrechtlern zufolge wurden in vielen Gebieten zudem Häuser, Ackerflächen und Infrastruktur zerstört, um sie unbewohnbar zu machen.

Im Libanon ist Israels Armee weiterhin an fünf strategischen Punkten nahe der Grenze stationiert. Israel begründete den Verbleib dort damit, dass die libanesische Armee nicht schnell genug nachgerückt sei und damit ihre Verpflichtungen nicht erfüllt habe. Israel befürchtet weitere Angriffe der vom Iran unterstützen libanesischen Hisbollah-Miliz. Noch vor einigen Monaten hatte die israelische Armee von einer «vorübergehenden Massnahme» gesprochen. Katz sagte aber nun, Israel werde «in einer Pufferzone im Libanon in fünf Stützpunkten mit Überblick bleiben».

DPA

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Tote nach israelischem Luftangriff im Gazastreifen

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus im nördlichen Gazastreifen sind einem Bericht zufolge mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Es habe zudem Verletzte gegeben, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise. Konkretere Angaben zu den Getöteten gab es zunächst nicht. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.

Palästinensische Medien veröffentlichten Aufnahmen, die zeigen sollen, wie nach dem Angriff in einem Viertel im Osten der Stadt Gaza in der Nacht Verletzte versorgt und abtransportiert werden.

Das israelische Militär hatte in der Gegend vergangenes Wochenende nach eigenen Angaben einen Einsatz begonnen, auch um eine israelische «Sicherheitszone» zu erweitern. Zivilisten wurden demnach zuvor zur Flucht aufgerufen.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte jüngst angekündigt, die Armee werde grosse Gebiete im Gazastreifen erobern, die als israelisch kontrollierte «Sicherheitszonen» dienen sollen. Das Land droht damit, diese eingenommenen Gebiete auf unbestimmte Zeit unter eigener Kontrolle zu halten. Israel will damit eigenen Angaben zufolge Druck auf die Hamas ausüben, damit die Islamisten die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freilassen.

Laut Wafa gab es in der Nacht zum Mittwoch weitere, teils tödliche israelische Angriffe im Gazastreifen. (DPA)

UNO: Fast 70 Prozent des Gazastreifens unter Befehl Israels

Anderthalb Jahre nach Beginn des Kriegs im Gazastreifen stehen rund zwei Drittel des abgeriegelten Küstengebiets nach UNO-Angaben unter Israels Evakuierungsbefehl oder werden von der Armee als Sperrzone betrachtet. Das gelte für fast 70 Prozent des Gazastreifens, schrieb UNO-Generalsekretär António Guterres auf der Plattform X. «Ich bin sehr besorgt, da die (humanitäre) Hilfe weiterhin blockiert wird, mit verheerenden Folgen.»

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Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte Anfang des Monats angekündigt, die Armee werde grosse Gebiete im Gazastreifen erobern. Sie sollen als israelisch kontrollierte «Sicherheitszonen» dienen. Inzwischen hätten die Truppen etwa ein Drittel des Gazastreifens eingenommen und die Bewohner vertrieben, berichtete das «Wall Street Journal». Israel droht damit, die eroberten Gebiete auf unbestimmte Zeit unter eigener Kontrolle zu halten, um die islamistische Hamas zur Freilassung der restlichen im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zu drängen.

DPA

Jordanien verhaftet 16 Verdächtige bei Anti-Terror-Operation

Die jordanische Regierung hat bei einem Anti-Terror-Einsatz 16 Menschen verhaften lassen. Den Verdächtigen wird vorgeworfen, versucht zu haben, die nationale Sicherheit zu untergraben und Chaos in dem Königreich zu stiften. Regierungssprecher Mohammed al-Momani sagte, die Gruppe habe seit dem Jahr 2021 unter Beobachtung gestanden.

Unter anderem wird den mutmasslichen Mitgliedern den Angaben zufolge die Herstellung von Kurzstreckenraketen, der Besitz von Sprengstoff und automatischen Waffen, das Verstecken einer einsatzfähigen Rakete sowie die illegale Rekrutierung und Ausbildung von Personen vorgeworfen. Die Verdächtigen sollen bis zum Prozessbeginn in Haft bleiben.

Die jordanische Regierung erklärte, die Beschuldigten hätten politische Verbindungen und gehörten zu sogenannten «unlizensierten Gruppen» – ein Verweis auf die von der jordanischen Justiz im Jahr 2020 für aufgelöst erklärte Muslimbruderschaft. (DPA)

Trump lobt Sultan von Oman für Ausrichtung von Iran-Gesprächen

US-Präsident Donald Trump hat dem Sultan von Oman für die Ausrichtung der ersten Gesprächsrunde zwischen seiner Regierung und dem Iran über eine Beendigung des iranischen Atomprogramms gedankt. Karoline Leavitt, die Pressesprecherin des Weissen Hauses, sagte, Trump habe am Dienstag mit dem Sultan telefoniert und ihm dafür gedankt, dass er Gastgeber der Gespräche am Samstag war. Die beiden Männer hätten auch über Militäroperationen der USA gegen die Huthi-Miliz im Jemen gesprochen und betont, dass die Huthi einen hohen Preis zahlen würden, bis die Attacken auf die Schifffahrt im Roten Meer ein Ende nähmen.

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Kommentar: Mit Drohungen wird Trump im Nahen Osten nichts erreichen

USA: Atomdeal nur bei Stopp der Uran-Anreicherung

Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, fordert den Iran vor einer weiteren Runde der Atomgespräche zur Einstellung seiner Urananreicherung auf. Auch dürfe der Iran kein Atomwaffenprogramm betreiben. Jede endgültige Vereinbarung müsse einen Rahmen für Frieden, Stabilität und Wohlstand im Nahen Osten schaffen, schrieb Witkoff auf der Plattform X. Ein Abkommen mit dem Iran werde nur geschlossen, wenn es einen Deal im Sinne von US-Präsident Donald Trump gebe, so Witkoff weiter.

Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass der Iran im Rahmen eines Abkommens eine komplette Einstellung seiner Urananreicherung akzeptieren würde. Niedrig angereichertes Uran wird etwa für den Betrieb von Kernkraftwerken eingesetzt. Sehr hoch angereichertes Uran hingegen kann auch für den Bau von Atomwaffen genutzt werden. Der Iran bestreitet das Streben nach Atomwaffen.

DPA

Netanjahu im Norden des Gazastreifens

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist in den nördlichen Gazastreifen gereist. Das teilte sein Büro mit. Weitere Einzelheiten sowie der Grund für seinen Aufenthalt in dem umkämpften Palästinensergebiet wurden zunächst nicht mitgeteilt. Israelischen Medien zufolge besuchte er dort israelische Soldaten.

Netanjahu war zuletzt im vergangenen Juli in dem abgeriegelten Küstenstreifen. Damals stattete er israelischen Soldaten im südlichen Gazastreifen ebenfalls einen unangekündigten Besuch ab. (DPA)

Wegen Gaza-Krieg – Malediven wollen Israelis Einreise verbieten

Die Regierung des Urlaubsparadieses Malediven hat erneut angekündigt, israelischen Staatsbürgern die Einreise zu verbieten. Das muslimische Land hatte diesen Schritt bereits im Juni vergangenen Jahres beschlossen, ihn bislang jedoch nicht umgesetzt. Das Einwanderungsgesetz solle angepasst werden, teilte nun das Büro von Präsident Mohamed Muizzu mit. Grund seien die «anhaltenden Gräueltaten und der Völkermord Israels am palästinensischen Volk». Die Regierung der Inselgruppe sei solidarisch mit den Palästinensern.

Das Hamas-Massaker in Israel, das den Gaza-Krieg auslöste, wurde nicht erwähnt. Aus der Erklärung ging zudem nicht hervor, wann genau das Verbot in Kraft treten soll.

Keine diplomatischen Beziehungen

Die beiden Staaten unterhalten keine vollen diplomatischen Beziehungen, Israelis konnten bisher aber die für ihre Luxushotels, weissen Strände und türkisblaues Wasser bekannte Inselgruppe besuchen. Der Zeitung «Maldives Independent» zufolge taten dies im vergangenen Jahr mehr als 1.400 israelische Urlauber. Bis Ende März dieses Jahres waren es demnach 236. Im Jahr 2022 hätten mehr als 15.000 Israelis die Malediven bereist.

Der israelische Sender Kan 11 berichtete, die Regierung der Malediven habe das Einreiseverbot für Israelis vergangenen Sommer nicht umgesetzt, weil sie darüber Kenntnis erhalten habe, dass es in Israel auch arabische Staatsbürger gibt. Sie machen rund 20 Prozent der israelischen Bevölkerung aus. (DPA)

Netanjahu: Palästinenserstaat wäre «Belohnung für Terrorismus»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Idee eines unabhängigen Palästinenserstaats ein weiteres Mal zurückgewiesen. In einem Gespräch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sagte er, die Schaffung eines solchen Staates wäre «eine riesige Belohnung für Terrorismus» und würde damit enden, dass Extremisten ein Gebiet nur Kilometer von israelischen Städten entfernt verwalteten.

Macron rief auf der Plattform X zu einer neuen Waffenruhe zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas auf, der Freilassung der in deren Gewalt verbliebenen Geiseln und zu einem Wiederanlaufen der von Israel seit mehr als einem Monat blockierten Hilfslieferungen in das Küstengebiet. Auf die Frage nach einem palästinensischen Staat ging er in seinem Beitrag nicht ein.

Macron hatte in der vergangenen Woche gesagt, sein Land solle danach streben, bis Juni einen Palästinenserstaat anzuerkennen, wenn Frankreich gemeinsam mit Saudi-Arabien eine internationale Konferenz zur Implementierung einer Zweistaatenlösung ausrichtet. (AP)

SDA/AFP/DPA/red