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Quarantänebrüche von Horta-Osório
Dem neuen CS-Präsidenten droht ein Rüffel vom Verwaltungsrat

António Horta-Osório steht wegen der wiederholten Missachtung von Corona-Regeln in der Kritik. Nun schaltet sich der Verwaltungsrat ein. 
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Die Credit Suisse (CS) kommt nicht zur Ruhe. Und schuld ist ausgerechnet der Mann, der die Bank wieder in ruhige Fahrwasser navigieren sollte: António Horta-Osório.

Ende Dezember enthüllte die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Credit-Suisse-Präsident bereits im Juli vergangenen Jahres gegen die Quarantänevorschriften verstossen hatte. Er besuchte das Tennisturnier in Wimbledon, statt sich in Selbstisolation zu begeben. Ende November hatte der «Blick» berichtet, dass Horta-Osório bei der Einreise in die Schweiz die Corona-Regeln verletzt hatte.

Nachdem der Regelverstoss vom November bekannt geworden war, verzichtete der Verwaltungsrat der Credit Suisse noch auf Konsequenzen. Das dürfte jetzt anders sein. «Der Verwaltungsrat wird nicht umhinkönnen, zu den Vorgängen Stellung zu beziehen», sagen informierte Quellen gegenüber dieser Zeitung. Einen Rauswurf muss der Präsident offenbar nicht fürchten, aber der Verwaltungsrat dürfte ihm in den kommenden Wochen wohl einen Rüffel erteilen. Die Credit Suisse gab dazu auf Anfrage keinen Kommentar ab.

«Der Präsident hat seine Glaubwürdigkeit und die Unterstützung in der Bank verloren.»

Top-Banker der Credit Suisse

Anders als oft dargestellt sorgen die wiederholten Regelverstösse nicht nur in der Schweiz für Unmut in der Belegschaft. «Das ist auch bei den Mitarbeitenden in London und New York ein Thema», berichtet ein hochrangiger CS-Banker.

Den Investmentbankern stosse dabei sauer auf, dass der neue Präsident mit dem Privatjet durch die Gegend düst. «Die Boni für das Jahr 2021 werden dagegen viel tiefer ausfallen», so der Banker.

Hinzu kommt, dass Horta-Osório von seinen Truppen das strikte Befolgen der Regeln einfordert, selbst aber mehrmals geltende Corona-Regeln missachtet hat. «Er hat damit seine Glaubwürdigkeit und die Unterstützung in der Bank verloren», so der Top-Banker weiter.

Dass der Präsident Gegner in der Bank hat, zeigt sich allein daran, dass seine Missetaten bereits zweimal durch Leaks an die Öffentlichkeit durchgestochen wurden. Die Indiskretionen sollen dem Verwaltungsratspräsidenten offenbar schaden. Wer hinter den Leaks steckt, ist unklar.

Wem sie nützen, ist dagegen klar: «Die Machtbalance verschiebt sich wieder Richtung CEO Gottstein», meint ein hochrangiger CS-Insider. Nahestehende Beobachter werfen hierbei ein, dass es in der aktuellen Phase ein normaler Vorgang sei, dass der Präsident nach Festlegung der Strategie wieder stärker in den Hintergrund rückt. Denn nun komme es auf die Umsetzung an, und hier sei die Geschäftsleitung gefordert.

Quellen aus dem Umfeld der Bankspitze berichten, dass der Präsident den Leiter der Geschäftsführung Thomas Gottstein vor allem in der Anfangsphase wie einen Befehlsempfänger behandelt habe: «Er hat Gottstein stark hineingeredet und ihm gesagt, was er tun soll», heisst es. Intern sei diese Attitüde oft als Besserwisserei aufgefasst worden, «deswegen ist er ja auch so unbeliebt».

Nach wie vor sei das Verhältnis der beiden Männer an der Spitze nicht einfach, und die Leaks, die Horta-Osório schaden, dürften das Verhältnis kaum verbessert haben. Eine Ablösung muss Thomas Gottstein dem Vernehmen nach aber nicht befürchten.

Der Präsident schirmt sich ab

Mehrere Quellen bescheinigen dem neuen Präsidenten zudem, dass er sich intern «seine eigene Welt» geschaffen habe und sich durch seinen persönlichen Mitarbeiterstab vom Rest der Bank abschirmen würde. Teilweise ist zu hören, dass dieses Verhalten an den früheren Chef der Bank, Tidjane Thiam, erinnere, der die Bank mit einem kleinen Kreis enger Vertrauter führte.

Nachdem der zweite Fall von Ausspähung von Geschäftsleitungsmitgliedern bekannt geworden war, stellte der Verwaltungsrat Thiam im Februar 2020 den Stuhl vor die Tür – obwohl bis heute nicht zweifelsfrei belegt ist, dass Thiam von den Beschattungen wusste.

Selbst die Kritiker von Horta-Osório anerkennen aber, dass Verstösse gegen Quarantäneregeln von der Schwere her nicht vergleichbar sind mit dem Ausspionierenlassen der eigenen Geschäftsleitungskollegen.

Aber nach dem Horrorjahr 2021 mit den Skandalen Greensill und Archegos geht die zweitgrösste Schweizer Bank mit angezähltem Spitzenpersonal ins neue Jahr. Für den erforderlichen Neustart sind das keine guten Voraussetzungen.