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Meta lanciert neue App
Das sind die besten Twitter-Alternativen

Mit dem Einstieg von Meta vergrössert sich das Feld der Apps, die Twitter beerben möchten, auf etwa ein Dutzend.

Das Timing könnte kaum besser sein: Am kommenden Donnerstag wird der Facebook-Konzern voraussichtlich Threads lancieren. Allerdings gemäss neuesten Berichten vorerst nur ausserhalb der EU – und vermutlich werden auch Schweizerinnen und Schweizer noch zuwarten müssen.

Thread ist eine neue Plattform, die als direkte Herausforderung für Twitter gedacht ist – der Kurznachrichtendienst von Elon Musk, der letztes Wochenende nicht nur für Empörung, sondern für einen neuerlichen Exodus gesorgt hat: Wohl um die Menge des Datenverkehrs zu reduzieren, hat Musk die Zahl der Tweets, die den Nutzerinnen und Nutzern angezeigt werden, beschränkt. In der Folge war der Dienst für viele kaum mehr vernünftig brauchbar.

Für Threads hat sich Meta-Chef Mark Zuckerberg einen Kniff ausgedacht: Er lanciert die App nicht als direkten Konkurrenten für Twitter, sondern als Ergänzung zu Instagram. Die Foto-Community ist für die Kommunikation mittels Bildern zuständig, die neue App ist eine «textbasierte Konversations-App» – so heisst es zumindest in der Beschreibung im App-Store von Apple, wo Threads bereits aufgetaucht ist. Wie offen die App sein wird, bleibt abzuwarten: Im Vorfeld war darüber spekuliert worden, dass sie das Activitypub-Protokoll nutzt. Das kommt in der Sphäre der alternativen sozialen Netzwerke zum Einsatz und ist eine der grossen Stärken des unabhängigen Twitter-Konkurrenten Mastodon (mehr dazu unten).

Mit dem Einstieg von Meta vergrössert sich das Feld der Apps, die Twitter beerben möchten, auf annähernd ein Dutzend. In unserer Rangliste stellen wir die Herausforderer kurz vor und bewerten ihre Erfolgschancen:

Threads

Ob Threads als Twitter-Alternative taugt, wird sich zeigen, wenn die App breit verfügbar ist. Aber die Chancen stehen gut, dass Mark Zuckerberg den aussichtsreichsten Kandidaten stellen wird.

Denn erstens sind bei Meta geballtes Know-how und eine riesige Marktmacht vorhanden. Zweitens könnte sich Threads auch die Vorarbeit zunutze machen, die Mastodon bereits geleistet hat – und all jenen Twitter-müden Nutzerinnen und Nutzern eine Anlaufstelle bieten, denen Mastodon und das Fediversum zu technisch und zu wenig zugänglich erscheinen.

Meta lanciert Threads als Ergänzung zu Instagram – auch wenn es sich eigentlich um einen Twitter-Konkurrenten handelt.

Mastodon

Auf Platz zwei steht das offene Original: das dezentrale Netzwerk, das der deutsche Software-Entwickler Eugen Rochko 2016 lanciert hat und das sich dadurch auszeichnet, dass es nicht von einem einzelnen Unternehmen betrieben wird, sondern aus unabhängigen Instanzen formiert ist – eine Instanz ist ein einzelner Webserver, der von einer Organisation, einem Verein oder auch von Privatpersonen betrieben wird, die die Kontrolle über Daten und Regeln ausüben, die auf ihrer Instanz gelten. Dank des Activitypub-Protokolls können diese Instanzen miteinander interagieren: Daraus entsteht ein Verbund von unabhängigen Servern und Diensten, der auch das Fediversum genannt wird.

Zugegeben: Die Euphorie (Run auf Mastodon, Mastodon hebt ab) ist etwas abgeflaut. Seit letztem Jahr sind auch die Nachteile sichtbar geworden. Das grösste Manko liegt darin, dass es keine Suche über alle Instanzen hinweg gibt. Das schmälert den Nutzen massiv; anders als Twitter funktioniert Mastodon nicht gut als Rechercheinstrument und als Seismograf für Trends und Stimmungen.

Trotzdem sind die Chancen intakt, dass diese Mankos überwunden werden.

Mastodon und Fediversum konnten dank der Twitter-Müdigkeit zulegen – aber in der ganz grossen Liga spielen sie noch nicht mit.

Bluesky Social

Bluesky Social (Blueskyweb.xyz) stammt zum Teil von Jack Dorsey, der auch Twitter mitbegründet hat. Dorsey setzt heute ebenfalls auf einen offenen Ansatz; im letzten Sommer hat er als seine grösste Reue bezeichnet, dass Twitter ein Unternehmen geworden sei. Ein soziales Netzwerk müsse ein Protokoll sein, weil das nicht im Besitz eines Staates oder eines Unternehmens sein könne: «Das wird jeden Tag klarer.»

Damit verfolgen Dorsey und das 2021 gegründete Start-up Bluesky einen ähnlichen Ansatz wie Mastodon. Für Dorsey spricht, dass er Twitter besser kennt als alle anderen Konkurrenten – doch Bluesky ist erst für Leute verfügbar, die das Glück haben, einen der raren Einladungs-Codes zu ergattern.

Der ehemalige Twitter-Chef Jack Dorsey, will es besser machen und unterstützt einen neuen, offeneren Kurznachrichtendienst: Das Foto 2018 entstand an einer Konferenz in Delhi, Indien.

Tumblr

Tumblr gibt es fast so lange wie Twitter. Diese Social-Media-Plattform konnte nie in der grossen Liga mitspielen, und sie hat sehr unter der Übernahme durch Yahoo 2013 gelitten. Doch heute ist sie im Besitz von Automattic: Dieses Unternehmen steht hinter Wordpress, der Software, mit der die allermeisten Sites im Web betrieben werden. Der Chef, Matt Mullenweg, will Tumblr neuen Schwung verleihen und ihn ins Fediversum bringen. Das hat Chancen auf Erfolg – doch nur, wenn nicht etwa ein Konkurrent wie Meta ihm zuvorkommt.

Post.news

Es reicht nicht, die Konkurrenz bloss zu kopieren. Wer eine echte Chance haben will, sich durchzusetzen, muss einen Mehrwert bieten. Bei Post (Post.news) ist das der Fall; dieser Konkurrent lockt mit Geld: Es gibt eine eingebaute Trinkgeldfunktion, mit der man den Urhebern eines interessanten Beitrags eine Anerkennung in monetärer Form zukommen lässt.

Post wurde von Netscape-Urgestein Marc Andreessen mitfinanziert und will sich als «Zeitung der Zukunft» positionieren. Es gibt einige prominente Nutzer wie Dan Rather, Fernseh-Urgestein und ehemaliger CBS-Anchorman, doch bislang konnte Post keine Breitenwirkung erzielen.

Post.news will zur «Zeitung der Zukunft» avancieren.

Hive Social

Diese App – hier ausführlich beschrieben – positioniert sich als sicherer Raum für Nutzergruppen, die sich auf Twitter und anderswo nicht mehr wohlfühlen. Hive Social (Hivesocial.app) hat ein besonderes Herz für die sexuellen Minderheiten der LGBTQ+-Community. Das ist ein Vorteil und gleichzeitig ein Minuspunkt: Soziale Medien funktionieren nur, wenn sie sich an ein möglichst breites Publikum richten; das haben Flops wie Ello 2014 und Vero 2018 gezeigt, die beide nicht von der Facebook-Müdigkeit profitieren konnten.

Ein zweites, behebbares Manko: Die App gibt es vorerst nur fürs Smartphone (iPhone und Android), doch ein soziales Netzwerk will auch via Browser genutzt werden.

Truthsocial.com und Gettr.com

Auch die beiden Rechtsaussen-Plattformen haben in der jetzigen Form keine Chance: Sie wurden als Sammelbecken für Leute konzipiert, die bei Twitter und anderen Plattformen gesperrt worden sind, weil sie gegen die Richtlinien verstossen haben. Doch gerade Twitter lebt von der oft unbarmherzigen Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Ansichten, Meinungen und Weltanschauungen.

Truthsocial.com wurde von Donald Trump ins Leben gerufen. Die SVP ist inzwischen an Bord, allerdings mit einer überschaubaren Zahl von Followern.

«T2»

«T2» (T2.social) wurde erst vor ein paar Wochen von drei Jungunternehmern als offensichtliche Alternative zu Twitter gestartet: «T2» ist nicht der definitive Name, sondern eine vorläufige Bezeichnung, die unschwer als «Twitter 2.0» gelesen werden kann. Hinter «T2» stehen ein Ex-Google-Mitarbeiter, ein Mann der Kommunikationsplattform Discord und eine ehemalige Twitter-Beraterin. Den zündenden Funken, der die Massen zum Wechseln bewegen würde, hatte dieses Trio bislang noch nicht.

Die weiteren Kandidaten

Diese Liste ist nicht abschliessend: Auch Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hat neulich eine Plattform lanciert, die Trust Café heisst: Sie könnte für Twitter-«Flüchtlinge» interessant sein, auch wenn sie eher als Alternative zu Reddit konzipiert ist: Das ist eine Community, die wichtig für die vielfältige Netzkultur ist. Sie hat in den letzten Wochen eine ähnliche Entwicklung durchgemacht wie Twitter: Um fit für die Börse gemacht zu werden, hat die Unternehmensleitung Entwickler von Dritt-Apps durch unerwartete Geldforderungen für die Nutzung der Programmschnittstellen zur Aufgabe gezwungen.

Hinter Trust Café steht Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, der «Fehlinformationen in den sozialen Medien bekämpfen» will.

Zwei weitere Anwärter seien hier der Vollständigkeit halber erwähnt: Das sind die Damus-App, die fürs iPhone erhältlich ist und auf ein Protokoll namens Nostr setzt, sowie Substack.com/notes von einem Dienst für abonnierbare Newsletter.