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Tumblr und Post.news
Ein neuer Twitter-Konkurrent lockt mit Geld

Post.news als Anti-Twitter: Die Betreiber grenzen sich explizit von Elon Musk ab.

Während Elon Musk alles daran setzt, dass bei Twitter keine Ruhe einkehrt, bringen sich mögliche Nachfolger in Stellung: Das dezentrale Netzwerk Mastodon erlebt in Europa grossen Zulauf. Die Hive-App wird vor allem in den USA als Alternative gehandelt.

Und es gibt einen Social-Media-Veteranen, dem manche aufgrund des Schlingerkurses bei Twitter einen zweiten Frühling prophezeiten: Tumblr.com. Als Blogging-Plattform startete sie 2007 mit sozialer Vernetzung. Mit dem Fokus auf kurze Beiträge und mit immerhin 472 Millionen registrierten Nutzern ist Tumblr tatsächlich nicht schlecht aufgestellt, um Twitter zu beerben, sollten dort der Exodus der Nutzer und die Umwandlung in ein politisches Kampfinstrument nach Musks Vorlieben weitergehen.

Matt Mullenweg – hier 2014 an einer Konferenz – hat mit Wordpress eine Software entwickelt, mit der ein Grossteil aller Websites im Netz laufen. Er besitzt auch den Microblogging-Dienst Tumblr.

Tumblr ist zwar keine Erfolgsgeschichte: Der Dienst hat lange Jahre stagniert. Das ist dem ehemaligen Besitzer Yahoo anzulasten, der Tumblr 2013 übernommen hat. Doch seit 2019 gehört der Mikrobloggingdienst Automattic: Das ist das Unternehmen, das mit Wordpress eine weltweit erfolgreiche Software für Websites betreibt. Dessen Chef, Matt Mullenweg, hat Tumblr schon im Februar, noch vor der Twitter-Übernahme durch Musk, zur Top-Priorität erklärt.

Mullenweg wird Tumblr mit der Activitypub ausstatten. Diese offene Technologie steckt auch hinter Mastodon und dem Fediversum. Mit diesem Schritt erhebt Tumblr nicht den Anspruch, Twitter allein zu beerben. Aber Matt Mullenweg stärkt das sogenannte Fediversum, das sich als offene Alternative zu den geschlossenen, kommerziellen Social-Media-Plattformen sieht.

Gute Inhalte werden mit einem Trinkgeld belohnt

Ein brandneuer Kandidat ist Post.news: Dieses soziale Netzwerk ging am 14. November an den Start. Es erinnert optisch sehr an Twitter, und es gibt eine weitere Parallele. Es hat Geld von Marc Andreessen erhalten, der hinter dem legendären Netscape-Browser steht und heute mit seinem Unternehmen Andreessen Horowitz als Geldgeber auftritt. Zwischen 2005 und 2009 hat er auch in den aufstrebenden Mikrobloggingdienst investiert.

Post als reinen Twitter-Klon zu betrachten, würde zu kurz greifen. Gründer Noam Bardin hat einige Jahre bei Google gearbeitet und zuvor die Navigations-App Waze vorangetrieben. Bardin sieht seine App als «Zeitung der Zukunft»: User sollen die Plattform nutzen, um qualitativ hochwertige Inhalte weiterzuverbreiten. Dafür gibt es die üblichen Social-Media-Funktionen wie Hashtags, Favoriten und Reposten.

Als Besonderheit gibt es die Trinkgeldfunktion: Mit ihr lässt man dem Urheber eines Beitrags eine Anerkennung in Form von «Points» zukommen. Diese Einnahmen lassen sich ab einem Mindestbetrag in US-Dollar umwandeln und auszahlen. Sprich: Das Veröffentlichen von guten Inhalten kann sich bei Post auch finanziell lohnen.

Das ist interessant genug, dass sich auf Post bereits einige Schweizer Nutzerinnen und Nutzer tummeln, obwohl die App noch in der Betaphase ist und man sich auf eine Warteliste setzen muss, wenn man teilnehmen möchte.

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Der Gründer, Noam Bardin, will echte Menschen, handfeste Nachrichten und einen zivilisierten Umgang.
Eine Besonderheit bei Post ist der «Tip»-Knopf, mit dem Nutzerinnen und Nutzer einen gelungenen Beitrag mit einem Trinkgeld entlohnen.
Der Gründer, Noam Bardin, will echte Menschen, handfeste Nachrichten und einen zivilisierten Umgang.

Trotz der eigenständigen Ideen wird es für den dauerhaften Erfolg notwendig sein, dass sich Post aus Twitters Schatten löst. Danach sieht es im Moment aber nicht aus, zumal auch Technik-Chef Noel Baron Post als «Anti-Twitter» definiert. Er hat auf einen Post von Elon Musk Bezug genommen, in dem der Twitter-Chef in rechtspopulistischer Manier eine Anklage für den US-Immunologen Anthony Fauci verlangte, der die US-Regierung während der Corona-Pandemie beraten hat: «Sicherheit, insbesondere für Menschen, die ohne die Vorurteile radikaler Administratoren leben wollen, ist einer der vielen Gründe, warum Noam und ich Post lanciert haben», schrieb er.