Tiktok-Star Cheyne Lewin Hofer Das Geheimnis des bekanntesten Coiffeurs der Schweiz
Er arbeitet in einem Vorort von Solothurn, doch zu ihm kommen sogar Kunden aus Deutschland. Davor war er zwei Jahre lang arbeitslos.
Der bekannteste Coiffeur der Schweiz ist 26 Jahre alt. Er heisst Cheyne Lewin Hofer und wusste nach der Schule erst nicht, was er machen sollte. Heute hat er Kundenanfragen aus Berlin und Hamburg, die zu ihm in den Solothurner Vorort Zuchwil kommen wollen.
Sein Geheimnis: Zeit, Perfektion und Marketing. Für jeden Männerhaarschnitt nimmt er sich eine Stunde. Sein Ziel sind messerscharfe und perfekt gerundete Konturen für den Auftritt auf Social Media. «Meine Kunden sollen mit ihrer neuen Frisur auf Instagram oder Tiktok glänzen», sagt Hofer.
Hofer selbst postet eigene Videos auf Tiktok, und er knackt damit regelmässig die Marke von 10 Millionen. Seine Videos, die ihn beim Haareschneiden zeigen, sehen mehr Menschen, als die Schweiz Einwohnerinnen und Einwohner hat. Die Wartezeit auf einen Termin beträgt zwei Monate. Diese Woche will ihn der deutsche Fernsehsender Pro Sieben wegen seiner auch in Deutschland wachsenden Bekanntheit beim Haareschneiden filmen.
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Auf dem Sessel, auf dem Hofers Kunden Platz nehmen, steht «Wizdomblendz», der Name seiner Social-Media-Kanäle. Was ausserdem anders ist als bei anderen Coiffeuren: Vier Neonrundlampen, ein Extraspot sowie eine grosse Fotostudioleuchte – genannt Softbox – stehen rings um Hofers Haarschneideplatz. So ist es nicht nur gleissend hell, sondern auch schattenlos. «Das ist wichtig, damit ich beim Schneiden perfekt sehen kann und dass wenn ich filme, alles ausgeleuchtet ist», erklärt Hofer.
Rund 10’000 Franken hat Hofer in seine gesamte Ausrüstung investiert. Dazu zählen neben der Beleuchtung auch sechs verschiedene Schneidemaschinen. Ausserdem spezielle Sprühfarbe, die er in den USA bestellt und ganz am Schluss auf die Haarkonturen spritzt. Sie ist wasserfest, verschwindet jedoch nach zwei Tagen durchs Liegen.
Einen eigenen Salon hat Hofer nicht, er ist einer von derzeit zwei Angestellten in Kubis Hair Gallery in Zuchwil bei Solothurn. «Er ist zwar berühmt, aber bei uns gibt es keine Konkurrenz, jeder hat seine Kunden», sagt Salon-Chef Kubi Altintac.
Nach der Schule war Hofer erst 2 Jahre ohne Job oder Ausbildung. Dann habe er sich spontan für eine Coiffeurlehre entschieden. »Ich habe das halt mal gemacht.» Die Leidenschaft sei erst mit der Zeit gekommen.
In der Schweiz gibt es 4500 registrierte Coiffeurgeschäfte mit mehreren Angestellten. Hofer sagt von sich, dass er einer der wenigen in der Schweiz sei, die Trendfrisuren aus den USA schneiden könnten. Der «Edgar»-Haarschnitt, eine Art Pilzkopf mit volumigem Oberkopf und gerader, langer Stirnpartie, sei in der Schweiz kaum bekannt.
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In der Schweiz sind Coiffeure selbst für ihre Weiterbildung verantwortlich, obligatorisch ist sie nicht. Es gibt jedoch viele Seminare auch von Coiffeur-Ikonen aus dem Ausland, die die neuesten Trendfrisuren in die Schweiz bringen und den Coiffeuren hier zeigen, wie der Schnitt geht. Laut dem Verband Coiffure Suisse sind diese Kurse sehr gut besucht. «Grundsätzlich herrscht in der Branche Bedarf an gut ausgebildetem Personal», sagt Claudia Hablützel.
Hofer dagegen bildet sich ständig per Youtube weiter, wo US-Coiffeure sich beim Haareschneiden zeigen.
Tiktok-Star Hofer experimentiert jedoch auch mit eigenen Frisuren: Er hat weltweit den ersten «Edgar» mit Dauerwelle gepostet.
Jeder Haarschnitt bei Hofer kostet 50 Franken. Hofer selbst erhält von seinem Chef einen Stundenlohn. Wie hoch dieser ist, wollen Hofer und Altintac nicht verraten.
In der Schweizer Coiffurebranche ist die Bezahlung per Stundenlohn neben dem Monatslohn eine übliche Form, sagt Claudia Hablützel. Monatslohn findet sie als fixes und sicheres Einkommen für einen Angestellten jedoch besser. Hablützel leitet die Geschäftsstelle des Vereins, der die Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Branche kontrolliert – die Paritätische Kommission für das schweizerische Coiffuregewerbe. Beim Stundenlohn müssen noch Ferien- und Feiertagsentschädigung als Zuschläge hinzukommen.
Auch bei der Bezahlung nach Stundenlohn muss der Mindestlohn eingehalten werden, bei Berufsanfängern mit Abschluss beträgt dieser im ersten Berufsjahr aktuell 3850 Franken, was 20.81 pro Stunde ohne Zuschläge entspricht. Für Ungelernte sind es 3470 Franken im Monat.
Irgendwann will sich Hofer mit einem eigenen Salon selbstständig machen. In die Grossstadt zieht es ihn nicht, er will im Kanton Solothurn bleiben. In zehn Jahren will er dann eine eigene Coiffurekette mit Läden in der ganzen Schweiz haben. «Ich will meine eigene Marke schaffen.» Dafür will er sich ein eigenes Team aufbauen, mit Leuten, die er selbst ausbildet.
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