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Miniatur des Alltags
Corona bringt die Jugend zurück

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Letztmals verhinderte mein Alter vor einem halben Jahrhundert, dass ich etwas machen darf. Damals war es der Eintritt in ein Kino, in dem – sagen wir mal – ein Film für Erwachsene gezeigt wurde. Da nützten auch das Auf-die-Zehen-Stehen und eine aufgesetzt gelangweilt-tiefe Stimme nichts. Ich blieb draussen, die «leider vergessene» ID war eine ebenso untaugliche Ausrede.

Es ist die Tragik vieler Menschen, dass sie in jungen Jahren gerne älter wären. Doch kaum sind sie es, wünschen sie sich die Jugend zurück. Zum Glück geriet ich nie in solch ein Altersdilemma. Seit der Volljährigkeit bin ich mehr oder weniger immer zufrieden mit meinem Jahrgang. Was nicht heisst, dass ich stets auch den Vorstellungen entsprechen will, wie man es von einem «in meinem Alter» erwartet. Verrückte Sachen halten jung, pflege ich mir einzureden. Bisher bin ich gut damit gefahren, ich stehe zu jedem meiner 64 Jahresringe.

Um ein Jahr zu jung: Der Autor erhielt zunächst keinen Termin für die Covid-19-Impfung. 

Und jetzt das! Anfang Monat wollte ich mich in einem regionalen Impfzentrum anmelden. Aber mit meinem Alter blitzte ich ab, denn um einen fixen Termin für die Covid-19-Impfung zu erhalten, fehlte mir ein Jahr: Die Generation «65 plus» hat Vorrang und kommt in der Impfkampagne als nächste Kategorie an die Reihe. Ich nahm es mit Verständnis zur Kenntnis und dachte mir mit innerlichem Grinsen: Als mir die Frau damals an der Kinokasse «Sie sind noch zu jung.» sagte, konnte ich nicht ahnen, dass mir sinngemäss der gleiche Satz erst wieder nach fast 50 Jahren einen Zutritt verwehren würde.

Den Impftermin erhielt ich schliesslich schneller als erhofft, von meiner Hausärztin. Hoher Blutdruck sei Dank, er lässt mich um eine Dringlichkeitsstufe nach vorne rutschen. Seltsam: Vor der Kinokasse hatte ich damals auch hohen Blutdruck, nur half mir der nichts.