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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Das verwöhnte Federvieh

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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Eigentlich sollten sie es ganz einfach schön haben bei uns. Ein glückliches Leben führen dürfen, ohne Druck und Stress. Fressen, an der Sonne liegen oder nach Lust und Laune durch den Garten strolchen.

Und nun haben wir den Salat: Die Hühnerschar hat sich zu einer verwöhnten Truppe entwickelt. Das zeigt sich folgendermassen. Vor kurzem durften die fünf Hennen in einen grossen Stall mit diversen Schlafkojen, Legeboxen, Einstreu zum Scharren und Legemehl à gogo umziehen. Das war ein Sprung quasi vom Tiny House in die Villa. Morgens öffnet sich jeweils das automatische Törchen, und hinaus gehts in die gedeckte Aussenvoliere. Und hier manifestiert sich nun das Verwöhnproblem: Denn die kleinen Divas denken nicht im Traum daran, auch nur eine Minute in der neuen Voliere auszuharren, wenn draussen die Freiheit ruft.

Entsprechend energisch bestehen sie auf ihrem vermeintlichen Recht und gackern morgens hinter der Volierentür um die Wette. Öffnet man den Herrschaften das Tor zum Paradies, trippeln sie nicht etwa glückselig auf der Wiese umher und suchen Käfer und Raupen. Nein, dann geht es im Eilschritt den Hang hinauf vor die Terrassentür.

Dort veranstalten sie gleich noch mal ein Konzert. Die Hennen wissen genau, dass an dieser Stelle manchmal kulinarische Leckerbissen serviert werden: zarte grüne Erbschen, Sonnenblumenkerne, Quark-Karotten-Dip – wer will sich da schon mit nackten Regenwürmern begnügen. Bleibt der Apéro aus, wird noch eine Weile geschimpft.

So kann es nicht weitergehen, das ist ja der reinste Hühnerterror. Ich muss den Damen klar machen, dass sie bei uns auf einer Art Ponyhof für Hühner leben. Etwas mehr Dankbarkeit wäre angebracht. Und sonst müssten wir mal zusammen ein Hühnchen rupfen.