Umstrittene CO₂-ZertifikateSchweizer Klimagigant zieht bei Prestigeprojekt den Stecker
South Pole, der Weltmarktführer für Klimaschutzprojekte, stoppt wegen dubioser Klimazertifikate den Vertrag mit dem Eigentümer eines Urwaldprojekts in Zimbabwe.
Mit Klimaschutzprojekten wurde South Pole, ein Unternehmen aus Zürich, innert weniger Jahre zu einem Milliardenkonzern. Doch nun bringt ausgerechnet sein Vorzeigeprojekt den Weltmarktführer ins Trudeln. Am Freitag gab South Pole bekannt, dass er die Vertragsbeziehungen zum Eigentümer des Waldschutzprojektes Kariba in Zimbabwe – dem Unternehmen Carbon Green Investments mit Sitz auf der Steueroase Guernsey – abbricht.
«Die Kündigung erfolgt nach sorgfältiger Prüfung des Projekts, der damit verbundenen Probleme und der öffentlich erhobenen Vorwürfe», teilte South Pole mit. Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der CO₂-Zertifizierung aus dem Kariba-Projekt würden nun in der alleinigen Verantwortung von Carbon Green Investments liegen. «Die Rolle von South Pole als Entwickler von Kohlenstoffanlagen ist beendet.»
Der Schritt erfolgt, nur eine Woche nachdem die in Washington ansässige Zertifizierungsstelle Verra eine Untersuchung gegen das Kariba-Projekt eingeleitet und alle weiteren Kreditvergaben auf Eis gelegt hat.
Der Nutzen wurde überschätzt
Das Kariba-Urwaldschutzprojekt – eines der grössten der Welt – geriet in Verruf, nachdem Recherchen gezeigt hatten, dass deutlich weniger CO₂ eingespart wurde als ursprünglich berechnet und gegenüber der Öffentlichkeit versprochen.
«Wir sind nicht zuversichtlich, dass das Projekt die hohen Standards erfüllt, die wir von unseren Partnern in der ganzen Welt erwarten», lässt South-Pole-CEO Renat Heuberger verlauten. Er sei aber nach wie vor der Meinung, dass Kariba den Gemeinden, die es unterstütze, wie auch dem Wald und der Biodiversität, die es schütze, Vorteile bringen sollte.
Das Unternehmen und seine Führung sei entschlossen, aus den negativen Erfahrung mit dem Kariba-Projekt zu lernen, schreibt South Pole. «Die Geschäftsleitung ist sich sehr wohl bewusst, dass sowohl das Projekt als auch der breitere freiwillige Kohlenstoffmarkt derzeit auf dem Prüfstand stehen.» Aus diesem Grund arbeite South Pole seit mehr als einem Jahr an der Verbesserung seiner Qualitätskontrolle und der Sorgfaltsprüfungen.
Zur Geschäftsleitung gehört der grüne Zürcher Nationalrat Bastien Girod. Er ist Chef des Europa-Geschäfts und bestritt noch im Juli gegenüber dieser Redaktion, dass South Pole wertlose Zertifikate verkauft habe. Vor einer Woche machte Girod einen Rückzieher und äusserte selber Zweifel am Vorzeigeprojekt Kariba.
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