Bürohr – Wirtschaftsnews der WocheMigros-Sprecherin «spioniert» an Coop-Veranstaltung
Das «Bürohr» der «SonntagsZeitung» ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.

Als Coop letzte Woche seine Geschäftsergebnisse bekannt gab, nahm mehr oder weniger gut getarnt zwischen den Medienschaffenden die Kommunikationschefin der Migros, Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Platz. War da etwa jemand auf geheimer Mission zur Konkurrenz geschickt worden? Mitnichten, denn anscheinend ist es Usus, dass die beiden Detailhändler sich jeweils an der Bilanzmedienkonferenz gegenseitig einen Besuch abstatten.
Ganz einfach war dieser Gang für Huguenin-dit-Lenoir wohl nicht, läuft es bei Coop doch derzeit wie geschmiert. Es macht sich bezahlt, dass die Detailhändlerin aus Basel schon vor Ewigkeiten die Strukturen vereinfacht hat. Doch während die Migros sich vom stationären Handel beispielsweise im Bereich der Heimelektronik getrennt hat, hält Coop weiterhin trotz schwierigem Umfeld an Interdiscount und Co. fest. Eine Journalistin wollte deshalb von Coop-Chef Philipp Wyss wissen, ob die Migros diesbezüglich einen Vorsprung vor Coop habe. Diese Frage freute Huguenin-dit-Lenoir natürlich. Und es zeigte sich deutlich ein Lächeln in ihrem Gesicht.
Den Hotels darf es ja nicht zu gut gehen – sonst kann die Branche in Bern keinen Druck machen

2024 gab es schon wieder einen Rekord bei den Logiernächten in der Schweiz. Nur darüber sprechen wollte bei der Präsentation der Zahlen letzte Woche von den Branchenverantwortlichen niemand so wirklich. Gerade Martin von Moos, der Präsident von Hotelleriesuisse, bemühte sich stark, eine ganz andere Zahl in den Vordergrund zu rücken, die sogenannte Bruttozimmerauslastung.
Denn, so ist aus der Branche zu hören, hätte die Öffentlichkeit immer nur die Rekorde bei den Logiernächten im Kopf, könne noch der Gedanke aufkommen, der Branche, die sich gerade intensiv um die Fortführung ihres vergünstigten Mehrwertsteuersatzes bemüht, gehe es gar nicht so schlecht. Die Bruttozimmerauslastung liegt aber übers ganze Jahr genommen durchschnittlich nur bei etwa 50 Prozent. Das tönt doch gleich viel dramatischer.
Glencore will von der Londoner an die US-Börse, die Schweizer Börse spielt gar keine Rolle

Für Glencore-Chef Gary Nagle ist das Glas halb voll. Zwar wies der Zuger Rohstoffkonzern am Mittwoch einen Jahresverlust aus, die Aussichten für die Firma seien aber gut. Die Aktien der Firma würden bei den Investoren aber besser ankommen, wenn sie nicht mehr an der Londoner Börse gelistet wären, sondern künftig in New York notiert würden. «Letztendlich wollen wir sicherstellen, dass unsere Wertpapiere an der richtigen Börse gehandelt werden, an der wir die richtige und optimale Bewertung für unsere Aktien erhalten können», sagte Nagle.
Die britischen Medien machten sich in den Folgetagen prompt Sorgen um die schwindende Bedeutung der Londoner Börse, sie hat gemäss «Guardian» allein im letzten Jahr 88 Firmen verloren und nur 18 dazugewonnen. Viel bitterer muss die Diskussion für die Schweizer Börse sein – sie kommt in der Debatte um die Zuger Firma nicht einmal vor.
Jelmoli ist nicht gleich Jelmoli

Nächsten Freitag schliesst das Traditionshaus Jelmoli in Zürich endgültig seine Türen. Doch online soll es weitergehen. Diesen Eindruck erhält man jedenfalls, wenn man eine aktuelle Werbekampagne sieht. Die Plakate hängen derzeit unter anderem in den Trams in der Stadt Zürich. «Da, um zu bleiben», steht darauf.
Das Warenhaus, heisst es zusammengefasst, schliesse zwar, der Shop aber bleibe weiterhin 24 Stunden an sieben Tagen geöffnet. Beworben wird so der Onlineshop Jelmoli-shop.ch. Das Problem ist nur, mit dem Einkaufshaus Jelmoli hat dieser längst nicht mehr zu tun. Bereits in den 90er-Jahren war dieser an die deutsche Heinrich Heine GmbH verkauft worden. Mit dem Warenhaus in Zürich hat der Shop also nur noch den Namen gemeinsam, mehr nicht, und die aktuelle Werbekampagne ist nichts mehr als ein kleiner Trittbrettfahrer-Trick.
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