Drei Jahre Ukraine-KriegSie flohen aus Mariupol – nun spielt das Kammerorchester im Zürcher Grossmünster
Am Sonntag tritt das Kammerorchester der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol in Zürich auf – und will damit an die «eigene ukrainische Kultur» erinnern. Stadtpräsidentin Corine Mauch wird eine Ansprache halten.

- Die Kammerphilharmonie von Mariupol tritt in sechs Schweizer Städten auf.
- Das Orchester gedenkt des Jahrestags des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
- Der Bürgermeister von Mariupol betont, dass die Stadt trotz russischer Besetzung Teil der Ukraine bleibe.
- Organisiert wurde die Tournee vom ukrainischen Kulturzentrum Prostir in Luzern.
Die Kammerphilharmonie von Mariupol konnte als ganzes Orchester aus der von Russland besetzten Hafenstadt fliehen. Seither hält sie sich in Kiew auf.
Zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs kommen die Musiker zusammen mit dem Bürgermeister von Mariupol in die Schweiz und treten während einer Woche in insgesamt sechs Schweizer Städten auf. Am Sonntag spielen sie in der Zürcher Kirche Grossmünster. Der Eintritt ist frei.
Mariupol ist noch immer besetzt
Vor dem Krieg hatte die am Asowschen Meer gelegene ukrainische Stadt Mariupol 400’000 Einwohner. Sie war bis zur Belagerung eine der bedeutendsten Hafen- und Universitätsstädte der Ukraine.
Nach Ausbruch des Kriegs am 24. Februar 2022 wurde die Stadt insgesamt während 87 Tagen belagert, bevor sie komplett eingenommen wurde. Dabei erlangte das Stahlwerk Asow aufgrund der heftigen Bombardements international traurige Berühmtheit. Vizebürgermeister Sergei Orlow versuchte während dieser Zeit jeden Tag mit den Russen zu verhandeln, um einen Korridor für die Evakuierung herzustellen. Dies ist am Schluss auch gelungen.
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Nun sind Orlow sowie der amtierende Bürgermeister Wadim Bojtschenko zusammen mit dem Orchester in die Schweiz gereist, um im Rahmen einer Konzerttournee an den 3. Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs zu erinnern.
Die Ukraine hat «eine eigene ukrainische Kultur»
Organisiert wurde die Tournee von dem in Luzern ansässigen ukrainischen Kulturzentrum Prostir. Urban Frye ist Mitgründer des Vereins. Auf einer seiner Ukraine-Reisen hat er Sergei Orlow kennen gelernt. «Als ich gehört habe, dass dieses Orchester noch existiert, wollte ich unbedingt, dass es bei uns auftritt», sagt Frye gegenüber dieser Redaktion.

Die Konzerte sollen auch daran erinnern, dass die Ukraine nicht einfach ein Teil einer slawischen Kulturregion ist, «sondern dass eine eigene, ukrainische Kultur existiert», sagt Frye.
Mit der Kehrtwende der USA sei die Situation für die Ukraine noch schwieriger geworden. «Wir hoffen, dass die westliche Wertegemeinschaft, insbesondere die Schweiz, die Ukraine und die besetzten Gebiete nicht aufgibt.»
Bürgermeister von Mariupol gibt sich kämpferisch
Seit der Evakuierung von Mariupol leben der Bürgermeister Wadim Bojtschenko sowie der ehemalige Stadtrat in Exil in der fünf Stunden entfernten Stadt Dnipro. Ihre Bemühungen konzentrieren sich auf die Planung des Wiederaufbaus der Stadt. Der Bürgermeister von Mariupol ist Vorsitzender der Sektion der besetzten Städte im ukrainischen Städteverband.
Dabei entstand der sogenannte Wiederbelebungsplan «Mariupol Reborn» – gemäss Medienmitteilung der «grösste Stadtwiederbelebungsplan seit dem Zweiten Weltkrieg». Ziel ist, das entwickelte Konzept mit anderen ukrainischen Gemeinden zu teilen, die ebenfalls unter der russischen Aggression gelitten haben und wiederhergestellt werden müssen.
Doch diese Arbeit wird zunehmend erschwert, auch durch die geopolitische Lage. Wie Präsident Donald Trump kürzlich mitteilte, geht er nicht davon aus, dass die Ukraine ihre besetzten Gebiete zurückbekommt.
Die Botschaft von Bürgermeister Bojtschenko wird an diesem Sonntag in Zürich dementsprechend klar sein: Mariupol ist Teil der Ukraine. Und das soll auch so bleiben.
Corine Mauch hält eine Ansprache
Auch Stadtpräsidentin Corine Mauch wird am Sonntag im Zürcher Grossmünster sein und eine Ansprache halten. Wie die Medienstelle mitteilt, wird sie darin die Solidarität der Stadt Zürich mit den Ukrainerinnen und Ukrainern ausdrücken. Zuvor werden sich Mauch und Bürgermeister Bojtschenko im kleineren Rahmen austauschen.
Heute ist Mariupol immer noch unter russischer Besetzung. Rund 60’000 Menschen leben dort.
Das ukrainische Gedenkkonzert mit der Kammerphilharmonie Mariupol findet am Sonntag, 23. Februar, um 14 Uhr im Grossmünster statt. Mehr Informationen dazu hier.
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